Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wegewarte pflegen 660 Kilometer Routen
Josef Mayer und seine Kollegen vom Schwäbischen Albverein können Verstärkung gebrauchen
BIBERACH/UMMENDORF - 46 Prozent der Wanderer machen sich nach einer Studie des Deutschen Wanderverbands meist ohne Karte, Kompass oder andere Orientierungshilfen auf den Weg. Sie verlassen sich auf eine gute Beschilderung und damit auf die unermüdliche Arbeit der Wegewarte des Schwäbischen Albvereins. Allein im Riß-Iller-Gau pflegt der Albverein insgesamt 660 Kilometer Wanderwege, eine riesige Aufgabe. GauWegewart Josef Mayer und seine Kollegen aus den neun Ortsgruppen suchen deshalb dringend weitere Ehrenamtliche.
„Wir nennen das ein Beruhigungsschild“, sagt Josef Mayer und zeigt auf ein Wegzeichen im Burrenwald. Eigentlich wäre die Markierung so kurz nach dem Abzweigungspfeil nicht nötig. „Aber 50 Meter nach Kreuzungen sollte ein weiteres Zeichen gesetzt werden, damit die Wanderer sich versichern können, dass sie richtig abgebogen sind“, berichtet Josef Mayer. Seit zwölf Jahren, seit er von der Arbeit im Biberacher Stadtplanungsamt in den Ruhestand wechselte, ist er der oberste Wegewart in der Region zwischen Laupheim und Aulendorf, Uttenweiler und dem Illertal.
Im April beginnt für ihn und seine Albvereinskollegen die Saison. Jeder Wegewart der neun Ortsgruppen läuft seine Wanderrouten ab und schaut, ob die Schilder nach dem Winter repariert oder erneuert werden müssen. Josef Mayer, der in Ummendorf wohnt, kontrolliert zusätzlich stichprobenartig im ganzen Gau. „Mir macht das Spaß, ich gehe mit meiner Frau die Wege ab und wir diskutieren zum Beispiel, ob man eine weitere Beschilderung anbringen sollte“, erzählt er. Das Befestigen der Schilder, die vom Albverein gestellt werden, ist bis ins Detail geregelt. So sollen die Täfelchen zum Beispiel in Blickrichtung angebracht werden, sogar für den Winkel gibt es eine Empfehlung. Bevor neue Markierungen befestigt werden, müssen oft Genehmigungen eingeholt werden, etwa beim Besitzer von Bäumen, Zäunen oder Mauern. An kirchlichen Bauwerken wie Bildstöcken oder an Naturdenkmälern darf grundsätzlich nichts angebracht werden.
Waches Auge für die Natur
Neben dem Wissen um all die Vorgaben braucht es ein waches Auge für die Natur. „Ein Schild sollte nicht gerade an den schönsten Baum gemacht werden“, sagt Mayer. Und selbstverständlich würden Alunägel verwendet, denn das sei schonender für den Baum.
„Mir gefällt es, dass alles einheitlich ausgeschildert ist“, betont er. Wichtig sei ihm auch, dass die Schilder gut aussehen. Deshalb hat er auch ein Reinigungsspray und einen Lappen in seinem Koffer, um verschmutzte Schilder kurzerhand wieder auf Hochglanz zu bringen.
Nach der Frühjahrskontrolle steht im Hochsommer eine zweite Runde auf dem Programm. Dann geht es darum, zugewachsene Schilder wieder freizulegen. Auch auf Wildwuchs auf den Wegen selbst haben die Wegewarte ein Auge, kleinere entfernen sie mit der Astschere. Umgefallene Bäume melden sie hingegen dem zuständigen Förster, Sicherheitsprobleme wie umgekippte Zäune oder illegale Bretterbrücken der jeweiligen Gemeinde. „Aus Haftungsgründen dürfen wir da selbst nichts machen“, sagt Mayer.
Für ihn als Gau-Wegewart kommt neben den Kontrollen noch eine weitere Aufgabe hinzu. Das Wegenetz wird zwar nicht mehr erweitert, aber es kommt immer wieder vor, dass Streckenführungen geändert werden müssen. Etwa wenn neue Baugebiete entstehen, wenn es zu Sperrungen kommt wie derzeit in Biberach bei der Treppe am evangelischen Friedhof oder wenn sich Streckenabschnitte als zu gefährlich erweisen wie in Oberessendorf oder bei Warthausen, wo die Wanderer die Bundesstraße überqueren mussten. Josef Mayer läuft dann zusammen mit einem örtlichen Wege- oder Wanderwart die Strecke ab und sucht die beste Umleitungsstrecke aus.
Die Leute vom Ortsverein kennen die Besitzverhältnisse, sodass es Mayer später einfacher hat, Genehmigungen einzuholen. Am Ende meldet er die neue Strecke an den Stuttgarter Hauptsitz des Albvereins. Dort wird alles nochmals genau überprüft, bevor die Daten ans Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung gehen, das die veränderten Routenverläufe in die nächste Auflage der Albvereinskarten einarbeitet.
Verstärkung gesucht
513 Stunden waren Mayer und seine Kollegen im vergangenen Jahr im Riß-Iller-Gau im Einsatz, alles ehrenamtlich. Bei den 341 Kilometer Hauptwegen des Albvereins und den 318 Kilometer lokalen Rundwanderwegen der Ortsgruppen können sie Verstärkung gut gebrauchen. Die Aufgabe des Wegewarts sei reizvoll, betont Mayer. „Man kann sich die Zeit frei einteilen und ist viel draußen in der freien Natur.“Wer Interesse habe, könne sich einfach bei den Ortsgruppen melden.