Schwäbische Zeitung (Biberach)
Länder bereiten sich auf Wölfe vor
Baden-Württemberg kooperiert künftig mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland – Tier nahe Ostrach gesichtet
STUTTGART (kab) - Baden-Württemberg startet eine Kooperation mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zum Umgang mit Wölfen. Unter anderem wollen sich die Länder intensiv austauschen – etwa über Wolfssichtungen. Dafür wollen sie eine Managementgruppe einrichten, wie Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag in Stuttgart sagte. Seinen Kabinettskollegen, Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU), hat er bei seinen Planungen nicht eingebunden. Dafür erntet Untersteller Kritik.
STUTTGART - Baden-Württemberg kooperiert beim Umgang mit Wölfen künftig mit drei anderen Bundesländern. Das kündigte der Südwest-Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag in Stuttgart an. Dafür habe sein Haus ein Konzept mit den zuständigen Ministerien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland entwickelt. Die Länder wollen Informationen zu Wolfssichtungen austauschen und sich in Problemfällen stärker unterstützen.
„Ich bin weder ein Wolfsfreund, noch ein Wolfshasser“, sagte Untersteller. Baden-Württemberg sei aber wie die drei anderen Bundesländer „Wolfserwartungsland“. Sie wollen laut Untersteller zunächst eine gemeinsame Arbeitsgruppe erstellen, die sich mit dem Wolfsmanagement beschäftigt. In dieser Gruppe wollen sich die Länder regelmäßig austauschen – über Sichtungen von Wölfen ebenso wie über Möglichkeiten, Herden zu schützen. „Es geht nicht darum, den Wolf wieder loszuwerden, sondern darum, die Sicherheit zu stärken“, sagte Untersteller. Auch mit Bayern wolle er in Kontakt treten, kündigte Untersteller an. Aber erst, wenn Ministerpräsident Horst Seehofer seine Macht an Markus Söder (beide CSU) übergeben hat und die künftigen Zuständigkeiten klar seien.
Ein Wolf lege in einer Nacht bis zu 70 Kilometer zurück, auch über Ländergrenzen hinweg. Deshalb richten die einzelnen Ländern Teams ein, die ein Tier auch über eine Bundeslandgrenze hinweg verfolgen und notfalls sogar töten dürfen, wenn der Wolf verhaltensauffällig sei. Laut Untersteller sei dies der Fall, wenn sich ein Wolf wiederholt Menschen nähert, oder mehrfach Herdenschutzzäune überwindet und etwa Schafe reißt.
Über die Größe der Wolfspopulation könne man indes keine Angaben machen. „Nach allen Erfahrungen, die man in ähnlichen Regionen gemacht hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Rudel bildet“, sagt Andre Baumann, Staatssekretär in Unterstellers Ministerium. „2015 kamen die ersten jungen Wölfe, das war die Vorhut. Jetzt werden die Sichtungen häufiger“, so Baumann weiter. Zuletzt ist im Februar im Oberen Donautal bei Beuron (Kreis Sigmaringen) ein Tier in die Fotofalle getappt. Wie nun bekannt wurde, ist vermutlich derselbe Wolf von einem Autofahrer bei Ostrach (ebenfalls Kreis Sigmaringen) gesehen worden.
Bis ein Weibchen auf ein Männchen trifft und mit diesem Nachwuchs zeugt, also ein Rudel bildet,lasse sich jedoch nicht genau vorhersagen. „Es kann in zwei, fünf oder sieben Jahren sein“, sagte Baumann. Dennoch bereite man sich auf diese „zweite Besiedlungsphase“jetzt vor.
Wolf steht unter Schutz
Umweltminister Untersteller betonte dabei den besonderen Schutz des Raubtiers. „Um einen Wolf zu töten, braucht es eine Ausnahme vom Tötungsverbot des Bundesnaturschutzgesetzes.“Die könne nur die oberste Naturschutzbehörde erteilen – in Baden-Württemberg ist dies das Umweltministerium, das er selbst verantwortet. In der Vergangenheit kam es bei der Frage nach dem richtigen Umgang mit Wölfen zu Unstimmigkeiten zwischen Untersteller und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). In die Kooperation mit den anderen Ländern sei Hauk nicht involviert gewesen, „weil ich zuständig bin“, sagte Untersteller. Hauk hatte sich dafür ausgesprochen, den Wolf in das Jagdrecht des Landes und damit in seine Zuständigkeit zu übernehmen. Untersteller dazu am Montag: „Es ist egal, ob der Wolf im Jagdrecht ist. Er bleibt nach Bundesnaturschutzgesetzes eine streng geschützte Art. Im Jagdrecht hätte er sozusagen ganzjährig Schonzeit.“
Die Opposition im Landtag kritisierte Untersteller für sein Vorgehen ohne Hauk. Gabi Rolland von der SPD sprach von einem „Kasperletheater“. Andreas Glück (FDP) mahnte: „Bevor Minister Untersteller sein Vorgehen mit Wiesbaden, Mainz und Saarbrücken abstimmt, sollte er sich aber erst einmal mit seinem thematisch ebenfalls betroffenen Kabinettskollegen Peter Hauk an einen Tisch setzen.“
Ein Videointerview zum Thema Wolf mit Umweltstaatssekretär Andre Baumann finden Sie unter