Schwäbische Zeitung (Biberach)
Durch diese hohle Gasse muss er kommen
Wir haben unserer ausgeprägten Skepsis, was blindes Vertrauen in die Technik angeht, an dieser Stelle schon mehrfach freien Lauf gelassen. Nicht, weil wir den Segnungen der Moderne ablehnend gegenüberstehen würden, sondern weil uns das Wohl unserer Mitbürger ein echtes Herzensanliegen ist. Wir möchten nicht, dass Menschen ihre Autos in Seen versenken, sich im Wald rettungslos verfransen oder im Häusergewirr eines kleinen Weinorts in einer Gasse steckenbleiben.
Einem BMW-Fahrer in Rheinland-Pfalz ist eben Letzteres widerfahren; auch er fand Aufnahme in die Reihe der Fehlgeleiteten, weil sein Vertrauen ins Navigationsgerät offenbar deutlich größer war, als das in seine Sehfähigkeit, sein Bauchgefühl oder seinen gesunden Menschenverstand. Stattdesssen folgte er den Anweisungen der schlauen Maschine – und brachte sich in eine missliche Lage. Eine Anwohnerin habe der Polizei gemeldet, dass der Mann in Edenkoben in eine so enge Gasse gefahren sei, dass er stecken blieb, teilten unsere Freunde und Helfer mit.
Es könnte natürlich auch sein, dass der Mann dem Navi gar nicht hörig, sondern ihm wehrlos ausgeliefert war, weil sein natürliches Ortungssystem nicht mehr funktionierte. Edenkoben liegt an der Südlichen Weinstraße: In dieser Ecke der Republik kann einem zwischen Weiß- und Grauburgunder der Durchblick schon mal abhanden kommen. (hü)
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