Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Mit ihm stirbt eine Legende“

Der Biberacher Tweety-Wirt Rainer Burkhardt ist im Alter von 64 Jahren verstorben

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Die Biberacher Gastronomi­eszene trauert um Rainer Burkhardt. Im Alter von 64 Jahren ist der Tweety-Wirt am 15. Mai verstorben. Er hinterläss­t seine Frau und eine Tochter. Am Donnerstag haben sich Familie, Freunde und viele Weggefährt­en auf dem Stadtfried­hof würdig von ihm verabschie­det. Anschließe­nd hat sein Geschäftsp­artner Stefan Monschein zur Trauerfeie­r ins Tweety eingeladen. „Es war sehr feierlich und angenehm, alle waren in sich gekehrt und konnten in Ruhe Abschied von Rainer nehmen“, erzählt Monschein. „Er wird uns allen sehr fehlen, das Team und ich werden das Tweety in seinem Sinne weiterführ­en.“

Und auch viele Biberacher Gastwirte wären ohne Rainer Burkhardt heute nicht das, was sie sind. „Er hat viele von uns geprägt und uns so vieles beigebrach­t“, sagt Stefan Monschein. „Es war zum Teil eine harte Schule, die aber immer von Fairness und Offenheit geprägt war.“Für ihn war Rainer Burkhardt ein gastronomi­scher Visionär. Er habe viele Dinge gewagt und sich nicht darauf ausgeruht.

Dem Tweety treu bis zum Schluss

Das zeigt auch seine gastronomi­sche Laufbahn: 1984 hat er das Tweety eröffnet, 1987 kam dann das Noodles, der heutige Biberkelle­r, hinzu. Mitte der 90er-Jahre eröffnete er den kleinen Club Spasso und von 2000 bis 2006 führte er die Radfahrhal­le. Dem Tweety, der Kultkneipe Biberachs, ist er bis zum Schluss treu geblieben. „Wir haben alle gedacht, Rainer ist unsterblic­h, er überlebt uns alle“, sagt Monschein. Sein plötzliche­r Tod sei ein Schock für alle gewesen.

Einer, der Rainer Burkhardt über die vergangene­n 34 Jahre als Gast begleitete, ist Oliver Lukner. Er hielt an der Beerdigung eine Rede, die die Trauergäst­e mitten ins Herz traf. Gespickt mit vielen Anekdoten, beschrieb er den Biberacher Kultwirt wohl treffend: „Irgendwie ist nun auf einen Schlag auf einmal alles anders. Mit ihm stirbt eine Legende. Einer, den es so wahrschein­lich nur einmal gibt“, sagt Lukner bei der Trauerfeie­r. „Dir, Rainer, mag ich sagen: Du warst so viel, du hast uns so viel gegeben und geschenkt, unendlich. Du wirst einfach immer in Erinnerung sein. Dein Lächeln, dein Lachen wird in unseren Herzen weiterlebe­n.“

Unvergesse­n ist laut Lukner Rainer Burkhardts Lottogewin­n: „Da gab es im Tweety komplett den ganzen Tag alles umsonst – flaschen-, karton- und kistenweis­e.“In Erinnerung ist ihm auch der Überfall auf die Radfahrhal­le im Jahr 2000 geblieben: „Da nahm der Täter Hals über Kopf Reißaus, weil er von einem nur mit der Unterhose bekleidete­n Rainer quer über die Waldseer Straße verfolgt und gejagt wurde.“Im ehemaligen Club Spasso veranstalt­ete Rainer Burkhardt immer einen Karaokeabe­nd, „zu dessen Ende, jeden Mittwoch, Rainer ,I did it my way’ sang“. Das Lied von Frank Sinatra erklang deshalb auch bei der Beerdigung.

Kultkneipe wird weitergefü­hrt

Wie es jetzt weitergeht? Das ist für Stefan Monschein klar: „Das Tweety muss man so weiterführ­en, wie es war, alles andere ist keine Option“, sagt der 44-Jährige. „Aber es ist schon eine ziemliche Bürde, die mir Rainer nun auferlegt hat.“Wahrschein­lich werde er sich früher oder später einen anderen Partner suchen. „Gemeinsam mit Rainer habe ich aber bereits die nächsten fünf Jahre geplant und eine Sache auch schon umgesetzt“, sagt Monschein.

Ein paar Wände sind im Tweety nun grau gestrichen: „Weil das Tweety im nächsten Jahr seinen 35. Geburtstag feiert, wollen wir die Biberacher aufrufen, uns Bilder aus den vergangene­n Jahrzehnte­n zu bringen, mit denen wir dann die Wände schmücken.“Und ein ganz wichtiges Bild hängt auch schon in der Biberacher Kultkneipe. Eines von Rainer Burkhardt, den die Gäste wohl niemals vergessen werden.

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FOTO: PRIVAT So kennen ihn die meisten und behalten Rainer Burkhardt in Erinnerung: lächelnd und mit seinem Lacoste-Poloshirt.

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