Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein wohlklingender Abschiedsgruß
Symphonieorchester Vorarlberg unter Gérard Korsten bei den Bregenzer Festspielen
BREGENZ - Seinen Abschied als Chefdirigent des Symphonieorchesters Vorarlberg (SOV) hat Gérard Korsten bereits im Mai bei den Abokonzerten genommen. Nun konnte man ihn nochmals bei der traditionellen SOV-Matinee im Rahmen der Bregenzer Festspiele erleben: Heiterkeit, Farbenreichtum und Energie prägten das Programm mit Werken von Britten und Beethoven.
Kleine, schnelle Schritte, knappe Verbeugung, konzentrierte, impulsive und temperamentvolle Bewegungen, differenzierte Streicherschulung, Durchsichtigkeit bei den Bläsern: So hat man den gebürtigen Südafrikaner, dessen Hauptinstrument die Geige war und der viele Jahre als Konzertmeister des Chamber Orchestra of Europe unter Sandor Vegh oder Claudio Abbado wirkte, kennengelernt. Seit über 20 Jahren ist Gérard Korsten nur noch als Dirigent tätig, 13 Jahre lang hat er das SOV maßgeblich vorangebracht und ist von seinem Orchester zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit ernannt worden. Es ist kein Abschied im Unfrieden.
Instrumente als Schauspieler
Mit Brittens „Matinées musicales“, einer fünfteiligen Suite nach Stücken von Rossini, knüpften Korsten und das SOV an den „Barbier von Sevilla“an, den sie vergangene Woche mit dem Opernstudio aufgeführt hatten. In den charmanten Stücken erlebt man Holzbläser, Schlaginstrumente oder die zauberischen Klänge der Celesta wie Schauspieler in einem Ensemble.
Ursprünglich sollte in diesem Konzert Mark Padmore mit dem Nocturne von Britten auftreten. Seine Absage nicht nur für die Oper von Thomas Larcher, sondern für die gesamte Festspielzeit ermöglichte die Begegnung mit der jungen Sopranistin Sophia Burgos aus Puerto Rico. Sie singt viel neue Musik und ist den Festspielen seit der Uraufführung von „To The Lighthouse“vergangenes Jahr verbunden.
Großes Klangfarbenspektrum
Sophia Burgos interpretierte einen anderen Liederzyklus Brittens: „Les Illuminations“op. 18 nach den rätselhaften Gedichten Arthur Rimbauds. Die Stimme der Sängerin spiegelte das Klangfarbenspektrum Brittens auf beeindruckende Weise. Im Orchester war hier nur die Streichergruppe gefordert, dies aber höchst facettenreich in der Charakterisierung: Fanfaren, Glocken oder sinnliche Melodien zauberte Korsten mit den Streichern und mit feinem Gespür für die Singstimme.
Theaterhaltung prägt ja auch die Musik der Wiener Klassik, wenn auch auf ganz andere Weise als bei Rossini. In Gérard Korstens Interpretation der zweiten Symphonie von Beethoven spürte man die Lust an dynamisch geschärften Kontrasten, am Spiel mit dem thematischen Material und den Impulsen. Inmitten der temperamentvoll wirbelnden Außensätze erlebte man den langsamen Satz als stets neu beleuchteten Dialog zwischen den Orchestergruppen, schön phrasierend und sprechend ausgearbeitet. So endete diese Festspielmatinee nicht reißerisch oder bombastisch, sondern heiter beschwingt.