Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wildpinkler leben gefährlich
Hoppla, da hat auch der Zeitungsredakteur kurz gestutzt, als er am Dienstagnachmittag per E-Mail mit dem Betreff „Wildpinkeln und Schützen“von der Stadtverwaltung darüber informiert wurde, dass es nicht gern gesehen wird, wenn Festbesucher ihre Blase an innerstädtischen Hauswänden entleeren.
Überraschend war weniger die Botschaft als vielmehr die mitgeschickte Grafik mit durchgestrichenem Wildpinklersymbol samt Schere. Ist während der Festtage also tatsächlich mit derart drastischen Konsequenzen zu rechnen? Da mag es beruhigen, dass in der aktuellen Ausgabe des städtischen Mitteilungsblatts „Biberach kommunal“am Mittwoch nur der obere Teil der Grafik abgedruckt wurde. Man habe diese „ein bisschen modifiziert“, hieß es scherzhaft aus dem Rathaus. Es muss also niemand befürchten, dass das Ordnungsamt Wildpinkeln mit der Schere sanktioniert.
Was so augenzwinkernd daherkommt, hat aber durchaus einen ernsten Hintergrund: Denn so mancher Altstadtbewohner ist zwischenzeitlich mächtig genervt davon, wenn er des Morgens die nächtlichen Hinterlassenschaften von Schützenfestbesuchern von der Haustür oder der Hauswand beseitigen muss. „Das ist für jeden Bewohner eine Zumutung und passiert bei Weitem nicht nur an Schützen“, sagt die städtische Pressesprecherin Andrea Appel.
Der kommunale Ordnungsdienst, der sein Lagezentrum in der Schützenwoche wieder im Ochsenhauser Hof aufschlägt, ist angehalten, auch auf Wildpinkler zu achten. Sollte jemand auf frischer Tat ertappt werden, wird dies als Ordnungswidrigkeit geahndet und kostet 50 Euro Geldbuße. Ein Betrag, den man beim Fest sicher sinnvoller investieren kann. Andrea Appel verweist darauf, dass während des Schützenfests in der Innenstadt genügend öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen. In diesem Sinne: Schöne (wildpinklerfreie) Schütza! Gerd Mägerle