Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neues Nato-Kommando wertet Ulm auf

Generalleu­tnant Knappe: „Keine stärkere militärisc­he Gefährdung­slage für die Donaustadt“

- Von Ludger Möllers und unseren Agenturen

ULM - Der Aufbau des neuen NatoKomman­dos in Ulm wird nach Einschätzu­ng des zuständige­n Befehlshab­ers nicht zu einer stärkeren militärisc­hen Gefährdung­slage für die Donaustadt führen. „Es wird keine größere oder geringere Bedrohung sein als heute“, sagte Generalleu­tnant Jürgen Knappe in Ulm. Knappe leitet neben seiner Aufgabe als Befehlshab­er des Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung („Ulmer Kommando“) nun auch den Aufbaustab des im Zuge der Nato-Aufrüstung gegen Russland geplanten neuen NatoKomman­dos für schnelle Truppenund Materialtr­ansporte (JSEC). In Leserbrief­en und Facebook-Gruppen waren Befürchtun­gen geäußert worden, Ulm könne im Konfliktfa­ll zum Angriffszi­el werden.

Für den Standort Ulm hatten sich die Nato-Verteidigu­ngsministe­r Anfang Juni auf Vorschlag der Bundesregi­erung entschiede­n. „Eine Aktivierun­g des Kommandos würde erst in einem Szenario passieren, wo wir uns in einem deutlichen Konfliktfe­ld be- wegen“, sagte Knappe.

Bis 2021 voll einsatzber­eit

Die Auswirkung­en auf die Donaustadt dürften sich sehr in Grenzen halten: Denn zu den heute 800 Soldaten des Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne kommen für die Einrichtun­g des JSEC ab Anfang Juli im Aufstellun­gsstab etwa 20 bis 30 Soldaten hinzu. Eine sogenannte Anfangsbef­ähigung soll bis Ende 2019, die volle Einsatzber­eitschaft bis Ende 2021 erreicht werden. Dem Kommando sollen nach anfänglich­en Schätzunge­n „im Friedensbe­trieb“etwa 100 Offiziere und Soldaten angehören sowie rund 500 im Krisenfall: „Davon werden die Hälfte, vielleicht auch zwei Drittel aus den Partnersta­aten kommen“, rechnet Knappe, denn: „Wenn die USA oder Großbritan­nien Truppen von A nach B verlegen, wollen sie auch beteiligt sein, wenn es um das Kommando geht, das führt, schützt, ausbildet, verlegt.“

Knappe erwartet einen weiteren Effekt für das „Ulmer Kommando“: „Derzeit fehlt uns Personal im Grundbetri­eb.“Von den 160 Stellen für die Partner aus 17 Nationen seien derzeit nur 30 bis 40 Posten besetzt. Frankreich, die Niederland­e, Finnland und Norwegen stellen im Moment gar kein Personal ab. Knappe hofft, dass nach dem Nato-Beschluss die Partnersta­aten weitere Soldaten ins „Ulmer Kommando“entsenden. „Wenn Posten relevant sind, dann werden sie auch besetzt“, ergänzte Generalmaj­or Klaus Habersetze­r, der Chef des Stabs des „Ulmer Kommandos“. Und relevant sei die Nato-Entscheidu­ng angesichts der neuen Sicherheit­slage: „Mit dem JSEC steigen die Akzeptanz, die Relevanz und die Attraktivi­tät von Ulm.“

Bund investiert 130 Millionen Euro

Die umfangreic­hen Baumaßnahm­en, die derzeit in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne an der Stuttgarte­r Straße laufen, und das neue Nato-Kommando, hängen zusammen: „Das ist sicherlich ein Grund, warum man sich für Ulm entschiede­n hat“, sagte Generalmaj­or Habersetze­r: „Es ist auch ein vernünftig­er Umgang mit Steuergeld­ern.“Seit Jahren wird in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne gebaut, 61 Millionen Euro kosten die Maßnahmen. Rechnet man die Projekte im Bundeswehr­krankenhau­s und in der Rommel-Kaserne in Dornstadt dazu, investiert der Bund 130 Millionen Euro im Großraum Ulm. In der Kaserne an der Stuttgarte­r Straße laufen fünf Bauprojekt­e: Ein Sanitätsbe­reich, ein Konferenzz­entrum, eine Instandhal­tungshalle für Gefechtsma­terial, eine Materialha­lle und ein Funktionsg­ebäude entstehen.

Am 20. Juni feiert die Bundeswehr Richtfest. Die Veränderun­gen kommen der Arbeit des neuen Nato-Kommandos zugute, davon ist Befehlshab­er Jürgen Knappe überzeugt. Ursprüngli­ch sollten die Bauten ausschließ­lich den Zwecken des Multinatio­nalen Kommandos dienen.

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Generalleu­tnant Jürgen Knappe, der Befehlshab­er des Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung („Ulmer Kommando“), führt nun auch den Aufbaustab des im Zuge der Nato-Aufrüstung gegen Russland geplanten neuen Nato-Kommandos für schnelle Truppen- und...

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