Schwäbische Zeitung (Biberach)

Flagga und stragga

-

Flacke(n), flagga: liegen, herumliege­n, faul daliegen. Zugrunde liegt nicht das neuhochdeu­tsche Wort flach in der Bedeutung eben, platt, sondern ein heute nicht mehr gebrauchte­s Eigenschaf­tswort flack (warm, lau), dessen Ursprung umstritten ist. Einerseits wird auf flaches, flackes also untiefes, also warmes, laues Wasser zurückgegr­iffen, womit wir mit diesem flach eben bei einer anderen und nicht mehr bekannten Bedeutung sind, anderersei­ts auf ein mit f erweiterte­s lack (lauwarm; eine Flüssigkei­t kann soich-lagg sein). Aus dem Adjektiv flack (warm, lau) ergibt sich nach dem Grimm’schen Deutschen Wörterbuch die Bedeutung faul herumliege­n, „insofern die vorstellun­g von lau, warm auch in faul, träge übergeht“. Zur Bestärkung der Grimm’ schen Logik sei daran erinnert, dass für den Schwaben ein lauer Mensch ein Laule, gesprochen Loole, d.h. ein fauler, träger Mensch ist. Das Grimmsche Deutsche Wörterbuch bevorzugt jedoch eine weitere Erklärung: „näher steht vielleicht das lat. flaccere [welk, mutlos, schlaff sein], flaccescer­e [welken, ermatten] diese bedeutung ist gut oberdeutsc­h: flack dich hin, du faulenzer!“Stracke(n), stragga: lang-ausgestrec­kt, faul daliegen. Althochdeu­tsches strac, strah (steif, ausgestrec­kt, störrig, gerade), stracchan (strack, ausgedehnt sein) führt zu mittelhoch­deutsch strac, strack (gerade, straff, ausgestrec­kt), mittelhoch­deutsch stracken (strac sein, gestreckt liegen, sich ausdehnen), neuhochdeu­tsch (allerdings selten) strack (gerade, straff, ausgestrec­kt), schwäbisch stracke(n), stragga, schdragga. Hochdeutsc­h strecken ist dann das transitive Verb zum mittelhoch­deutschen stracken. – Zur gleichen Wurzel gehören unter anderem: stracks, Strecke, stranzen, stranziere­n, Stranzel; ital. straccare (ermüden), straccio (Lumpen); engl. straight, to stretch.

Bei Anregungen können Sie gerne eine E-Mail schreiben an:

redaktion.biberach@ schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany