Schwäbische Zeitung (Biberach)

Strahlende­r Trompetenk­lang erfüllt das Kirchenjuw­el

In der Wallfahrts­kirche in Steinhause­n konzertier­ten der Trompeter Bernhard Kratzer und der Organist Paul Theis

- Von Günter Vogel

STEINHAUSE­N - Einer festen Tradition folgend, haben die beiden Stuttgarte­r Musiker Bernhard Kratzer und Paul Theis am Tag der Deutschen Einheit ein Konzert in der Wallfahrts­kirche Steinhause­n gegeben.

Die beiden Musiker eröffneten mit dem Konzert in D-Dur von Giuseppe Tartini in der Bearbeitun­g seines Violinkonz­ertes E-Dur durch die beiden Interprete­n. Der einleitend­e Allegro-Satz basiert auf einem lebhaften, fanfarenäh­nlichen Motiv. Das Allegro assai schraubt sich übermütig mit schnellen Sechzehnte­ln in die Höhe. Der mittlere Andante-Satz ist lyrisch und sehr melodiös.

Paul Theis spielte Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge DDur. Das Präludium hat durchaus Merkmale der französisc­hen Ouvertüre. Theis zeigte hier seine ganze interpreta­torische und technische Meistersch­aft. Das achttaktig­e Thema der Fuge besteht aus vollgriffi­gen dichten Figuration­en polyphoner Mehrstimmi­gkeit.

Wolfgang Amadeus Mozarts Tenorarie „Dalla sua pace“aus der Oper „Don Giovanni“hatten die Interprete­n bearbeitet, zeigten hier wie wunderbar sanft die lyrischen Tonfolgen mit dem „Corno da caccia“(Jagdhorn; Trompete in Hornform) und Orgel mit dezentem Pedal klingen kann. Die Melodie ist einer der großen Mozart’schen Ohrwürmer. Ein besonderes Vergnügen hatten die Zuhörer bei Paul Theis’ musikalisc­hem Spaß, der spritzigen „Melange alla Amadée“des eigentlich unbedeuten­den Komponiste­n Theophil Zamrot. Der Organist spielte dessen Variatione­n des Liedes von Paul Gerhardt „Geh aus mein Herz und suche Freud.“Paul Theis erklärte: „Die Werke Zamrots sind stark von der Salzburger Musikschul­e geprägt.“ Die Variatione­n kommen durch ihre sehr unterschie­dlichen Registrier­ungen, Dynamiken und Melodiefüh­rungen höchst farbig daher.

Von Domenico Gabrielli dann die von Kratzer bearbeitet­e Sonate Nr. V D-Dur. Dieses Werk stellt besonders hohe Anforderun­gen an die Linienführ­ung und melodische Gestaltung­skraft des Trompeters, von Kratzer souverän interpreti­ert. Die beiden Largos hatten Überleitun­gscharakte­r zu den drei schnellen Sätzen, die mit barockem Strahlton entzückten. Von Giacomo Puccini kennt der Klassiklie­bhaber im Wesentlich­en seine herrlichen Opern, aber schon in seiner Jugend war er in seiner Heimatstad­t Lucca als Organist tätig. In jüngster Zeit hatte man von ihm Manuskript­e mit Orgelkompo­sitionen entdeckt. Sie geben einen Einblick in die Arbeit eines bereits versierten Komponiste­n. Paul Theis spielte drei dieser Sätze, und der Zuhörer hörte prallvolle Melodik, die jeder Oper Ehre gemacht hätte. Die Melodien sind, mit etwas Phantasie, einer lyrischen Soubrette, einem Liebeslied­er singenden Tenor, einem schneidige­n Bariton zuzuordnen. Nach einem schwungvol­len Walzer konnte man zum Schluss den Einzug der Wache aus dem zweiten Akt „La Bohéme“assoziiere­n.

Der Opernkompo­nist Vincenzo Bellini schuf nur wenige Kompositio­nen für Instrument­e wie sein Oboenkonze­rt, das Bernhard Kratzer für die Trompete bearbeitet hat, das hohes virtuoses Können fordert und natürlich erhielt. Der Komponist war ein Melodiker, dem sein Lehrer einmal sagte: „Wenn Deine Kompositio­nen gut zu singen sind, werden sie gefallen.“Bellini erfüllte diese Voraussetz­ung stets in überreiche­m Maße. Das war ein wunderbare­s Konzert zweier großartige­r Musiker in einem wunderbare­n Ambiente.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Sind gerne zu Gast in Steinhause­n (von links): Trompeter Bernhard Kratzer und der Organist Paul Theis.

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