Schwäbische Zeitung (Biberach)
Heimat von Galmutshöfen bis Tansania
Ausstellung zeigt Fotos von Andy Reiner und Acrylbilder der Grafikerin Martina Morlok
GALMUTSHÖFEN - Eine Ausstellung zum Thema Heimat ist am Osterwochenende in Galmutshöfen zu sehen. Der Biberacher Fotograf Andy Reiner und die Mittelbiberacher Grafikerin Martina Morlok zeigen Fotos und Acrylmalereien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Im harten Kontrast stehen verträumte Kuhporträts und Stillleben – und dokumentarische Fotos vom Leben und Sterben.
Angefangen hat alles mit Anton. Da hatte die Grafikerin Martina Morlok zwar schon jahrelang für die Werbung gearbeitet, „für Firmen von A bis Z“. Aber sie wollte noch etwas Neues ausprobieren. Die Fotos von Andy Reiner faszinierten sie damals schon und vor allem der Anblick des Ochsen Anton, der bei Andy Reiner im Stall steht und immer wieder auf Bildern zu sehen war.
Mit den Fotos als Vorlage begann Morlok zu malen: Den Anton mit seinen geschwungenen Hörnern und den tiefen Kuhaugen. „Die strahlen so eine Ruhe aus“, dachte sie sich, aber zugleich überkam sie die Angst: „Bei den Augen reichen Millimeter in den Pinselstrichen und schon stimmt’s nicht mehr.“
Fotos von Lebenden und Toten
Als Morlok die Fotoausstellung über Hinterbliebene auf dem alten Speicher von Reiner in Galmutshöfen sah, war sie begeistert: von der Kunst – und vom Ambiente. „Hier würde ich auch gerne mal ausstellen“, sagte sie. Und Andy Reiner antwortete: „Mach halt.“Damit war die Ausstellung „drhoim“geboren.
Zu den Acrylzeichnungen zeigt Andy Reiner ein Best-of seiner Fotosammlung, darunter auch bislang unveröffentlichte Aufnahmen unter anderem aus Rumänien, Tansania, Afghanistan. Kurz habe er überlegt, ob sich seine harten Fotos und die romantischen Acrylbilder nicht zu sehr beißen. „Weil ich so brav bin“, sagt Morlok – und Reiner vor allem für seine ungeschönten und mitunter archaischen Aufnahmen bekannt ist. Zudem schienen seine Fotos aus der ganzen Welt kaum in eine Heimatausstellung zu passen. Aber Reiner sagt: „Ich hab den Begriff Heimat schon lange vor Horst Seehofer verwendet.“Seine Facebook-Einträge kennzeichnet er mit „drhoim“, und Heimat sei für ihn auf seinem Hof in Galmutshöfen, aber Heimat sei für andere eben auch Rumänien, Tansania, Afghanistan.
Die Ausstellung, die Andy Reiner und Martina Morlok in Galmutshöfen zeigen, lebt von den Widersprüchen und Kontrasten. Ihre Bilder hat Morlok auf altes, verwittertes Holz gemalt. Dafür hat sie Holzabfälle gesammelt, gesagt „Die verheizen wir aber nicht!“, gesägt, geschliffen und im Ofen oder der Gefriertruhe entwurmt. Von ihren Bildern sagt sie: „Da kann man sich so schön reinträumen.“
„Die Bilder sind der Hammer“, urteilt Andy Reiner über seine Kollegin. Zu brav, zu verträumt, sagt er nicht. Kunst ist Kunst. Und außerdem hängt jetzt sein Anton an der Wand. Aus dem Ochsen ist ein Kunstwerk geworden. Der echte Anton aber steht ein Stockwerk tiefer im Stall darunter, reibt sich den Buckel an der Ziegelmauer und ahnt nichts von seiner Berühmtheit. Seine Porträts kann er nicht sehen, welch ein Jammer.
Die Ausstellung in Galmutshöfen ist am Sonntag, 1. April, und am Montag, 2. April, zu sehen – jeweils von 11 bis 18 Uhr in Galmutshöfen 28. Bis zum 7. April kann die Ausstellung auch noch nach telefonischer Anmeldung besucht werden unter der Nummer 0152/53920840 oder 0152/ 58799061.