Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein neuer Klang, ein anderes Licht
Gutenzeller Kirchengemeinderat erfährt bei Orgelsanierung große Unterstützung.
GUTENZELL - Nach drei Jahrzehnten ist die Orgel in der ehemaligen Klosterkirche St. Cosmas und Damian in Gutenzell generalüberholt worden. „Alle 25 bis 30 Jahre sollte man das Instrument restaurieren, weil Staub, Holzwurm oder Schimmel der Orgel zusetzen“, sagt Kirchengemeinderat Karl Linder. Bei einem Konzert mit dem preisgekrönten Künstler Paolo Oreni am Samstag, 20. Oktober, können die Besucher den neuen Klang erleben – und die Kirche bei einem ganz anderen Licht entdecken.
Wer auf den Bänken im Kirchenschiff Platz nimmt, kann die in dieser Form im Jahr 1988 errichtete Orgel nur mühsam erspähen. Denn ein barockes, verschnörkeltes Gitter versperrt die Sicht auf das Instrument, welches sich auf der Empore mit den Kirchenfürsten Gregor, Augustinus Hieronimus und Ambrosius befindet. Doch in den Gottesdiensten, insbesondere bei der Orchestermesse anlässlich des Wendelinus-Ritts, dürfte sie jeder bemerken, wenn sie ihren hörbaren, großen Auftritt hat. „Hier üben auch regelmäßig Schüler der Landesmusikakademie“, berichtet Linder. 600 000 DM hat der Bau der Orgel vor 30 Jahren gekostet. Mit ihrem Klang bereicherte sie seitdem unzählige Gottesdienste.
Pfeifen zum Teil sehr alt
In diesem Jahr aber verstummte das Instrument für zehn Wochen. Denn der Orgelbaumeister Stefan Heiß machte sich mit seinen Mitarbeitern zwischen April und Mitte Juni an den etwa 2000 Pfeifen zu schaffen. „Zuerst mussten wir alle Pfeifen ausräumen und sortieren“, schildert er den Ablauf. Jene Pfeifen, die sich nicht auf der Empore haben reparieren lassen, brachten sein Team und er in die Werkstatt im bayerischen Vöhringen. Teilweise stammten Pfeifen aus dem 18. Jahrhundert, weil die Orgel im Lauf der Jahrhunderte sukzessive erweitert wurde. Zuletzt eben im Jahr 1988.
Hierin lag auch die größte Herausforderung der Restaurierung. „Wir mussten den Code, also das, was sich die verschiedenen Orgelbauer gedacht haben, knacken“, schildert Heiß. „Die Orgel sollte ja nach der Restaurierung schöner und besser klingen.“Darüber hinaus galt es technische Probleme zu lösen, hatte sich das Instrument doch aufgrund hängender Töne zuletzt immer schwieriger spielen lassen. „Das ist uns gelungen“, sagt Heiß. Ein Sachverständiger der Diözese Rottenburg-Stuttgart bescheinigt ihm „hervorragende Arbeit“. Die Gutenzeller Kirchengemeinde nahm dafür 37 000 Euro in die Hand. „Etwa ein Drittel konnten wir aus Rücklagen finanzieren, der Rest waren Spenden“, schildert Linder. Krippencafé des Frauenbunds, Führungen während der Krippenzeit oder Spenden einzelner Privatpersonen – „die Resonanz auf unseren Aufruf war riesig“, erinnert sich Kirchengemeinderätin Heike Miller. Es sei für sie immer noch beeindruckend, welch hohen Stellenwert eine Orgel bei den Menschen genieße: „Nun wollen wir ihnen etwas zurückgeben.“Mit dem Konzert möchte die Gemeinde aber nicht nur Danke sagen, sondern auch den neuen Klang demonstrieren.
Dafür nimmt der italienische Künstler Paolo Oreni an der Orgel Platz. Bereits im Alter von elf Jahren begann Oreni, an einem Musikinstitut Orgel und Orgelkompositionen zu studieren, konnte dank Stipendien seine musikalischen Studien am Nationalkonservatorium von Luxemburg fortsetzen. Er gewann mehrere internationale Wettbewerbe. Die „Süddeutsche Zeitung“beschreibt ihn als einen „jungen, vielversprechenden talentierten italienischen Künstler, ein Wunder an Fähigkeiten mit phänomenaler Präzision, die noch immer ihresgleichen sucht“. Das Programm in Gutenzell beinhaltet unter anderem Werke von Bach, Liszt, Widor und Vivaldi.
Lichtkünstler wird aktiv
Der Kirchengemeinderat ist ein bisschen stolz darauf, dass Oreni für ein Konzert nach Gutenzell kommt. Eingefädelt hat das Ganze Stefan Heiß, der auch die Kosten für das Engagement übernimmt. Denn Oreni ist ein guter Freund von ihm: „Er hat mich bei meiner Arbeit in Gutenzell besucht und auf der Orgel gespielt.“Der Musiker soll von der Klangfülle und dem Klang des Raums begeistert gewesen ein: „Er sagte mir, er will dort ein Konzert spielen.“Das wird nun also Realität.
„Es soll aber nicht nur etwas für die Ohren geben, sondern auch etwas fürs Auge“, kündigt Miller an und verweist auf den Lichtkünstler Eckhard Schaaf. Der Weingartener taucht die Pfarrkirche bei einsetzender Dunkelheit in ein anderes Licht: „Mit Lampions und Kerzen sorgt er sicherlich für eine ganz besondere Atmosphäre.“
Das Konzert beginnt am Samstag, 20. Oktober, um 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei, um Spenden wird gebeten.