Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hymers unsichere Zukunft
Die Familie des 2013 verstorbenen Unternehmensgründers Erwin Hymer gibt die Verantwortung für das Lebenswerks von Vater und Ehemann komplett ab.
Das oberschwäbische Familienunternehmen wird Teil einer multinationalen Aktiengesellschaft. Es hätte zwar schlimmer kommen können, der Käufer hätte auch ein Finanzinvestor ganz ohne strategische Interessen sein können, aber auch der Komplettverkauf an den größten Wohnmobilbauer Nordamerikas birgt Risiken. Keine Frage: Von der Marktlogik passen die beiden Unternehmen gut zusammen. Der Marktführer in den USA und in Kanada übernimmt den Marktführer in Europa.
Thor ist Spezialist für große amerikanische, die EHG für kleinere europäische Fahrzeuge, so dass sich die beiden Angebote ergänzen werden: für die Märkte in der alten und in der neuen Welt sowie vor allem für die Expansion in Asien. Doch für das vom Tüftler Erwin Hymer gegründete Unternehmen ist der Verkauf der Beginn einer neuen Zeitrechnung mit großen Unbekannten. Das frühere Familienunternehmen Erwin Hymer ist künftig Teil eines an der New Yorker Börse gelisteten Großkonzerns. Regelmäßig werden von nun an Aktionäre die Zahlen bewerten. Die Konzernzentrale ist im fernen US-Bundesstaat Indiana. Sollte Erwin Hymer in Oberschwaben einmal in die Krise rutschen, ist abzuwarten, wie die Thor-Chefs in den USA reagieren. Die Familie Hymer hat ihre Chance genutzt, das Unternehmen zu einem guten Preis zu verkaufen. Ob für das Unternehmen die Chancen oder die Risiken überwiegen, muss sich erst zeigen.