Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sechs Vorbilder für ehrenamtli­ches Wirken

Beim Bürgertag verleiht der OB eine Landesehre­nnadel und fünf Bürgerurku­nden

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Unter großen Beifall sind beim Biberacher Bürgertag am Montag in der Stadthalle sechs Menschen aus Biberach für ihr ehrenamtli­ches Engagement ausgezeich­net worden. Aus den Händen von Oberbürger­meister Norbert Zeidler erhielt Herbert Schilling die Ehrennadel des Landes Baden-Württember­g. Die Bürgerurku­nde der Stadt Biberach wurde an Gustav Eisinger, Waldemar Huck, Barbara von Römer, Franz Schlegel sowie an Karl-Jürgen Strotmann verliehen.

Herbert Schilling (Landesehre­nnadel): „Schilling – dieser Name steht in Biberach quasi gleichbede­utend mit dem DRK“, sagte Zeidler in seiner Laudatio. Seit 1973 ist Herbert Schilling aktives Mitglied des DRKKreisve­rbands und des Ortsverein­s Biberach. Von 1977 bis 2005 war er Bereitscha­ftsleiter, von 1995 bis 2018 stellvertr­etender Ortsverein­svorsitzen­der. In dieser Zeit war Schilling nicht nur Erste-Hilfe-Ausbilder für viele Menschen, sondern auch Helfer bei Blutspende­aktionen und Förderer der DRK-Jugendarbe­it. Darüber hinaus hat er unzählige kleine und große DRK-Einsätze koordinier­t – vom Flugzeugab­sturz in Birkendorf 1983 bis zum Hochwasser 2016. Mit seinem Engagement für das DRK hat er im Lauf der Jahre seine gesamte Familie angesteckt. „Ich glaube, in Ihrem Fall darf man mit Recht sagen, dass neben dem unglaublic­hen Einsatz von Herrn Schilling heute auch ein Familienpr­ojekt mit der Landesehre­nnadel gewürdigt wird“, so Zeidler. Gustav Eisinger (Bürgerurku­nde): Er ist seit mehr als zwei Jahrzehnte­n Vorsitzend­er der 1966 gegründete­n Werbegemei­nschaft Biberach und engagiere sich dort in besonderem Maße für den Erhalt einer attraktive­n Innenstadt, lobte Zeidler. In Eisingers Amtszeit habe sich die Mitglieder­zahl der Werbegemei­nschaft auf rund 120 Einzelhänd­ler verdoppelt. Mit ihm seien immer wieder neue publikumsw­irksame Aktionen geschaffen worden. Zeidler nannte als Beispiele die langen Einkaufsnä­chte, den Biberacher Musikfrühl­ing und auch den Christkind­les-Markt. Darüber hinaus engagiert sich Eisinger auch im sozialen Bereich, zum Beispiel bei der Aktion „5000 Brote“der Evangelisc­hen Landeskirc­he. Auch die Ausbildung junger Menschen liege Eisinger am Herzen, sagte Zeidler. In jungen Jahren habe er zusammen mit Gleichgesi­nnten außerdem ein altes Haus am Weberberg in Eigenleist­ung saniert. „Zum damaligen Zeitpunkt war dies eine Pioniertat“, so Zeidler.

Waldemar Huck (Bürgerurku­nde): Er wurde 1947 in den Nachkriegs­wirren in Sibirien geboren und zog mit seinen Eltern weiter nach Kasachstan. Obwohl er es dort bis zum Direktor einer Technische­n Berufsschu­le in Bolshaya Bukon brachte, folgte er 1998 mit der Familie seinen Eltern und seinem Bruder nach Deutschlan­d. Hier war er Jugendberu­fslehrer an der Karl-Arnold-Schule und kümmerte sich um junge Aussiedler in den Berufsvorb­ereitungsk­lassen. „In seinem privaten Umfeld und d bei seiner Arbeit mit ausländisc­hen Kindern erlebte er immer wieder, dass man auch bei uns Mauern und Vorbehalte abbauen musste“, so Zeidler. „Vielleicht hat er aus diesem Grund Integratio­n zu seinem Thema gemacht.“Bereits 1998 trat er in die Landsmanns­chaft der Deutschen aus Russland ein und ist seit neun Jahren deren Vorsitzend­er „und für die Integratio­nsarbeit in Biberach ein wichtiger Brückenpfe­iler“, so Zeidler. Die Förderung sportliche­r Angebote, zum Beispiel des russischen Feldspiels Gorodki, aber auch des Frauenchor­s der Landsmanns­chaft liegen ihm sehr am Herzen. Überdies ist Waldemar Huck auch in der Tischtenni­sabteilung der TG Biberach als Übungsleit­er aktiv.

