Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fürs Klettern geht’s weiter bergauf
Im Allgäu entsteht eine weitere Kletterhalle
DIETMANNSRIED - Vor gut einem Jahr hat in Kempten die größte Kletterhalle der Region eröffnet – demnächst soll eine weitere Einrichtung in Dietmannsried, an der A 7 zwischen Kempten und Memmingen, folgen. Gebaut und betrieben wird sie vom Kemptener Andreas Bindhammer, der früher sein Geld als Wettkampfkletterer verdient hat. Nach dem Ende seiner Profikarriere hat er es geschafft, weiter in der Branche zu bleiben. Allerdings ist die Dichte an Kletterhallen mit Seltmans, Waltenhofen, Sonthofen, Oberstdorf, Scheidegg, Ottobeuren und eben in Kempten sehr hoch. Lohnt sich eine weitere Halle?
Bindhammer sagt: Ja. Er rechnet damit, dass der bereits seit einigen Jahren anhaltende Höhenflug der Sportart anhält, weil sie 2020 erstmals bei Olympia Einzug halten wird. „Das geht jetzt erst richtig los“, glaubt der 45-Jährige. Denn mit Olympia werde es mehr Fördermittel für Trainingseinrichtungen geben. „Das wird sich auch auf den Breitensport auswirken.“Der wächst bereits seit Jahren. Die erste Kletterhalle Deutschlands entstand vor 24 Jahren in Seltmans (Weitnau). Vorstandsmitglied Bernd Prause hat die Entwicklung des Sports seitdem verfolgt und sagt: „Je mehr Hallen es gibt, umso mehr Kletterer gibt es. Aber das geht nicht unendlich weiter.“Derzeit würden die Zahlen noch ansteigen, so sein Eindruck, allerdings nicht mehr so steil wie bisher. Die Eröffnung neuer Hallen wie in Sonthofen oder Kempten habe man in Seltmans zwar bemerkt; vor allem, weil statt Jahresmarken mehr Zehnerkarten verkauft wurden. „Aber nach einer gewissen Zeit relativiert sich das.“Denn jede Halle habe ihre spezielle Atmosphäre. Trotzdem spricht Prause von einer sehr hohen Dichte in der Region.
Dass die Atmosphäre in der Halle gut ist, ist auch für Michael TurobinOrt entscheidend. Der Geschäftsführer des DAV Allgäu-Kempten ist sich sicher, dass man die neue Diet- mannsrieder Halle künftig an den eigenen Eintrittszahlen merken wird. „Ich glaube aber, die Konkurrenz tut gut.“Im Winter sei die Nachfrage ohnehin groß. „Schwierig wird es nur im Sommer, wenn wir wenig Eintrittsgeld einnehmen.“
Bindhammer, dessen Wettkampfkarriere 1999 ihren Höhepunkt mit Platz drei im Gesamtweltcup fand, wandte sich schrittweise vom Profisport ab. „Ich hatte mir finanziell mehr erwartet.“Anfangs hatte es sogar Autos als Gewinn gegeben, sogar Pepsi habe mit einer eigenen Wettkampfserie einsteigen wollen. „Der DAV hat das aber mit Gegenveranstaltungen ausgebremst.“
Andere, die bereits in Bindhammers Situation gewesen waren, hätten sich dem Expeditionsbergsteigen verschrieben oder seien Trainer oder Routenschrauber geworden. Bindhammer dagegen gründete mit seinem Bruder Christian Bindhammer – ebenfalls Kletterprofi – einen Versandhandel für Kletterbedarf wie Wände, Griffe und Matten. 2009 spalteten sie das Geschäft auf und Andreas Bindhammer übernahm die Sparte für Endabnehmer: den Onlineversand Exxpozed.
Eröffnung im Oktober
Die Nachfrage stieg, mittlerweile gibt es mehrere Lager in Kempten – zu viele und zu enge, sagt Bindhammer: „Das ist eine Stufe über Chaos hinaus.“Teils müssen Waren hintereinander gelagert werden. Die Lieferzeiten ziehen sich, die Onlinebewertungen spiegeln das. „Ich musste reagieren.“Weil sein Sortiment als innenstadtrelevant gilt, fand Bindhammer in Kempten keine passende Immobilie. Nun baut er in Dietmannsried an der A 7 für knapp acht Millionen Euro ein großes Lager – mitsamt Kletterhalle.
Im August werden die ersten Kletterwände aufgestellt, etwa 1800 Quadratmeter Kletter- und Boulderbereich sind geplant, darunter auch ein Außenbereich. Auch regionale Wettkämpfe will Bindhammer dort organisieren. Eröffnen will er dann im Oktober.