Schwäbische Zeitung (Biberach)
Leser tauchen in die Klostergeschichte ein
Führung im ehemaligen Kloster Ochsenhausen schließt „Schwäbische Türöffner“ab
OCHSENHAUSEN - Mit der Besichtigung des ehemaligen Klosters Ochsenhausen ist die Aktion „Schwäbische Türöffner“zu Ende gegangen. Bei dem Angebot der SZ Biberach hatten Leser in den Sommermonaten exklusive Einblicke in Unternehmen erhalten und durften Orte besuchen, an die man sonst so ohne Weiteres nicht kommt. Gästeführer Ulrich Bauer hatte den 30 SZ-Lesern in den Räumen der heutigen Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg „eine etwas andere Führung“versprochen und tauchte mit ihnen in die Geschichte ein.
Ulrich Bauer erklärte, dass sich im ehemaligen Kloster nicht nur barocke Elemente wiederfinden, sondern sich beispielsweise auch das Mittelalter, die Spätgotik und der Klassizismus widerspiegeln. So sind noch ein spätgotisches Gewölbe und ein Kreuzgang erhalten. Ausgestattet mit Jahrhunderte alten Ziegeln, die einst im Ziegelweiher gewonnen und im Ziegelstadel gebrannt wurden. Im angrenzenden Raum vermutete ein SZ-Leser die einstige Folterkammer – vermutlich war es aber das Laienrefektorium, in dem die Laien getrennt von den Patres speisten. Auf Nachfrage erklärte Ulrich Bauer, dass Ochsenhausen ein reiches Kloster war. Die Abtei umfasste 255 Quadratkilometer, maximal 60 Mönche lebten hier zur Blütezeit.
Im Refektorium, das auch von der Landesakademie heute noch als Speisesaal genutzt wird, bemerkte eine SZ-Leserin: „Hier würde ich auch gerne essen.“Schließlich kann der Raum mit einer prachtvollen Ausstattung beeindrucken. Was sich auch von der Sternwarte, deren Bau 1778 in Auftrag gegeben wurde, sagen lässt. Die Sternwarte mit drehbarer Kuppel ist im südlichen Eckturm des Konventgebäudes untergebracht und mit einem sogenannten Azimutalquadranten versehen. Mit fast drei Metern Höhe zählte der Azimutalquadrant zu den größten seiner Zeit. Über das hölzerne Treppenhaus, an dessen Decke die Geschichte des Klosters erzählt wird, führte Ulrich Bauer die Gruppe in den Bibliothekssaal. Die Bibliothek sei für das Kloster „praktisch überlebenswichtig“gewesen, sagte Bauer. Es gibt unterschiedliche Schätzungen darüber, wie viele Bücher hier einst in den Regalen standen. Fest steht: Die meisten von ihnen – oder zumindest die wertvollen – wurden vom neuen Besitzer von Ochsenhausen, Fürst Clemens Wenzel von Metternich, 1825 in sein Schloss Königswart nach Böhmen gebracht.
Bereits beim Besuch der Staatssekretärin Gisela Splett war vor wenigen Wochen angeklungen, dass es auch im ehemaligen Kloster Ochsenhausen noch „Lücken in der baulichen Erfassung“, wie es Michael Hörrmann, Geschäftsführer Staatliche Schlösser und Gärten BadenWürttemberg, ausdrückte, gibt. Und auch Ulrich Bauer sagte: „Es liegen immer noch viele Geschehnisse aus der früheren Zeit im Verborgenen. Aber das ist doch auch ganz schön.“Mit jenen Informationen, die überliefert sind, konnte Bauer den SZ-Lesern jedenfalls eine kurzweilige zweistündige Führung anbieten.