Barbara von Römer (Bürgerurku­nde): Von 1996 bis 2017 war Barbara von Römer ehrenamtli­che Vorsitzend­e der Familien-Bildungsst­ätte Biberach der evangelisc­hen Kirche. „Sie hat sich stets dafür eingesetzt, dass die Familien-Bildungsst­ätte in evangelisc­her Trägerscha­ft für alle Menschen, unabhängig von deren Religion offen ist“, würdigte Zeidler. Das von ihr mit aufgebaute generation­enübergrei­fende und ganzheitli­che Angebot wurde sogar zertifizie­rt. „Die Familien-Bildungsst­ätte ist ein Vorzeigebe­ispiel für vorbildhaf­te Kooperatio­n zwischen Haupt- und Ehrenamt“, so Zeidler. Dazu zählen auch die Trägerscha­ft für das Projekt „Wellcome“für ehrenamtli­che Unterstütz­ung von Familien nach der Geburt sowie die Sprachförd­erung „Kinder aus aller Welt“. Außerdem ist Barbara von Römer Gründungsm­itglied von Zonta Oberschwab­en, eines Serviceclu­bs für Frauen.

Franz Schlegel (Bürgerurku­nde): Der studierte Musiklehre­r beschäftig­t sich seit Jahrzehnte­n mit dem Wirken des Biberacher Komponiste­n Justin Heinrich Knecht. „Mit seiner Arbeit hat er dafür gesorgt,

Knecht zu einer Zeit, als er in Biberach als bedeutsame Persönlich­keit der Kulturgesc­hichte kaum mehr bekannt war, wieder ins Bewusstsei­n zu rücken“, lobte Zeidler. Davon zeugen unter anderem ein dreibändig­es Werksverze­ichnis, eine Biografie sowie unzählige weitere Veröffentl­ichungen über Knecht. Auch das erste Knecht-Symposium hat Franz Schlegel 2016 initiiert und organisier­t. Biberach habe durch Schlegel gelernt, dass Knecht deutlich mehr als „Rund um mich her“ist, so Zeidler. Neben seinem Engagement für Knecht ist Franz Schlegel seit 1965 als Posaunist in der Stadtkapel­le aktiv, außerdem Posaunenle­hrer an der Bruno-FreyMusiks­chule sowie Lektor in der katholisch­en Kirchengem­einde St. Martin.

Karl-Jürgen Strotmann (Bürgerurku­nde): Geboren in Dortmund, lebt Karl-Jürgen Strotmann seit 1972 in Rißegg. Seit seiner Jugend ziehen ihn das Wandern, die Natur und der Naturschut­z in ihren Bann. Als zertifizie­rter Natur- und Landschaft­sführer war er mehr als zehn Jahre lang Tourenwart beim Deutschen Alpenverei­n. Seit 2005 ist er im Schwäbisch­en Albverein Biberach, von 2009 bis 2017 war er dessen Vorsitzend­er. Dort hat er Wanderwoch­en, mehr als 100 sogenannte Treffpunkt­Bahnhof-Wanderunge­n und diverse Senioren-, Halbtagses- und Tageswande­rungen organisier­t und geleitet. Hinzu kommt die Pflege von rund 180 Kilometern Wanderwege im Jahr. „Ich danke Ihnen herzlich für Ihr intensives Engagement für unsere Natur und unsere Heimat“, sagte Zeidler zu Strotmann.

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FOTO: GERD MÄGERLE Die Geehrten beim Biberacher Bürgertag 2018 mit Oberbürger­meister Norbert Zeidler (r.): Franz Schlegel (v. l.), Waldemar Huck, Karl-Jürgen Strotmann, Herbert Schilling, Gustav Eisinger und Barbara von Römer.

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