Schwäbische Zeitung (Biberach)
ZF will Werksschließung nochmals prüfen
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister wendet sich gegen die Pläne des Zulieferers auf Schalke
FRIEDRICHSHAFEN - Die nordrheinwestfälische Landesregierung schaltet sich in den Streit um die angekündigte Schließung des ZF-Werkes in Gelsenkirchen ein. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat sich nach Angaben seines Ministeriums am 18. Mai von einem für das Lenkungsgeschäft verantwortlichen ZFManagers über die Hintergründe der Entscheidung informieren lassen, woraufhin ZF versprach, die fünf erfolgversprechendsten „Optionen für eine Weiterführung des Betriebs“noch einmal vertieft zu untersuchen.
In einem Bericht des Landesregierung, der der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt und den Pinkwart am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages vorstellt, heißt es zudem, dass dieses Vorgehen mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt ist. „Die Landesregierung hat diese erweiterte Fortführungsprüfung sehr begrüßt und im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten auch ihre volle Unterstützung zugesagt.“
Der Automobilzulieferer mit Sitz in Friedrichshafen hatte Anfang Mai angekündigt, die Produktion in Gelsenkirchen Ende des Jahres aufzugeben. Das Unternehmen, das die Fabrik auf Schalke im Zuge der Übernahme des US-Konzerns TRW 2015 in die eigene Organisation eingeglie- dert hatte, begründete die Entscheidung damit, dass in Gelsenkirchen vor allem hydraulisch geprägte Lenkungen gebaut werden, die die Konkurrenten von ZF seit Langem im billigeren Ausland herstellen.
Betroffen sind rund 500 Beschäftigte, davon rund 350 in der Produkti- on. „Aufgrund schwacher Auslastung und fehlender neuer Aufträge mussten wir unsere Beschäftigten darüber informieren, dass wir die Produktion am Standort voraussichtlich zum Jahresende einstellen müssen“, hatte ein ZF-Sprecher am 9. Mai der „Schwäbischen Zeitung“gesagt. ZF will nach eigenen Angaben allen in Gelsenkirchen beschäftigten Mitarbeitern neue Jobs an anderen Standorten in Deutschland anbieten.
„ZF hat in den geführten Telefonaten glaubwürdig dargelegt, die Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen, nicht zuletzt, weil ZF sich als deutsches Unternehmen der unternehmerischen Verantwortung – auch und besonders in schwierigen Zeiten - bewusst ist“, schreibt Pinkwarts Ministerium in dem Bericht. ZF wollte sich mit Blick auf die Sitzung des Wirtschaftsausschusses nicht zu den möglichen Optionen äußern.
IG Metall und Betriebsrat lehnen die Schließung „des wirtschaftlich erfolgreichen Werks“ab. Die Entscheidung zeuge weder von sozialer Verantwortung noch von wirtschaftlichem Sachverstand.