Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Schlammschlacht
Pornostar spricht in TV-Interview über ihre angebliche Affäre mit Donald Trump
WASHINGTON - Affäre um eine angebliche Affäre: Der US-Pornostar Stormy Daniels und US-Präsident Donald Trump liefern sich eine Schlacht nicht nur über die Frage, ob Trump 2006 mit der heute 39-Jährigen intim war. Sondern auch darüber, ob die Frau vom Trump-Umfeld bedroht wurde, als sie 2011 die damals schon fünf Jahre alte Geschichte publik machen wollte. Und ob eine Zahlung von Trumps Anwalt Michael Cohen an Daniels elf Tage vor der Wahl 2016 in Höhe von 130 000 Dollar als Schweigegeld zu werten ist – was dann wiederum ein möglicher Verstoß gegen die Wahlkampfregeln wäre.
Das amerikanische Publikum kennt Stephanie Clifford eher als Stormy Daniels, unter dem Namen, den sie sich als Pornodarstellerin zulegte. Sie stammt aus Baton Rouge am Mississippi, mit 17 trat sie zum ersten Mal in einem Stripclub auf, mit 21 begann sie Pornofilme zu drehen. Als 2010 die Tea-Party-Welle durchs Land rollte, spielte sie mit dem Gedanken, sich in ihrem Heimatstaat Louisiana für einen Sitz im US-Senat zu bewerben. Vor zwei Monaten tauchte sie erneut im Rampenlicht auf, völlig unvermittelt, nachdem das „Wall Street Journal“über eine Schweigevereinbarung zwischen ihr und Donald Trump berichtet hatte. Seither tourt sie durchs Land, wobei der Titel ihrer Tournee Anleihen beim „Make America Great Again“des Präsidenten aufnimmt. „Make America Horny Again“(„Macht Amerika wieder geil“), lautet er.
Waren das bislang eher Nischenveranstaltungen gewesen, so suchte Stephanie Clifford am Sonntagabend die renommierteste Fernsehbühne, die man zwischen Seattle und Miami haben kann. Für „60 Minutes“, den Quotenrekordhalter unter den TVMagazinen, ließ sie sich interviewen.
Sie habe in der Vergangenheit aus Furcht vor Konsequenzen über die Affäre geschwiegen, berichtete Daniels. „Ich hatte Angst“, sagte die Schauspielerin.
2006 habe sie Sex mit Trump gehabt, in einer Hotelsuite am Lake Tahoe, einem Bergsee in der Sierra Nevada. Der Immobilienmogul war zu einem Golfturnier angereist, kurz nachdem seine Frau Melania den gemeinsamen Sohn Barron zur Welt gebracht hatte. Trump bestreitet die Affäre.
In dem Interview schilderte die Frau, dass sie wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl 2016 ein Schweigegeld von Trumps persönlichem Anwalt Cohen angenommen habe. Sie sei Jahre zuvor, 2011, von einem Unbekannten bedroht und aufgefordert worden, nichts über die Affäre verlauten zu lassen, sagte Clifford. Daran habe sie sich erinnert, als sie die Schweigevereinbarung mit Cohen unterzeichnet habe. „Ich fühlte mich eingeschüchtert.“
Auch Playmate erzählt Intimes
Die Affäre um Stormy Daniels ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Problemen, die der US-Präsident mit Frauen aus seiner Vergangenheit hat. Auch das Ex-Playmate Karen McDougal will an gleicher Stelle – in einem Hotel am Lake Tahoe in Kalifornien – mit Trump intim gewesen sein. Er habe versucht, sie für den Sex zu bezahlen, sie habe abgelehnt und sich gekränkt gefühlt. Dem Fernsehsender CNN berichtete McDougal: „Ich schaute ihn an und sagte: ‚Das bin ich nicht, ich bin nicht so eine Art Frau‘.“Insgesamt 19 Frauen behaupten, Sexualkontakte mit Trump gehabt zu haben – nicht in allen Fällen soll der Sex den Klagen zufolge im Konsens erfolgt sein.
Die in ihrer Branche über Jahre hinweg äußerst erfolgreiche Pornodarstellerin und -regisseurin Clifford betonte, dass sie nur einmal Sex mit Trump gehabt habe. Das sei völlig freiwillig geschehen, auch wenn sie sich nicht zu ihm hingezogen gefühlt habe. Sie sei kein Opfer gewesen.
Auf die Frage des „60 Minutes“Reporter, warum sie jetzt alles an die Öffentlichkeit bringen wolle, antwortete Clifford: „Es ist nicht o.k. für mich, als Lügnerin dargestellt zu werden.“Sie wolle sich verteidigen.