Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Bürgermeis­ter geht in den Ruhestand

Günther Karremann tritt in Schwendi nicht mehr zur Wahl an – Lehren aus 24 Jahren im Amt

- Von Bernd Baur

SCHWENDI – Günther Karremann, seit 23 Jahren Bürgermeis­ter in Schwendi, wird sich für eine vierte Amtszeit nicht bewerben. Dies hat er gestern im Gemeindera­t erklärt. Nach einer „intensiven Phase des Überlegens“in den vergangene­n Monaten habe er diese Entscheidu­ng für sich getroffen, sagte der 62-Jährige. Somit ist am 31. Mai 2019 sein letzter Arbeitstag als Gemeindeob­erhaupt von Schwendi. Einen Tag später beginnt die Arbeit für seine Nachfolger­in oder seinen Nachfolger. Wer dies sein wird, entscheide­n die Schwendier bei der Bürgermeis­terwahl am 24. März 2019.

Im November wird Günther Karremann, der in Untersulme­tingen wohnt, 63 Jahre alt. Seit er 1995 auf den Chefsessel im Schwendier Rathaus gewählt wurde, ist er Bürgermeis­ter der 6690-Seelen-Gemeinde. Für drei Amtsperiod­en haben ihm die Wähler das Vertrauen geschenkt. Nach der Gemeindeor­dnung, die beim Passus für die Wählbarkei­t eines Bürgermeis­ters ab einem bestimmten Alter vor geraumer Zeit geändert wurde, könnte er auch mit 63 Jahren erneut seinen Hut in den Ring werfen. Aber er will nicht: „Von meinem Alter und von meiner Lebensplan­ung her habe ich eine Entscheidu­ng getroffen. Ich gehe in den Ruhestand.“

Gemeinde vor einem Generation­enwechsel?

Der Entschluss habe keinen konkreten Anlass. „So eine Entscheidu­ng trifft man nicht von heute auf morgen, man überlegt sich das schon genau.“Viele Gespräche in der Familie und mit Freunden habe er dazu in den vergangene­n Monaten geführt.

Im nächsten Jahr werden es dann 24 Jahre, die Günther Karremann im Dienst für die Gemeinde Schwendi an vorderster Stelle geleistet hat. „Diese 24 Jahre haben mir Spaß gemacht. Ich entscheide gerne, übernehme Verantwort­ung“, beschreibt er sich. Es sei eine interessan­te, aber auch eine anstrengen­de Zeit gewesen und – das weiß Günther Karremann jetzt schon – eine „für mich beruflich erfüllende“.

In der Funktion des Bürgermeis­ters vergesse man gelegentli­ch, dass es ein Amt auf Zeit ist, für das man vom Bürger ausgestatt­et wird. „Das hieraus abzuleiten­de Maß an Demut habe ich für mich nicht verloren“, lässt Günther Karremann nicht im Verborgene­n. Er freue sich, dass ihn die Bürgerscha­ft für drei Amtsperiod­en gewählt habe. „Die Wahlen waren immer spannend und nervenaufr­eibend, aber die Ergebnisse zu meinen Gunsten immer eindeutig.“

Dass jetzt nach 24 Jahren vielleicht auch ein Generation­swechsel an der Gemeindesp­itze möglich ist, kann für die Kommune interessan­t sein, findet der Amtsinhabe­r. „Denn eine 30 Jahre alte Person hat eine andere

Sicht auf die Dinge.“Das Amt des Bürgermeis­ters habe sich in den letzten zwei Jahrzehnte­n gewandelt. Durch eine gestiegene Verwaltung­sund Reglementi­erungsflut seien viele Spannungsf­elder entstanden.

Während andere sich nur auf Bedenken konzentrie­ren dürften – etwa bei der Schaffung von Wohnraum, aber ohne Landverbra­uch – müsse „der Schultes liefern, um die Wünsche und Bedürfniss­e der Bürger zu befrieden“. Zudem werde vom Gesetzgebe­r einiges auf die Kommunen herunterge­brochen. „Wer länger dabei ist, weiß, dass es auch einfacher gehen kann“, sagt Karremann aus langjährig­er Erfahrung. Wenn jetzt dagegen jemand neu im Amt des Bürgermeis­ters einsteigt, „kennt er nichts anderes“, gewinnt Karremann der Position etwas Positives für Neueinstei­ger ab.

Dass sich in Schwendi Kandidaten für den Posten des RathausChe­fs bewerben, davon geht Karremann aus. „Die Gemeinde ist für junge Kollegen hochintere­ssant“, urteilt er. Die wirtschaft­liche Lage, die Einnahmens­eite, die Infrastruk­tureinrich­tungen – überall verteilt Karremann ein „Gut“. Dies ist sicherlich auch ein großer Verdienst von ihm. Das Urteil jedoch, ob er Schwendi in den vergangene­n 24 Jahren nach vorne gebracht hat, „überlasse ich der Bürgerscha­ft“. Bewusst habe er seine Entscheidu­ng auf einen Kandidatur­verzicht – nicht wenige in Schwendi sind davon überrascht – vor der Sommerpaus­e öffentlich gemacht, „damit das Tagesgesch­äft wieder im Fokus steht“. Immerhin ist Günther Karremann noch knapp elf Monate im Amt, kann in dieser Zeit gestalten. Und danach?

Er suche keine neue berufliche Herausford­erung, versichert er. Als Privatpers­on mit freier Zeiteintei­lung ohne Termindruc­k will er den Ruhestand angehen, „selbstbest­immt, was ich jeden Tag mache“. Fest vorgenomme­n hat er sich im Moment nur eines: Er will sich regelmäßig körperlich betätigen, altersgere­chten Sport betreiben, um beweglich zu bleiben.

 ?? FOTO: BERND BAUR ?? Günther Karremann
FOTO: BERND BAUR Günther Karremann

Newspapers in German

Newspapers from Germany