Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Untergang des Abendlandes
Es ist jetzt wirklich allerhöchste Zeit, aufzuwachen und etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Wir reden hier nicht davon, dass das Urlaubsparadies Malediven gefährdet ist oder die Fidschis nicht mehr Rugby-Olympiasieger werden können, weil ihre Inseln im Meer verschwinden werden. Es geht hier auch nicht darum, dass wir bald nasse Füße kriegen, wenn wir eine Rundwanderung auf Hiddensee machen, oder dass bald keine Äpfel mehr im Supermarkt verkauft werden, weil am Bodensee nur noch Melonen angepflanzt werden.
Nein, es ist alles viel schlimmer. In der Champagne wird es langsam zu warm für die Trauben, die den weltberühmten Schaumwein ausmachen. Diese Nachricht allein ist schon geeignet, für tiefe Depressionen zu sorgen, aber es kommt noch schlimmer: Französische Winzer schauen sich bereits in England nach Rebland um, weil dort die Bodenbeschaffenheit ähnlich sein soll wie in der Gegend um Reims: viel Kreide, sodass die Wurzeln der Reben tief in den Boden wachsen können.
Liebe Leute: Wir können uns viel vorstellen, aber selbst unsere Fantasie hat Grenzen: Wir möchten Champagner trinken, keinen Sparkling Wine aus Westerham, Tonbridge oder Tenterden. Südlich von London wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen, Erdbeeren und Fish and Chips – und das soll bitte auch so bleiben. Wahrscheinlich melden demnächst die Engländer, dass in Wimbledon leider kein Gras mehr wächst und das weltberühmte Tennisturnier deshalb künftig in Island stattfinden muss. In einer solchen Welt möchten wir nicht mehr leben. (hü)