Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Suchen Möglichkeit, Oberflächenwasser zurückzuhalten“
Gemeinde will oberhalb von Laupertshausen nach Zwischenlösungen für Hochwasserschutz suchen
MASELHEIM - In Äpfingen regt sich Unmut. Denn das große Hochwasserschutzkonzept wird voraussichtlich erst in acht bis zehn Jahren umgesetzt sein. Birgit van Laak hat mit Bürgermeister Elmar Braun gesprochen.
Herr Braun, die Äpfinger sagen: Wir können nicht zehn Jahre auf die Regenrückhaltebecken warten. Können Sie das nachvollziehen?
Das kann ich absolut nachvollziehen. Mir geht es ja selber so, dass ich bei jeder Unwetterwarnung zutiefst verunsichert bin. Deshalb macht die Gemeinde ja auch alles, was sie in ihrem Rahmen tun kann, und das bis an die Grenze der gesetzlichen Regelungen. Wir stellen sicher, dass die Gewässerdurchlässe optimal funktionieren, wir baggern und verbessern Einlaufschächte. An der B-30-Brücke in Äpfingen haben wir zum Beispiel den Durchlass um 40 Prozent erweitert. Nur muss jede Maßnahme auch sinnvoll sein.
Was halten Sie von der Idee der Äpfinger, höhergelegene Feldwege als Dämme zu nutzen?
Als ich davon das erste Mal hörte, dachte ich: Das setzen wir um. Die Topografie auszunutzen, leuchtet ein. Quasi natürliche Rückhaltebecken zu bauen. Aber wenn das Landratsamt sagt, es gibt keine Genehmigung, und der Ingenieur nichts davon hält, wird kein Bürgermeister sagen: Wir machen das trotzdem. Passiert dann etwas, ist er verantwortlich. Ich will mich aber nicht allein auf die rechtliche Seite zurückziehen. Wenn man die Feldwege erhöht, muss man den Durchlass des Saubachs verkleinern. Ein kleineres Rohr verstopft schneller und dann läuft das Becken schneller voll. Die Gefahr ist hoch, dass der Damm abgetragen und alles noch schlimmer wird.
Schemmerhofen will laut dortigem Bauamt noch in diesem Jahr mit dem Bau von zwei Dämmen beginnen. Der Vorwurf aus Äpfingen lautet: Dort geht es doch auch, nur hier tut sich nichts ...
Der große Unterschied zwischen uns und Schemmerhofen ist, dass wir es mit Maßnahmen an Fließgewässern zu tun haben und nicht wie in Schemmerhofen mit wild abfließendem Oberflächenwasser, das kein Gewässer ist und folglich nicht unter das Wasserrecht fällt. Das ist etwas ganz anderes. Wären wir in der Situation wie Schemmerhofen, würde ich auch sofort sagen, wir gehen das an. Wir haben auch schon ähnliche Maßnahmen geplant gehabt. Diese sind aber leider bisher am Grunderwerb gescheitert.
Sind irgendwelche Zwischenlösungen in Sicht, bis das große Schutzkonzept greift?
Wir wollen oberhalb von Laupertshausen/Ellmannsweiler schauen, ob wir eine Stelle finden, wo wir ohne strenges Wasserrecht etwas tun können. Das heißt, wir suchen nach einer Möglichkeit abseits des Saubachs. Es geht darum, das Oberflächenwasser zurückzuhalten, nicht das Wasser des Saubachs. Wenn sich herausstellt, dass wir etwas machen können, werden wir die Sache anpacken, aber das Ganze muss, wie schon gesagt, sinnvoll sein und darf nicht am Ende die Gefahr noch erhöhen.
Die zehn Rückhaltebecken sollen nicht alle parallel gebaut werden, sondern gestaffelt. Zeichnet sich schon ab, welches Becken als Erstes gebaut wird?
Als Erstes ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das größte Rückhaltebecken „Mittlere Halde“an der Dürnach an der Reihe. Dieses Becken zwischen Ringschnait und Maselheim soll zwischen 800 000 und einer Million Kubikmeter fassen. Das ist enorm viel. Wir führen, um Zeit zu sparen, bereits Grundstücksverhandlungen und haben die artenschutzrechtliche Untersuchung begonnen. In zwei bis drei Jahren könnte – aber das ist eine reine Vermutung – Baubeginn sein. Heutzutage geht einfach nichts mehr schnell. Unser System aus Vorschriften und Absicherungen ist leider so. Das Planfeststellungsverfahren, die Umweltverträglichkeitsprüfung, der Standfestigkeitsnachweis, das Prozedere der Zuschussanträge und die Ausschreibungen sind sehr komplex und werden langwierig. Dazu kommen noch die Grundstücksverhandlungen. Ohne Grundstücke kann nicht gebaut werden. Aber wir bleiben mit Nachdruck an dem Thema dran.