Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kleine Drohne, große Hilfe
Jäger und Bauern loben Drohne, die Rehkitze in Wiesen findet – Jetzt soll eine zweite her
OCHSENHAUSEN - Mit einer Drohne macht sich die Kreisjägervereinigung Biberach seit diesem Jahr auf die Suche nach Rehkitzen in Wiesen, um sie vor dem Tod durch Mähwerke zu bewahren (SZ berichtete). Eine erste Zwischenbilanz der Jäger fällt positiv aus. Bis zu 70 Rehkitze wurden bereits gerettet. Nun soll eine zweite Drohne angeschafft werden, auch mit der Unterstützung des Bauernverbands Biberach-Sigmaringen. Kreisobmann Gerhard Glaser spricht beim Drohnenprojekt gar von einem „Durchbruch“in Sachen Tierrettung.
Bei einem Pressetermin auf dem Hof der Familie Sary in Ochsenhausen erklärte Glaser diese Woche: „Wir waren Feuer und Flamme, als wir gefragt worden sind, ob wir helfen wollen.“400 Euro steuert der Bauernverband für eine neue Drohne bei. Zwar nur ein Bruchteil der 10 000 Euro, die der kleine Tierretter kostet, aber natürlich geht es auch um die Botschaft. „Wir suchen hier den engen Schulterschluss mit den Jägern“, so Niklas Kreeb, Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands, und Glaser unisono.
Kreisobmann Glaser betont, dass es von den Landwirten schon seit jeher Bemühungen gebe, möglichst keine Kitze zu „vermähen“. Sei es durch das Ablaufen der Wiesen mit Hunden oder dem Mähen von innen nach außen, um den Tieren möglichst viel Fluchtraum zu geben und sie nicht einzukesseln. Insbesondere das Absuchen der Wiesen sei aber sehr aufwendig und nicht zwingend erfolgversprechend. „Die Kitze findet man fast nicht, auch nicht mit dem Hund“, weiß die Ochsenhauser Landwirtin Margit Sary zu berichten. Schließlich überdeckt das hohe Gras die Rehkitze.
Einsatz nur frühmorgens möglich
Anders mit der Drohne. Ausgestattet mit einer Wärmebildkamera überfliegt sie die Wiese. Auf einem Bildschirm sieht der Drohnenpilot die Temperaturunterschiede. Das Reh ist deutlich wärmer als der Boden. Hat der Pilot ein Reh auf dem Radar, kann er einen Helfer zur betroffenen Stelle lotsen, der das Tier aus der Wiese holt. Mit einem Akku fliegt die Drohne bis zu 15 Minuten lang, in dieser Zeit schafft sie zwischen
drei und vier Hektar. All dies muss in den frühen Morgenstunden passieren, wie der stellvertretende Kreisjägermeister Dieter Mielke erklärt. „Nur so sieht man den Kontrast zwischen Kitz und Umgebung.“
Idealerweise melden sich die Landwirte bereits am Abend vorher bei der Kreisjägervereinigung, so Mielke. Dann können die Drohneneinsätze
geplant und koordiniert werden. Aber auch die Jäger wissen, dass mit Blick auf das Wetter oft erst kurzfristig entschieden wird, ob gemäht wird oder nicht.
Zwischen 60 und 70 Rehkitze seien in der ersten Periode gerettet worden, berichtet Manfred Lochbühler von der Kreisjägervereinigung. Sprich: in der Zeit der ersten
Grasschnitte von April bis Anfang Juni. „Jedes Kitz, das wir retten, ist eines, das nicht sterben muss“, so Dieter Mielke. „Mit der Jagd ist auch die Hege verbunden, das ist aktiver Tierschutz.“
Bis in vier Wochen soll der Kreisjägervereinigung Biberach die zweite Drohne zur Verfügung stehen. Wenn die Maisernte beginnt, soll sie dabei helfen, Schwarzwild in den Feldern aufzuspüren. Die Jäger hoffen, dass dies dann ebenso gut funktioniert wie bei den Rehen. „Für alle Beteiligten ist das eine tolle Geschichte“, lobt Margit Sary das Projekt. Bei ihr ist die Drohne bereits im Einsatz gewesen, ein Kitz konnte gerettet werden. „Das hat alles prima funktioniert.“
Wer als Landwirt das kostenlose Drohnen-Angebot der Kreisjägervereinigung Biberach in Anspruch nehmen will, kann sich unter Telefon 0172/6515659 (Dieter Mielke) oder 0171/2724310 (Manfred Lochbühler) melden.