Schwäbische Zeitung (Biberach)
Langes Warten auf die Geburtsurkunde
Vater ärgert sich über das Standesamt – Wie die Stadt Abhilfe schaffen will.
BIBERACH - Vier Wochen hat Daniel Ehringer aus Maselheim gewartet, bis er vom Standesamt der Stadt Biberach endlich die Geburtsurkunde für seinen zweiten Sohn erhielt, der im September in der hiesigen Klinik zur Welt kam. Für den Vater ein Ärgernis, das für weitere behördliche Verzögerungen sorgte. Bei der Stadtverwaltung begründet man die lange Wartezeit mit einem personellen Engpass.
„Wie kann es sein, dass ein Amt in Biberach es den Familien so schwer macht?“, fragt sich Daniel Ehringer. Am 11. September brachte seine Frau in der Biberacher Klinik den zweiten Sohn der Familie zur Welt. „Unser erster Sohn wurde im März 2017 in Neu-Ulm geboren, diesmal wollten wir in der Nähe bleiben“, sagt der 32Jährige.
Um den Geburtstermin herum hatte sich der junge Vater drei Wochen Urlaub genommen. „Ich dachte, dass ich in dieser Zeit die ganze Bürokratie erledigen könnte, die mit der Geburt eines Kindes verbunden ist.“Bei seinem ersten Sohn habe er vom Standesamt Neu-Ulm die Geburtsurkunde innerhalb von einer Woche zugeschickt bekommen.
Vom Biberacher Standesamt hatte er nach einer Woche noch keine Post. „Als ich dort anrief, sagte man mir, ich müsse noch mindestens zwei bis drei Wochen warten“, sagt der 32Jährige. Er sei völlig perplex gewesen und habe nochmals nachgefragt, ob es wirklich so lange dauere. „Darauf hieß es, es sei Urlaubszeit, außerdem gebe es gerade viele Heiratswillige und die hätten Vorrang. Im Oktober komme ein neuer Mitarbeiter, dann gehe es wieder schneller“, erzählt Ehringer.
Für den Maselheimer war das nur ein schwacher Trost. „Ich habe die Anträge für Eltern- und Kindergeld vorbereitet und kann sie nicht abschicken, weil die Geburtsurkunde fehlt. Das heißt, wir bekommen zunächst einmal auch das Geld nicht.“Denn die Bearbeitung dieser Anträge benötige ebenfalls Zeit. Auch eine Versichertenkarte für das Neugeborene gebe es erst bei Vorlage der Geburtsurkunde. Das bereite Probleme bei den notwendigen Vorsorgeuntersuchungen. „Solange wir die Geburtsurkunde nicht haben, existiert das Kind quasi gar nicht“, sagt Ehringer.
Er habe Verständnis, dass es nicht von einem Tag auf den anderen gehe, „aber vier Wochen sind dafür einfach zu lang“. Das habe er Oberbürgermeister Norbert Zeidler auch per EMail geschrieben.
Rückstände aufgearbeitet
Bei der Stadtverwaltung weiß man um die langen Wartezeiten. „Wir hatten im Standesamt für einige Wochen einen personellen Engpass“, sagt Pressesprecherin Andrea Appel. Zu Beginn des Monats habe aber ein neuer Kollege seinen Dienst angetreten. „Die Rückstände sollten in der Zwischenzeit aufgearbeitet sein.“Man sei bemüht, Geburtsurkunden innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Geburt auszustellen.
Generell sei die Zahl der Geburten, die im Biberacher Standesamt beurkundet werden, in den vergangenen Jahren gestiegen, seit der Klinikbetreiber Sana seine Geburtshilfe zentral nach Biberach verlagert habe, so Appel. Und Oberbürgermeister Norbert Zeidler macht noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam: „Es gibt im Bereich der Standesbeamten durchaus einen Fachkräftemangel.“