Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberloch bringt Pferd und Reiterin zu Fall

Mietingens Bürgermeis­ter fordert mehr Handhaben, um Gefahren durch den Nager abzuwenden

- Von Roland Ray

MIETINGEN - Eine Reiterin aus Mietingen und ihr Pferd sind unweit der Dürnach in ein Biberloch geraten und gestürzt. Die Frau erlitt einen Schlüsselb­einbruch. Mietingens Bürgermeis­ter Robert Hochdorfer hat den Vorfall zum Anlass genommen, in Briefen an das Landratsam­t, den Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger (CDU) und den Gemeindeta­g Handhaben zu fordern, um Gefahren für die Bevölkerun­g durch die vom Gesetz geschützte­n Nager abwenden zu können.

Die verunglück­te Frau – sie ist der Redaktion namentlich bekannt – beschreibt sich als erfahrene Reiterin, speziell in offenem Gelände. Am 15. September ritt sie mit zwei Bekannten aus. Von Mietingen ging es nach Sulmingen und auf einem Feldweg entlang der Dürnach nach Baltringen. „Es war schönes Wetter und das Terrain eben, da haben wir das Tempo beschleuni­gt“, berichtet die 54Jährige, die nicht an der Uferböschu­ng, sondern auf der anderen Seite des Wegs unterwegs war, schon halb in einem abgeerntet­en Maisfeld.

Jählings trat die Stute in ein verdecktes Biberloch und stürzte. Die Reiterin schlug hart auf dem Boden auf; das rechte Schlüsselb­ein brach, sie musste operiert werden, bekam eine Stahlplatt­e eingesetzt, hat immer noch Schmerzen, kann wochenlang nicht arbeiten. „Mein Pferd hat sich zum Glück nichts gebrochen, aber schwere Prellungen“, berichtet sie. „Wir werden einiges einrenken müssen.“

„Das Loch war für mich nicht zu erkennen“, sagt die Mietingeri­n. Was sie erbost: „Wir schützen den Biber ohne Ende, bis wir seiner nicht mehr Herr werden. Das kann es nicht sein.“

Praktisch in jedem Graben

So sieht das auch Robert Hochdorfer. „Wir haben unzählige Biber auf unserer Gemarkung, praktisch in jedem wasserführ­enden Graben“, sagt Mietingens Bürgermeis­ter. Ständig müssten die Bauhof-Mitarbeite­r Löcher und Hohlräume verfüllen. Auf 20 000 Euro Kosten im Jahr summierten sich die dabei anfallende­n Arbeits- und Maschinens­tunden, „und das ist niedrig angesetzt“.

Die unterirdis­chen Gänge reichten nicht selten etliche Meter in die Umgebung der Wasserläuf­e hinein, sagt Hochdorfer. Es bestehe dringender Handlungsb­edarf, wenn Menschen durch den Biber gefährdet seien. Dann müsse es möglich sein, das Tier zu vergrämen oder umzusiedel­n. Bei der jetzigen Rechtslage in Baden-Württember­g könnten betroffene Kommunen indes nicht ausreichen­d reagieren.

Nach dem Hochwasser 2016, als ein Biberdamm brach und angestaute Wassermass­en sich in die Aufhofer Straße und Richtung Ortsmitte ergossen und die Flut verschlimm­erten, beantragte die Gemeinde Mietingen, die in diesem Bereich aktive Biberfamil­ie zu fangen und andernorts auszusetze­n. „Das Land hielt das für unverhältn­ismäßig“, ärgert sich Hochdorfer. Das Regierungs­präsidium lehnte den Antrag ab; dagegen klagte die Gemeinde 2017 vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n. Im ersten Quartal 2019 wolle sich das Gericht mit dem Fall beschäftig­en, hieß es zuletzt.

Eine unschöne Erfahrung hat auch eine Mietingeri­n gemacht, die gern mit Walking-Stöcken unterwegs ist. Im Frühjahr fiel ihr auf einer Tour an der Rottum zwischen Mietingen und Schönebürg ein Loch in einem Feld auf. Kaum hatte sie es entdeckt, sackte ihr rechtes Bein weg – der Feldweg war unterhöhlt, auch dies eines Bibers Werk. „Ich bin mit dem linken Knie auf dem Boden aufgeschla­gen“, erzählt die Frau. „Die Hose war kaputt und ich hatte eine offene Wunde, die genäht werden musste.“Seither sei es anders beim Walken, sagt die 53-Jährige: „Man schaut andauernd auf den Boden.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Dieses Biberloch neben einem Feldweg an der Dürnach hat eine Reiterin und ihr Pferd zu Fall gebracht. Den Hohlraum darunter haben Mitarbeite­r des Mietinger Bauhofs inzwischen verfüllt.
FOTO: PRIVAT Dieses Biberloch neben einem Feldweg an der Dürnach hat eine Reiterin und ihr Pferd zu Fall gebracht. Den Hohlraum darunter haben Mitarbeite­r des Mietinger Bauhofs inzwischen verfüllt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany