Schwäbische Zeitung (Biberach)
Breitband in der Einöde
Es geht um Millionen – Was im Ochsenhauser Gemeinderat für Diskussionen sorgte
OCHSENHAUSEN (sz) - Das Gewerbezentrum Längenmoos in Ochsenhausen sowie die Einöden Mittelbuchs mit Bebenhaus sind in Sachen Breitband unterversorgt. Die Verwaltung hat dem Ochsenhauser Gemeinderat deshalb vorgeschlagen, dass diese Bereiche ebenfalls schnelleres Internet bekommen sollen. Dem wollte der Gemeinderat – zumindest was Mittelbuch betrifft – diese Woche aber nicht folgen.
OCHSENHAUSEN - Das Gewerbezentrum Längenmoos in Ochsenhausen sowie die Einöden Mittelbuchs mit Bebenhaus sind in Sachen Breitband unterversorgt. Die Verwaltung hat dem Ochsenhauser Gemeinderat deshalb vorgeschlagen, dass diese Bereiche ebenfalls schnelleres Internet bekommen. Dem wollte der Gemeinderat – zumindest was Mittelbuch betrifft – diese Woche aber nicht folgen. Denn für wenig Anschlüsse fallen rund um Mittelbuch verhältnismäßig hohe Kosten an. Nach Abzug der voraussichtlichen Förderung geht es immer noch um mehr als zwei Millionen Euro.
Anlass der aktuellen Überlegungen ist die anstehende Netzbetriebsausschreibung im Oktober, in die alle Städte und Gemeinden des Landkreises aufgenommen werden sollen, damit für den Großteil ein gemeinsamer Netzbetreiber gefunden und künftige Breitbandnetze direkt nach Fertigstellung in Betrieb gehen können. Patrick Burger von der Firma Geodata erklärte dem Gemeinderat nochmals die Notwendigkeit des Breitbands und welche Bedeutung diese Art des Internetzugangs mit hoher Datenübertragungsrate für Unternehmen hat. DSL, „der Klassiker“, habe mit Kupferkabeln in den vergangenen zehn bis 15 Jahren seinen Zweck erfüllt, die Möglichkeiten seien bei dieser Technologie aber endlich. Höhere zukunftsfähige Bandbreiten könnten nur über Glasfaser erreicht werden. Die größeren Ortsteile auf Ochsenhauser Gemarkung seien weitgehend versorgt, in den Randbereichen werde es aber „problematisch“, so Burger.
Im Gewerbezentrum werde es in Teilen, abhängig vom Bedarf, wahrscheinlich noch eine Unterversorgung geben. Gleiches gelte für die Aussiedlerhöfe rund um Mittelbuch. In Mittelbuch selbst dürfte es laut Burger keine Versorgungsprobleme geben. Der FTTB-Ausbau (Glasfaserkabel bis ins Gebäude) für das Gewerbezentrum und die Einöden Mittelbuchs samt Bebenhaus kostet nach einer Berechnung von Geodata 4,3 Millionen Euro, eine Förderung gäbe es in Höhe von 1,75 Millionen Euro.
Viele offene Fragen
Die restlichen gut zweieinhalb Millionen Euro teilte Patrick Burger in seiner Kalkulation in einen städtischen und einen privaten Anteil. Denn theoretisch könnten Privatleute und Unternehmen an den Kosten für das Verlegen der Kabel beteiligt werden. Dafür gebe es unterschiedliche Varianten. Guido Wohnhas (CDU) äußerte Bedenken. „Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich diese Zahlen realisieren lassen. Das wird an uns hängen bleiben.“Patrick Burger räumte ein, dass es „sehr unwahrscheinlich“sei, dass die von ihm aufgelisteten privaten Beiträge – in Summe immerhin 800 000 Euro – gänzlich umgelegt werden können.
Frank Gmeinder (SPD) erklärte, der Gemeinderat könne schlecht entscheiden, dass Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden, ohne zu wissen, um wie viel Geld es geht. Nachdem sich im Laufe der Diskussion, die unterm Strich gute eineinhalb Stunden ging, auch herauskristallisierte, dass mit den Betroffenen bislang weder über eine mögliche finanzielle Beteiligung noch über die Notwendigkeit eines Glasfaseranschlusses an sich gesprochen worden ist, sagte Gmeinder nochmals, dass es schwierig sei, eine Entscheidung zu treffen, wenn man den Bedarf überhaupt nicht einschätzen könne. Dazu müsste zunächst das Gespräch mit den Leuten gesucht werden. Ähnlich äußerte sich auch Manfred Kallfass (Freie Wähler). Nach Ansicht seiner Fraktion könne man je nach Haushaltslage entscheiden, was angeschlossen werden soll.
Am Beispiel des Bereichs nördlich von Mittelbuch in Richtung Ringschnait zeigte Patrick Burger, dass hier für fünf Anschlüsse mit Kosten von 276 000 Euro kalkuliert wird. „Es sind wenig Aussiedlerhöfe, aber ganz schöne Strecken.“Diese Kosten seien zweifelsohne „erschreckend“. Der Mittelbucher Ortsvorsteher Karl Wohnhas (CDU) bestätigte, dass in den genannten Bereichen – 37 Einödhöfe plus Bebenhaus – der Internetempfang schlecht oder teils gar nicht vorhanden ist. Einzelne Familien könnten aber nicht mit den genannten Kosten belastet werden. Jetzt kurzfristig zu sagen, dass man an dieser Stelle so viel Geld verpflichtend einsetzt, sprenge aber natürlich auch den Rahmen. Johannes Remmele (CDU) bemängelte, dass er sich in der Vorlage zu diesem Tagesordnungspunkt mehr Informationen gewünscht hätte, wie andere Kommunen damit umgehen. „So sind wir als Gemeinderat ein wenig hilflos.“Dieses Thema sei sehr kurzfristig aufgeschlagen, erklärte Bürgermeister Andreas Denzel, weshalb es nicht gelungen sei, Vergleichswerte zu bekommen.
Da klar war, dass die „große Lösung“mit Gewebezentrum und den Mittelbucher Einöden keine Mehrheit findet, schlug Denzel vor, auf jeden Fall das Gewerbezentrum (rund 720 000 Euro bei 280 000 Euro Förderung) und die öffentlichen Gebäude (133 000 Euro bei 53 000 Euro Förderung) in die Netzbetriebsausschreibung zu packen. Dies wurde vom Gemeinderat, wenn auch nicht einstimmig, so mitgetragen. Die Einöden Mittelbuchs und Bebenhaus kommen nicht in die bis 2032 laufende Netzbetriebsausschreibung. Patrick Burger von Geodata hatte bereits zuvor erklärt: „Über kurz oder lang werden sie nicht drum herum kommen. Irgendwann müssen Sie in diesen äußerst sauren Apfel beißen.“