Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein bisschen Sand im Getriebe
Die fünfte Modellgeneration des Subaru Impreza ist weitgehend gelungen – bis auf die zähe CVT-Automatik
Eigentlich wollten wir den neuen Subaru Impreza, der vor wenigen Tagen zum Test angerollt ist, über den grünen Klee loben. Eigentlich. Wenn nicht dieser ominöse Morgen gewesen wäre, an dem die ganz und gar nicht altersschwache Kollegin im Fond der Schräghecklimousine aus der Kompaktklasse Platz nahm. „Wie bitte? Was habt ihr gesagt? Ich verstehe kaum ein Wort!“Ein trauriger Fall für den Ohrenarzt und in der Folge für den Hörgeräteakustiker? Keineswegs. Eher ein Opfer des stufenlosen, überaus zähen CVT-Automatikgetriebes mit dem schönen Namen „Lineartronic“, das den Benzinmotor während der moderaten Beschleunigung auf der Autobahn in unschöne Drehzahlhöhen zwingt – unangenehme Geräuschkulisse inklusive. Aber Kommunikation wird ja offenbar gnadenlos überschätzt.
156 Pferdchen schickt dieser Impreza aus dem Land der aufgehenden Sonne auf den Asphalt. Gewiss mehr als genug, um gegen die Konkurrenten Golf & Co bestehen zu können. Wenn nur die leidige Sache mit dem serienmäßigen, vermaledeiten Getriebe nicht wäre, das den Gäulen die Puste zu rauben scheint: Spät, viel zu spät bringen sie ihre Kraft auf die Straße, was lediglich gemütliches – und dann auch lärmfreies! – Cruisen erlaubt. Viele dicke Freunde – wir wagen die Prognose – machen sich die Japaner unter deutschen Autofahrern damit nicht.
Schade. Denn ansonsten weiß die fünfte Modellgeneration des Impreza durchaus zu überzeugen. Sehr sogar. Geblieben ist nämlich die feine Antriebskombination bestehend aus Boxermotor und permanentem Allradantrieb, der Sicherheit und Fahrspaß – trotz CVT-Automatik – erhöht. Ebenso erfreulich die ganz eigene Optik, die den Japaner ein wenig aus dem meist grauen Einerlei der Kompaktklasse hervorhebt: Die stark konturierte Motorhaube etwa, die leicht ansteigende Fensterlinie und die nach hinten hin abfallende Dachlinie, die hübschen Ecken und Kanten im Heckbereich verschaffen dem Fünftürer einen dynamischen Auftritt. Sehr nett.
Nichts großartig zu mäkeln gibt es auch an den praktischen Qualitäten. Das Kofferraumvolumen (385 Liter) ist klassenüblich und familientauglich und lässt sich mit wenigen, kinderleichten Handgriffen durch das Umlegen der Rückbank wesentlich vergrößern. Dass dabei, wie so oft, eine Stufe entsteht, ist zwar keineswegs optimal, im Alltagsbetrieb aber meist auch nicht weiter hinderlich. Und natürlich dürfte die Ladekante – den bescheidenen Kräften im Oberarm zuliebe – etwas flacher sein. Im Gegenzug allerdings preisen wir ausdrücklich die weit aufschwingende Heckklappe, unter der auch noch Menschen mit 1,80 Meter Körpergröße aufrecht stehen können.
Mehr Lob gefällig? Kein Problem! Steigen wir doch einfach ein und stellen umgehend fest: Die Türen – aufgepasst, Familien mit Kindern! – öffnen erfreulich weit, was nicht nur die Installation von Sitzhilfen und das Verfrachten der lieben Kleinen in den Fond erleichtert. Das Gestühl – in der getesteten, höchsten Ausstattungsvariante „Sport“bezogen mit angenehm anzufassendem Leder – entpuppt sich als überaus bequem und langstreckentauglich, nicht einmal am nötigen Seitenhalt mangelt es. Vier Erwachsene reisen darauf ziemlich entspannt, müssen weder Knie noch Kopf einziehen. Das lässt sich in der Kompaktklasse kaum besser machen.
Und der Fahrer? Der genießt die gute Übersicht, das kleine, handliche Lenkrad, umfangreiches Infotainment, die intuitive Bedienung sowie ein Cockpit, das auf mehreren Displays alles gut in sein Blickfeld rückt und das keine Verrenkungen bei der Suche nach Schaltern und Knöpfen erfordert. Positiv fällt außerdem der weitgehende Verzicht auf billiges Hartplastik auf. Das haben wir, ganz ehrlich, schon schlechter erlebt.
Ob uns sonst noch etwas aufgefallen ist? Gewiss doch. Die gute Straßenund Kurvenlage beispielsweise. Oder die kommode Dämpfung, die Bodenwellen und Schlaglöcher zuverlässig ausbügelt. Oder der Spritverbrauch (7,6 Liter), der sich nicht allzu weit von den Herstellerangaben (7,0 Liter) entfernt – und doch etwas zu hoch für die angebotene Leistung erscheint. Ganz zu schweigen von der üppigen Serienausstattung schon im Basismodell, die unter anderem mit etlichen Helferlein und LED-Scheinwerfern mit Kurvenlicht weiter aufgepeppt werden kann. Immer an Bord ist hingegen das segensreiche Eyesight-Fahrerassistenzsystem: Zwei Kameralinsen rechts und links vom Innenspiegel knüpfen ein engmaschiges Sicherheitsnetz und stellen ein automatisches Notbremssystem inklusive Kollisionswarner, den adaptiven Abstands- und Geschwindigkeitsregler sowie den aktiven Spurhalteassistenten zur Verfügung. Und das Beste daran: Alles funktioniert einwandfrei – auch wenn der Kollisionswarner bisweilen etwas hektisch auf Abbiegende vor dem Impreza reagiert.
Insgesamt also viele Argumente, die für den kompakten Japaner sprechen. Und die Sache mit dem Getriebe? Lösen wir entweder durch konsequente Nutzung der Landstraße oder durch den beherzten Griff zu den Paddles: Einfach hochschalten und langsamer beschleunigen. Schont Ohren und Nerven. Versprochen.