Schwäbische Zeitung (Biberach)
Knochenjob Zirkusdirektorin
Jana Lacey-Krone gastiert mit dem Zirkus Krone im April in Biberach.
BIBERACH - Mit dem Zirkus Krone aus München gastiert vom 20. bis 24. April eines der größten Zirkus-Unternehmen weltweit auf dem Biberacher Gigelberg. Seit vergangenem Jahr leitet Jana Lacey-Krone den Zirkus. SZ-Redakteur Gerd Mägerle hat mit der 38-Jährigen über ihre neue Verantwortung, über den Umgang mit Tierschützern und über das neue Programm gesprochen.
Frau Lacey-Krone, seit dem Tod Ihrer Adoptivmutter Christel Sembach-Krone im vergangenen Sommer sind Sie die Chefin eines der größten Zirkus-Unternehmen der Welt. Wie schnell haben Sie in diese Rolle hineingefunden?
Eigentlich war das ein Prozess, in den ich schon in den vergangenen Jahren hineingewachsen bin. Ich bin ja mit dem Zirkus groß geworden und hatte schon in jungen Jahren Verantwortung über Mitarbeiter und Tiere. Insofern bin ich sicher anders aufgewachsen als andere Teenager. Christel Sembach-Krone hat zwar bis zuletzt die Entscheidungen selbst getroffen, aber sie hat mich und meinen Mann Martin sehr gut auf die Leitung des Unternehmens vorbereitet.
Ein Zirkusdirektor ist in der landläufigen Vorstellung ja immer ein Mann. Hat man es als Frau da schwerer, sich durchzusetzen?
So bin ich nicht aufgewachsen. Bei Krone war es ja auch schon in den vergangenen Jahren so gewollt, dass eine Frau den Zirkus führt. Aber mein Mann unterstützt mich natürlich tatkräftig, vor allem bei technischen Dingen und in den Werkstätten. Mit Romantik hat der Job als Zirkusdirektorin aber leider nichts zu tun. Das ist auch sehr viel trockene Arbeit am Schreibtisch.
Sie sind ja auch Reiterin und Tiertrainerin. Bleibt dafür noch genügend Zeit?
Auf jeden Fall, denn das Publikum erwartet von mir, dass ich in der Mane- ge auftrete. Ich muss mir die Zeit allerdings gut einteilen. Oft sitze ich nach dem Finale der Show um 23 Uhr dann wieder am Schreibtisch. Freizeit im klassischen Sinne gibt es da nicht, denn ich versuche, so viel wie möglich bei den Tieren im Stall zu sein. Das brauche ich als Ausgleich.
Wie kann man Sie beim Gastspiel in Biberach erleben?
Jana Lacey-Krone
Ich werde mit den Pferden in der Manege sein – sowohl zu Fuß als auch reitend. Außerdem präsentiere ich die Wappentiere des Hauses, die Elefanten.
Der Zirkus Krone verfügt über viele verschiedene Tiere. Andere Zirkusse verzichten inzwischen auf Tierdressuren, weil die Proteste von Tierschützern und Tierrechtlern immer mehr zunehmen. Haben Sie diesen Schritt auch schon erwogen?
Nein. Ich denke ein großer Unterschied liegt darin, dass wir im Zirkus Krone von Beginn an auf Direktionsebene selbst mit unseren eigenen Tieren arbeiten und leben. Dadurch besteht eine viel engere Beziehung zu unseren Tieren. Dann gibt es auch Zirkusunternehmen, die ums Überleben kämpfen und gar nicht die Voraussetzungen haben, Tiere so zu halten, wie es sein müsste. Wir machen in unserer Tierhaltung nichts verkehrt, das ist belegt. Aber natürlich hinterfragen wir uns tagtäglich, was man besser machen kann – und das nicht nur bei unseren Wildtieren, sondern zum Beispiel auch bei den Pferden.
Wie gehen Sie mit Kritik von Tierschützern um?
Transparent. Mir ist immer wichtig, beide Seiten zu hören. Ich kann es auch akzeptieren, wenn jemand nicht in einen Zirkus mit Tieren gehen will. Wir öffnen Kritikern auch gerne unsere Türen. Es kommt allerdings selten vor, dass das Angebot angenommen wird, sich ein eigenes Bild zu machen.
Inzwischen ist es ein halbes Jahrzehnt her, seit der Zirkus Krone zuletzt in Biberach war. Warum hat es so lange gedauert?
Wir kommen jetzt wieder mit unserer neue Show „Evolution“. Vor fünf Jahren waren wir mit „Celebration“zu Gast. Wir wollen nie mit derselben Show zweimal am gleichen Ort gastieren und hoffen natürlich, dass beim Biberacher Publikum jetzt wieder eine große Nachfrage da ist.
Was sind – abgesehen von Ihren eigenen Auftritten – Ihre Lieblingsnummern in der neuen Zirkusshow?
Wir haben ganz tolle mongolische Artisten, die Kraft und Eleganz miteinander verbinden, wir haben eine super-schöne Papageien-Nummer und ich mag auch unsere Clowns. Besonders groß ist die Begeisterung natürlich immer, wenn mein Mann Martin Lacey mit 26 Löwen und Tigern gemeinsam in der Manege steht. Das ist die größte Raubtiernummer der Welt.
„Ich kann es auch akzeptieren, wenn jemand nicht in einen Zirkus mit Tieren gehen will.“