Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erdogan für Boykott von US-Geräten
Der türkische Präsident kündigt einen Boykott von US-Produkten an – Lob für die deutsche Regierung
ISTANBUL (AFP) - Im Streit mit Washington hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Boykott elektronischer Geräte aus den USA, unter anderem jene des Konzerns Apple, angekündigt. Auf diplomatischer Ebene hat Russland versichert, auf der Seite der Türken zu stehen. Die US-Sanktionen seien „Schikane“erklärten die Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Sergej Lawrow am Dienstag. „Diese Politik darf nicht fortgesetzt werden“, sagte Lawrow beim Besuch in Ankara.
ISTANBUL (dpa) - Als Reaktion auf Sanktionen und Strafzölle der USA gegen die Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan einen Boykott elektronischer Produkte aus den USA angekündigt. „Wir werden Amerikas elektronische Produkte boykottieren“, sagte Erdogan bei einer Rede vor Anhängern seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara am Dienstag.
„Wenn sie (die USA) iPhones haben, dann haben wir Samsung.“Die Türkei werde in Zukunft mehr qualitativ hochwertige Waren produzieren und diese auch exportieren.
Seine Rufe nach „Solidarität“im „Wirtschaftskrieg“der USA gegen die Türkei trugen unterdessen erste Früchte. Die größte Fluggesellschaft des Landes, Turkish Airlines, und die große Telekommunikationsfirma Turk Telekom kündigten an, dass sie auf US-Medienplattformen keine Anzeigen mehr schalten wollen. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das betreffe auch Google, Facebook, Youtube und Twitter.
Der Staatssender TRT meldete ohne weitere Details, dass auch aus den USA kommende Baumaterialien nicht mehr verwendet werden sollten. In sozialen Medien spielten am Dienstag Zehntausende Menschen Videos von einigen Türken ab, die in Solidarität mit dem Präsidenten ihre iPhones zertrümmerten.
Auslöser des Konflikts mit den USA ist die Festsetzung eines evan- gelikalen US-Pastors in der Türkei. Um seine Freilassung zu erzwingen hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag angekündet, Strafzölle auf Waren aus der Türkei zu verdoppeln. Zuvor hatten die USA zwei türkische Minister mit Sanktionen belegt.
Der Lira-Kurs erholt sich leicht
Der Kurs der seit Monaten schwächelnden Lira stürzte daraufhin am Freitag und Montag ab. Er erholte sich am Dienstagmorgen leicht, was Analysten auf Notmaßnahmen der Zentralbank zur Stützung der Lira und auf die Ankündigung zurückführten, dass Finanzminister Berat Albayrak am Donnerstag per Telefonkonferenz mit Investoren unter anderem aus den USA und Europa sprechen werde. Albayrak betonte am Dienstag in einer Rede in Ankara, dass eine Vertiefung der Beziehungen zu Europa und eine langfristige Zusammenarbeit die beste Antwort auf die Bedrohung durch die USA seien. Er fügte hinzu, dass Äußerungen der deutschen Kanzlerin und des deutschen Wirtschaftsministers gezeigt hätten, wie „unfair und böswillig“es sei, was der Türkei widerfahre.
Merkel hatte sich am Montag besorgt über die Lage in der Türkei geäußert. Die EU profitiere von einer stabilen Wirtschaftslage in ihrer Nachbarschaft. „Deutschland möchte jedenfalls eine wirtschaftlich prosperierende Türkei“, hatte sie gesagt.
Altmaier hatte die Wirtschaftspolitik der USA mit ihren Sanktionen und Strafzöllen kritisiert.