Schwäbische Zeitung (Biberach)
Sinnvoll arbeiten, Karriere machen
Auch Kommunen spüren den Mangel an Fachkräften – und werben mit attraktiven Ausbildungen und Berufsperspektiven
Nicht nur in der Industrie, im Handwerk und im Gesundheitssektor fehlen Fachkräfte. Auch Stadtverwaltungen tun sich häufig schwer, qualifizierte Bewerber für ihre offenen Stellen zu finden. Schon jetzt klagen viele über einen Mangel an Ingenieuren und Technikern – nicht zuletzt deshalb, weil die Wirtschaft boomt und Unternehmen ebenfalls händeringend technische Experten suchen. Weil sich bevorzugt Frauen für klassische Verwaltungsberufe entscheiden, erhöht sich durch Familienphasen und Teilzeitarbeit der Bedarf an Verwaltungsleuten. Doch auch andere Berufe, wie etwa Sozialarbeiter, Jugend- und Heimerzieher oder Fachkräfte für Bäderbetriebe sind nicht immer einfach zu finden.
„Viele haben die Vorstellung, dass bei der Stadtverwaltung nur Beamte arbeiten und sind überrascht, wie breit gefächert unsere Einsatzgebiete sind“, sagt Birgit Kilb, Ausbildungsleiterin der Stadtverwaltung Ravensburg. Von den mehr als 200 000 Beschäftigten in den baden-württembergischen Kommunen sind nur 13 Prozent Beamte, 87 Prozent sind Angestellte.
Erzieher, Informatiker, Bibliothekare oder Gärtner
Bei kaum einem anderen Arbeitgeber sind Menschen mit so unterschiedlichen Berufen beschäftigt. Neben Verwaltungsfachleuten arbeiten dort Erzieher ebenso wie Informatiker, Straßenbauer, Stadtplaner, Bibliothekare, Architekten oder Gärtner. „Vielen ist nicht bewusst, dass man in der öffentlichen Verwaltung sinnvolle Arbeit finden und Karriere machen kann“, sagt die Personalexpertin. Schließlich nehmen Städte vielfältige öffentliche Aufgaben wahr – von der Kinderbetreuung bis zum Unterhalt von Schulen, Jugendeinrichtungen, Bädern, Straßen oder öffentlichen Grünflächen. Birgit Kilb nennt einige Strategien gegen den drohenden Mangel an qualifiziertem Personal in der öffentlichen Verwaltung: „Selber ausbilden, ist das eine“, meint sie. Das andere sind ihrer Ansicht nach die „weichen Faktoren“, auf die es hinzuweisen gilt: Familienfreundlichkeit, Teilzeitmodelle, flexible und faire Arbeitszeiten, Jobtickets und die betriebliche Altersvorsorge, die nicht zu unterschätzen sei.
Kampagne des Städtetags „Wir machen’s öffentlich“
Außerdem ist es Birgit Kilb wichtig, bewusst zu machen, dass ein Arbeitsplatz bei einer Stadtverwaltung nicht nur sicher ist, sondern durch den Einsatz fürs Gemeinwohl durchaus auch als „Sinn stiftend“gesehen werden kann – auch wenn die tarifgebundene „Gehaltsgestaltung weniger flexibel ist als in Unternehmen“.
Weil die Kommunen davon ausgehen, dass sich der Fachkräftemangel auch durch den demografischen Wandel in den nächsten Jahren verschärft, hat der Städtetag BadenWürttemberg die Pesonalkampagne „Wir machen’s öffentlich“gestartet, an der sich derzeit 50 Städte und Gemeinden beteiligen. (juwi)