Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tochterfirmen sorgen für Unsicherheiten
So bewerten die Gemeinderatsfraktionen den Hospitalhaushalt 2018
BIBERACH - 87 Millionen Euro beträgt die Bilanzsumme des Haushalts der Biberacher Hospitalstiftung für 2018. Der Gemeinderat hat dem Zahlenwerk einstimmig zugestimmt, wenngleich es – wie schon in den vergangenen Jahren – kritische Anmerkungen gab.
Die ehrwürdige, 779 Jahre alte Hospitalstiftung gleicht in vielen Punkten längst einem mittelständischen Unternehmen. Rund 310 Menschen arbeiten momentan für die Stiftung und ihre Töchter Bürgerheim gGmbH (Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen), Bürgerheim Service GmbH (Restaurant Ropach, Großküche, „Essen auf Rädern“). Auch die Kinderkrippen im Mühlweg und im Talfeld werden von der Hospitalstiftung betrieben.
Der Hospital könne mit dem Haushalt 2018 und der Finanzplanung bis 2021 eine sehr gute Leistungsbilanz vorweisen, sagte Hospitalverwalter Roland Wersch, der sein Amt Anfang 2019 an eine Nachfolge übergeben wird. Die Verschuldung gehe von 4,8 Millionen (2016) auf 2,1 Millionen Euro (2018) zurück. 97,5 Prozent der Bilanzsumme seien Eigenkapital, der Jahresertrag der Stiftung soll 2018 bei 687 000 Euro liegen. Die verfügbare Liquidität steige bis 2020 auf rund 18 Millionen Euro an, so Wersch. Haupteinnahmequellen der Stiftung sind Mieteinnahmen aus Geschäfts- und Sozialwohnungsgebäuden sowie Vermietungen im Hospitalquartier von rund vier Millionen Euro, außerdem rund 315 000 Euro aus der Waldbewirtschaftung. Eine Einmalzahlung von rund 4,1 Millionen Euro BIBERACH (gem) - Grundsätzlich positiv bewerten die Ratsfraktionen des Haushalt 2018 der Hospitalstiftung. Für Unsicherheiten sorgen die noch nicht vorliegenden Jahresabschlüsse der beiden Tochterunternehmen.
Johannes Walter (CDU)
zeigte sich zufrieden mit dem vorgelegten Haushalt. Er sei froh, dass die Krippenverträge nun endlich Wirklichkeit würden. Betreuung und Pflege seien als Stiftungszweck elementar. „Ich rege an, dass wir uns damit im nächsten Jahr stärker beschäftigen angesichts des gesellschaftlichen Wandels in diesem Bereich.“Um ihre Leistungen zu erbringen, sei die Stiftung auch künftig darauf angewiesen, ausreichend Erträge zu erwirtschaften. Wersch übergebe ein bestelltes Feld an den Nachfolger, so Walter.
Bruno Mader (SPD)
bezeichnete den Haushalt 2018 als realistisch und ausgewogen. Weil die Jahresabschlüsse 2016 für die beiden Tochterunternehmen noch immer nicht vorlägen, seien die Zahlen für 2017 leider nur geschätzt. „Die Tochtergesellschaften sind allerdings die größten und letztlich wichtigsten Positionen. Insofern sind Risiken und Chancen mit deutlichen Unsicherheiten behaftet“, so Mader. Er gehe davon aus, dass das im Haushalt 2018 berücksichtigt worden sei. Verlustausgleiche im Bereich der Pflegeeinrichtungen des Bürgerheims seien für die SPD akzeptabel, schließlich erfülle man damit den Stiftungszweck. Bei der Service GmbH (u. a. Ropach) sollte sich die positive Prognose 2018 nun endlich beweisen, so Mader.
Marlene Goeth (Freie Wähler)
verlas die Haushaltsrede der erkrankten Fraktionskollegin Stefanie Etzinger. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass die Jahresabschlüsse der Tochtergesellschaften in Zukunft periodengerecht erfolgen sollen, sodass diese Zahlen sich dann im aktuellen Haushalt abbilden. Die strategische Ausrichtung der hospitälischen Angebote in den vergangenen Jahren seien aus Sicht der Freien Wähler gelungen. Wichtig sei der Fraktion, dass die originären Stiftungsaufgaben in ihrem Fortbestand gesichert sind.
Ihre Fraktion bewerte den Haushalt 2018 positiv, sagte Manuela
Hölz (Grüne). Bei künftigen Sanierungsmaßnahmen sollte noch stärker auf ökologische Aspekte geachtet werden, regte sie an.
Christoph Funk (FDP)
wies nochmals auf das periodengerechte Vorliegen der Jahresabschlüsse der Tochtergesellschaften hin. Dies führe dazu, dass die Gesamtergebnisse ab 2019 negativ seien, „das heißt, das ausgewiesene Kapital wird angegriffen“, sagte Funk. Bereits für das laufende Jahr komme es bereinigt zu einem Verlust von 638 000 Euro, so seine Berechnung. „Wir hoffen, dass alle Leistungen wie bisher weiter erbracht werden können.“Er warne davor, Gelder falsch auszugeben. „Sie werden in der Zukunft gebraucht, um immer wieder Ersatzinvestitionen für die Gebäude tätigen zu können.“