Schwäbische Zeitung (Biberach)
Leitzins bleibt auf Rekordtief
Mit steigenden Zinsen sollten Sparer frühestens 2019 rechnen
FRANKFURT (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich angesichts von Handelskonflikten und Anzeichen einer Konjunkturabkühlung alle Optionen offen. Der EZBRat beließ bei seiner Zinssitzung in Frankfurt den Leitzins im Euroraum wie erwartet auf dem Rekordtief von null Prozent. Zudem müssen Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Die EZB gab auch keinen Hinweis auf einen schrittweisen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik. Beobachter hatten erwartet, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi Zeit lassen wird, den nächsten Schritt anzudeuten. Denn Handelskonflikte könnten die wirtschaftlichen Aussichten für den Euroraum gefährden. „Wir sind beunruhigt“, sagte Draghi.
Aktuelle Daten deuten zudem auf eine Konjunkturdelle im Euroraum zu Beginn des laufenden Jahres hin. Draghi zeigte sich zuversichtlich, dass die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum ihr breit angelegtes Wachstum fortsetzen werde. In einigen Ländern hätten Streiks oder das Wetter eine Rolle gespielt. Aktuell setzte die Notenbank auf eine Politik der „ruhigen Hand“. Es brauche „Geduld und Beharrlichkeit“.
Vor allem in Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik umstritten. BVR-Chefvolkswirt Andreas Bley kritisierte: „Die EZB hat erneut die Chance verpasst, eine Perspektive für den geldpolitischen Ausstieg aufzuzeigen.“Mit viel billigem Geld versuchen die Währungshüter seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen.
Ökonomen erwarten, dass die EZB gegen Ende dieses Jahres ihre Wertpapierkäufe einstellen wird. Mit steigenden Zinsen sollten Sparer aber frühestens 2019 rechnen. Allerdings profitieren andererseits Kreditnehmer vom Zinstief. Auf konkretere Hinweise zum weiteren Kurs der Zentralbank hoffen die Experten bei der nächsten EZB-Sitzung im Juni.