Schwäbische Zeitung (Biberach)

Dichter begeistern 400 Zuhörer auf dem Gigelberg

Samuel Kramer gewinnt das 17. Wortkonzer­t in Biberach

- Von Aylin Duran

BIBERACH - Beim 17. Wortkonzer­t in Biberach haben sich erfahrene Poetry-Slamer unter freiem Himmel mit verlerntem Wünschen, stummen Busfahrten und den strapaziös­en Umlauten der deutschen Sprache auseinande­rgesetzt. Rund 400 Zuschauer lauschten den literarisc­hen Vorträgen auf dem Gigelberg. Tobias Meinhold und Tobias Heyel führten durch den Abend.

Zahlreiche Stimmen verschiede­ner Altersgrup­pen fanden beim Wortkonzer­t Gehör. Zwar gab es nur drei Regeln, an die sich die PoetrySlam­er halten mussten, diese hatten es jedoch in sich. Die Gedichte mussten selbst geschriebe­ne Texte sein und durften vorgetrage­n eine Dauer von sechs Minuten nicht überschrei­ten. Außerdem war es untersagt, sich in Kostüme zu hüllen, Requisiten zu verwenden oder Masken zu tragen. Manche Menschen reizt diese Form der Nacktheit, andere schreckt sie eher ab. Die Poetry-Slamer, die am Gigelberg auftraten, machten ihre Sache jedoch großartig.

Besonders brillierte Samuel Kramer aus Offenbach. Sein Gedicht „Swimming“widmete er seinem zwölfjähri­gen Ich. Inspiriert wurde Kramer von dem gleichnami­gen Gedicht der neuseeländ­ischen Autorin Jan Kemp.

Auch Stefan Unser konnte das Publikum mit seinem Text über Bildung begeistern. „Ich arbeite im IT in einer sehr großen Bibliothek mit 2,5 Millionen Medien und Büchern. Da gibt es viele Menschen, Studenten und Schüler, die da kommen. Denen kann man beim Bilden zugucken, also beim sich Weiterbild­en. Das ist ein bisschen so, wie beim Sterben zuzusehen.“, scherzte Unser, der in seinem Gedicht über Bildung fragte, was Bildung eigentlich ist. Auch kristallis­iert sich seine Kritik am deutschen Bildungssy­stem heraus. Eine wichtige Nachricht, die von Unser in ein originelle­s und amüsantes Gedicht verpackt wurde. Eines ist klar: Die Sprache ist ein starkes und friedliche­s Mittel, die eigene Meinung auszudrück­en.

Genau wie Samuel Kramer und Stefan Unser zogen auch Simeon Buß und Josefine Berkholz mit ihren vorgetrage­nen Gedichten ins Finale ein. Hier mussten alle vier Finalisten neue Gedichte vortragen. Die Zuschauer bewerteten mit der Stärke ihres Applauses, schlussend­lich kürten Meinhold und Heyel den jungen Samuel Kramer zum Sieger der Poetry-Slam-Veranstalt­ung.

Eine romantisch­e und besondere Atmosphäre entstand dadurch, dass das Wortkonzer­t unter freiem Himmel präsentier­t wurde. Die Poeten boten ihrer Zuhörersch­aft nicht nur ein abendfülle­ndes Programm, sondern auch zahlreiche neue Denkanstöß­e. Zudem mussten die Zuschauer nicht von Luft und Wörtern leben: Für Getränke, Pommes und Süßigkeite­n war gesorgt.

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FOTO: AYLIN DURAN Samuel Kramer gewinnt den Poetry Slam auf dem Gigelberg. Rund 400 Zuschauer lauschten seinen Ausführung­en.

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