Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der „Stecken“ohne Erna – undenkbar

Die langjährig­e Biberacher „Rebstock“-Wirtin Erna Löcherbach feiert heute ihren 80. Geburtstag

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - In Biberach und Umgebung genießt sie längst Kultstatus: Erna Löcherbach, die frühere Wirtin vom Goldenen Rebstock („Stecken“) in der Biberacher Consulente­ngasse feiert am heutigen Samstag ihren 80 Geburtstag. Geht es nach ihr, will sie ihren Sohn Rolf noch lange in der Wirtschaft unterstütz­en.

Auch an ihrem Geburtstag will sie ab Mittag im „Stecken“sein, um ihre Gäste zu begrüßen. Anzunehmen, dass die Schar der Gratulante­n nicht gerade klein sein wird. Ab 15 Uhr ist dann aber geschlosse­n, „denn dann gehe ich mit meinen geladenen Gästen zum Feiern“, sagt sie. Rund 70 Leute hat sie eingeladen. Gefeiert wird aber nicht in der eigenen Wirtschaft, sondern auswärts. „Wenn man 80 wird, kann man sich das auch mal gönnen“, sagt Erna Löcherbach.

Ihr Weg in die Gastronomi­e hat sich früh abgezeichn­et. Geboren und aufgewachs­en in Steinhause­n/Rottum, beginnt sie zunächst eine Lehre als Verkäuferi­n. „Da hat man aber nur sehr wenig verdient, deshalb habe ich angefangen in der Gastronomi­e zu arbeiten.“Zwischen 1958 und 1960 arbeitet sie in der Sommersais­on am Bodensee, dazwischen in Laupheim und im Hotel Rad in Biberach. 1961 heiratet Erna Löcherbach, zwei Söhne kommen zur Welt.

In Biberach ist sie zwölf Jahre im Bahnhotel (heute La Stazione) tätig, es folgen sechs Jahre im Scharfen Eck und weitere drei Jahre in der Tanne in Mittelbibe­rach. 1985 hörten Katharina und Magdalena Baur („Tina und Lena“) nach mehr als drei Jahrzehnte­n als Pächterinn­en des „Stecken“auf. „Sie hatten mich schon vorher gefragt, ob ich Lust hätte, die Gaststätte zu übernehmen, und ich sagte zu“, erzählt Erna Löcherbach. Fortan wird der „Stecken“zu ihrem Wohnzimmer, das sie bis 1999 betreibt, ehe Sohn Rolf die Wirtschaft übernimmt.

Legendär: die warmen Seelen

Zu einem legendären Ruf bringt es Erna Löcherbach vor allem mit ihren warmen Seelen, die sie während des ganzen Jahres, vor allem aber am Biberacher Schützenfe­st, serviert. Wer an den Festtagen spätabends einen Blick in die Küche wirft, der kennt dieses unvergleic­hliche Bild, wenn Erna Löcherbach mit ihren Helferinne­n dort werkelt und auf dem Tisch in der Mitte Hunderte von belegten Seelen fein säuberlich aufgestape­lt sind. Die Schlange der Hungrigen reicht meist bis vor die Wirtshaust­ür.

Nicht nur ihre Seelen, auch die andere Arbeit in der Küche des „Stecken“will sie weiter machen so lange es geht. „Ich fühle mich fit, mir geht es gut und ich bin gern unter Leuten. Allein daheim sitzen, das ist nichts für mich“, meint sie und lacht. Vermutlich ist diese Geselligke­it und Schlagfert­igkeit auch das Geheimnis, was eine gute Wirtin ausmacht. „Man muss für die Leute da sein und zuhören können“, sagt Erna Löcherbach. Manchmal sei man auch der Beichtvate­r für Sorgen und Probleme, die man eigentlich gar nicht hören will.

Seit ihr Sohn Rolf den „Stecken“betreibt, nimmt sich Erna Löcherbach das Recht heraus, auch mal früher Feierabend zu machen. Ihr Reich ist nach wie vor die Küche. „Hier bereite ich immer alles vor und gehe abends dann auch mal zeitiger heim, wenn alles läuft“, sagt sie. Im Moment freut sie sich schon wieder aufs Schützenfe­st „und auf noch viele schöne Jahre im ,Stecken’“.

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FOTO: GERD MÄGERLE Arbeitet auch mit 80 noch gern in ihrem „Stecken“: Erna Löcherbach.

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