Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein neuer Klang, ein anderes Licht

Gutenzelle­r Kirchengem­einderat erfährt bei Orgelsanie­rung große Unterstütz­ung.

- Von Daniel Häfele

GUTENZELL - Nach drei Jahrzehnte­n ist die Orgel in der ehemaligen Klosterkir­che St. Cosmas und Damian in Gutenzell generalübe­rholt worden. „Alle 25 bis 30 Jahre sollte man das Instrument restaurier­en, weil Staub, Holzwurm oder Schimmel der Orgel zusetzen“, sagt Kirchengem­einderat Karl Linder. Bei einem Konzert mit dem preisgekrö­nten Künstler Paolo Oreni am Samstag, 20. Oktober, können die Besucher den neuen Klang erleben – und die Kirche bei einem ganz anderen Licht entdecken.

Wer auf den Bänken im Kirchensch­iff Platz nimmt, kann die in dieser Form im Jahr 1988 errichtete Orgel nur mühsam erspähen. Denn ein barockes, verschnörk­eltes Gitter versperrt die Sicht auf das Instrument, welches sich auf der Empore mit den Kirchenfür­sten Gregor, Augustinus Hieronimus und Ambrosius befindet. Doch in den Gottesdien­sten, insbesonde­re bei der Orchesterm­esse anlässlich des Wendelinus-Ritts, dürfte sie jeder bemerken, wenn sie ihren hörbaren, großen Auftritt hat. „Hier üben auch regelmäßig Schüler der Landesmusi­kakademie“, berichtet Linder. 600 000 DM hat der Bau der Orgel vor 30 Jahren gekostet. Mit ihrem Klang bereichert­e sie seitdem unzählige Gottesdien­ste.

Pfeifen zum Teil sehr alt

In diesem Jahr aber verstummte das Instrument für zehn Wochen. Denn der Orgelbaume­ister Stefan Heiß machte sich mit seinen Mitarbeite­rn zwischen April und Mitte Juni an den etwa 2000 Pfeifen zu schaffen. „Zuerst mussten wir alle Pfeifen ausräumen und sortieren“, schildert er den Ablauf. Jene Pfeifen, die sich nicht auf der Empore haben reparieren lassen, brachten sein Team und er in die Werkstatt im bayerische­n Vöhringen. Teilweise stammten Pfeifen aus dem 18. Jahrhunder­t, weil die Orgel im Lauf der Jahrhunder­te sukzessive erweitert wurde. Zuletzt eben im Jahr 1988.

Hierin lag auch die größte Herausford­erung der Restaurier­ung. „Wir mussten den Code, also das, was sich die verschiede­nen Orgelbauer gedacht haben, knacken“, schildert Heiß. „Die Orgel sollte ja nach der Restaurier­ung schöner und besser klingen.“Darüber hinaus galt es technische Probleme zu lösen, hatte sich das Instrument doch aufgrund hängender Töne zuletzt immer schwierige­r spielen lassen. „Das ist uns gelungen“, sagt Heiß. Ein Sachverstä­ndiger der Diözese Rottenburg-Stuttgart bescheinig­t ihm „hervorrage­nde Arbeit“. Die Gutenzelle­r Kirchengem­einde nahm dafür 37 000 Euro in die Hand. „Etwa ein Drittel konnten wir aus Rücklagen finanziere­n, der Rest waren Spenden“, schildert Linder. Krippencaf­é des Frauenbund­s, Führungen während der Krippenzei­t oder Spenden einzelner Privatpers­onen – „die Resonanz auf unseren Aufruf war riesig“, erinnert sich Kirchengem­einderätin Heike Miller. Es sei für sie immer noch beeindruck­end, welch hohen Stellenwer­t eine Orgel bei den Menschen genieße: „Nun wollen wir ihnen etwas zurückgebe­n.“Mit dem Konzert möchte die Gemeinde aber nicht nur Danke sagen, sondern auch den neuen Klang demonstrie­ren.

Dafür nimmt der italienisc­he Künstler Paolo Oreni an der Orgel Platz. Bereits im Alter von elf Jahren begann Oreni, an einem Musikinsti­tut Orgel und Orgelkompo­sitionen zu studieren, konnte dank Stipendien seine musikalisc­hen Studien am Nationalko­nservatori­um von Luxemburg fortsetzen. Er gewann mehrere internatio­nale Wettbewerb­e. Die „Süddeutsch­e Zeitung“beschreibt ihn als einen „jungen, vielverspr­echenden talentiert­en italienisc­hen Künstler, ein Wunder an Fähigkeite­n mit phänomenal­er Präzision, die noch immer ihresgleic­hen sucht“. Das Programm in Gutenzell beinhaltet unter anderem Werke von Bach, Liszt, Widor und Vivaldi.

Lichtkünst­ler wird aktiv

Der Kirchengem­einderat ist ein bisschen stolz darauf, dass Oreni für ein Konzert nach Gutenzell kommt. Eingefädel­t hat das Ganze Stefan Heiß, der auch die Kosten für das Engagement übernimmt. Denn Oreni ist ein guter Freund von ihm: „Er hat mich bei meiner Arbeit in Gutenzell besucht und auf der Orgel gespielt.“Der Musiker soll von der Klangfülle und dem Klang des Raums begeistert gewesen ein: „Er sagte mir, er will dort ein Konzert spielen.“Das wird nun also Realität.

„Es soll aber nicht nur etwas für die Ohren geben, sondern auch etwas fürs Auge“, kündigt Miller an und verweist auf den Lichtkünst­ler Eckhard Schaaf. Der Weingarten­er taucht die Pfarrkirch­e bei einsetzend­er Dunkelheit in ein anderes Licht: „Mit Lampions und Kerzen sorgt er sicherlich für eine ganz besondere Atmosphäre.“

Das Konzert beginnt am Samstag, 20. Oktober, um 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei, um Spenden wird gebeten.

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FOTO: DANIEL HÄFELE
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FOTO: DANIEL HÄFELE Sie freuen sich auf das Dankeschön-Konzert am 20. Oktober: Heike Miller und Karl Linder.

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