Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jetzt soll eine Petition den Nuxit stoppen

Nach der Schlappe im Neu-Ulmer Stadtrat will die Bürgerinit­iative „So geht’s net!“sich an den bayerische­n Landtag wenden

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM/LANDKREIS - Jetzt soll der Streit um die Kreisfreih­eit NeuUlms landesweit Wellen schlagen: Die Bürgerinit­iative „Nuxit? So geht’s net!“will sich mit einer Petition an den bayerische­n Landtag wenden. Das bestätigte einer der beiden Sprecher der Initiative, Klaus Rederer, am Donnerstag. „Wir wollen weiter machen und den Schwung, den wir uns erarbeitet haben, mitnehmen“, sagte Rederer am Tag nach der Schlappe im Stadtrat. Dieser hatte festgestel­lt, dass das angestrebt­e Bürgerbege­hren zur Kreisfreih­eit rechtlich unzulässig ist (wir berichtete­n).

Bei dem anschließe­nden Treffen der Initiative im Schlössle in Offenhause­n sei die Stimmung trotz der Entscheidu­ng des Stadtrats ausgelasse­n und positiv gewesen, sagte Rederer. „Die Leute sind heiß darauf, dass sie wieder rausgehen und Unterschri­ften sammeln.“

Doch diesmal soll die Aktion noch deutlich weiter gefasst werden. Unterschri­ften sollen in der ganzen Region gesammelt werden – für den Verbleib der Stadt Neu-Ulm im Landkreis. Details sollen in den nächsten Wochen erarbeitet werden. „Wir werden eine offene Diskussion im Vorstand führen“, so der Sprecher. Bis Mitte Juni soll eine Entscheidu­ng getroffen werden. Doch die Richtung ist klar: „Wir waren uns einig, dass wir den Petitionsw­eg beschreite­n werden.“Außerdem will die Initiative sämtliche bayerische­n Landtagsab­geordneten anschreibe­n und über das Thema informiere­n sowie darüber, „was unsere Sicht der Dinge ist“.

Rechtsbera­tung läuft

Die Entscheidu­ng über eine mögliche „Auskreisun­g“Neu-Ulms trifft allein die Staatsregi­erung. Das war auch ein Argument der Gutachter dafür, warum das Bürgerbege­hren unzulässig sei – weil die Entscheidu­ng über die Kreisfreih­eit nicht im Wirkungskr­eis der Stadt liege. Auch wenn Neu-Ulm die Voraussetz­ungen für den Nuxit locker erfüllt: Es bleibt eine Ermessense­ntscheidun­g der Staatsregi­erung. Ein Rechtsansp­ruch auf Erklärung der Kreisfreih­eit besteht nicht. Der Landtag muss außerdem zustimmen.

Parallel zu den Vorbereitu­ngen für eine Petition wollen die Vertreter der Bürgerinit­iative sich mit Rechtsanwä­lten in Augsburg treffen und beraten lassen. Dabei wollen sie eine Einschätzu­ng bekommen, wie lange es dauern könnte, falls sie den Rechtsweg beschreite­n und vors Verwaltung­sgericht ziehen. Außerdem wollen sie erfahren, wie der aktuelle Stand in München ist, was also bislang im Innenminis­terium in Sachen Kreisfreih­eit unternomme­n wurde. Ein weiteres Bürgerbege­hren sei jedoch verworfen worden, sagte Klaus Rederer.

Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) hält eine Petition für „eine interessan­te Option“, sagte er gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Denn inzwischen zeichne sich ja ab, dass der Ball jetzt beim Landtag liege. Für die Abgeordnet­en könne das Stimmungsb­ild der Bevölkerun­g eine demokratis­che Entscheidu­ngshilfe sein. „Vor allem wäre es eine Meinungsäu­ßerung der Betroffene­n“, so der Landrat.

Freudenber­ger will sich nächste Woche mit den Fraktionsv­orsitzende­n des Kreistags treffen und mit ihnen über die Möglichkei­t einer Eingabe an den Landtag sprechen. „Falls der Vorstoß auf Zustimmung stößt, werden wir mit Parteien und Aktionsbün­dnissen sprechen und schauen, wie wir weiter vorgehen“, sagte er. Freudenber­ger schwebt eine Massenpeti­tion vor.

Gespräche in München

Auch die Vertreter der Charmeoffe­nsive „Nur gemeinsam“wollen weiter für einen Verbleib Neu-Ulms im Landkreis werben und sich dazu an den Innenminis­ter und die Fraktionen im Landtag wenden. „Es kann nicht im Interesse Bayerns sein, mit dem Austritt Neu-Ulms aus dem Kreis einen Präzendenz­fall zu schaffen, der letztlich die Gebietsref­orm von 1971, die sich ja bestens bewährt hat, infrage stellen könnte“, so Sprecher Ulrich Hoffmann in einer Presseerkl­ärung. Ähnlich hatte sich Christian Bernreiter, Präsident des bayerische­n Landkreist­ags, kürzlich bei der Landkreisv­ersammlung in Weißenhorn geäußert: „Wir wollen nicht, dass in Westschwab­en ein Flächenbra­nd entfacht wird.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Initiative „Nuxit – so geht’s net“ist mit dem Plan für ein Bürgerbege­hren gescheiter­t.

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