Schwäbische Zeitung (Biberach)
Homepage ist nicht mehr ausreichend
Vortrag bei OTG-Jahrestreffen: Datenmanagement im digitalen Zeitalter
BAD BUCHAU - Ein Umdenken forderte Florian Bauhuber von den Akteuren der Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG) bei deren Jahrestreffen in Bad Buchau. Es sei an der Zeit, sich von der Website als dem einen zentralen Kanal des Marketings zu verabschieden. Der Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Tourismuszukunft rief dazu auf, mittels Linked Open Data die Marktmacht von Google und Co. zu brechen und touristische Inhalte potenziellen Interessenten zugänglich zu machen. Das sei eine operative Herausforderung der nächsten Jahre, führe aber auch zu einer „neuen Welt, die sich auftut“.
„Eine Homepage zu basteln und online zu stellen, ist nicht mehr ausreichend“, konstatierte Bauhuber: „Neue Lösungen sind gefordert.“Der Markt habe sich verändert, Global Players und globale Plattformen geben den Ton an, wobei die Schwerpunkte in den USA und in Asien liegen. Die Akteure nutzen ihre Marktmacht und bestimmen die Regeln auch im Tourismus. Bauhuber spricht vom digitalen Wandel 2.0 – und dem Beginn eines neuen Zeitalters. Daneben gebe es einen politischen Handlungsdruck aus dem Koalitionsvertrag: Die Bundesregierung plane ein Open-Data-Gesetz, nach dem durch öffentliche Mittel erworbene Daten frei verfügbar sein müssen. In Italien sei das bereits der Status quo. In Baden-Württemberg werde es Teil der Landestourismusstrategie werden: „Aus touristischer Perspektive ist der Wille da, den Daten Freiheit zu geben.“
Hinzu komme eine technologische Veränderung im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Ein Beispiel dafür ist der Sprachassistent Alexa. Bei der OTG-Jahrestagung im vorigen Jahr habe damit noch kein Teilnehmer zu tun gehabt, in diesem Jahr streckten sich auf die Befragung des Referenten acht Hände. Google Maps liefere Reiseziele aus Oberschwaben, die durchaus relevant seien. Die Ergebnisse seien nicht durch klassische Suchmaschinenoptimierung beeinflussbar. Google biete bereits komplette Reiseführer: „Die Datenkrake funktioniert.“Die Folge: Der Kunde geht nicht mehr auf die Homepage eines Anbieters.
Wer beispielsweise Events in Bad Buchau googelt, findet eine große Anzahl von Veranstaltungen – aber eben nicht in Bad Buchau, wo sicher auch was geboten wäre, sondern in Biberach, Bad Schussenried oder Ehingen. „Wenn nix da ist, wird es aus der Umgebung genommen“, so Bauhuber. Es stelle sich die Frage, wie man mit den eigenen Daten in die Wissensbasis der großen Akteure gelange. „Dazu müssen sie strukturiert und offen sein“, erläuterte der Referent. Es sei ein gemeinsamer Standard einzuhalten, wie die Daten zur Verfügung gestellt und ausgezeichnet werden. Dieser gemeinsame Standard nennt sich schema.org. Bei entsprechender Auszeichnung spielt Google die Ergebnisse nach oben. Das sei eine neue Art der Suchmaschinenoptimierung, funktioniere aber nur für definierte Datenschemen – derzeit beispielsweise nicht für Wander- und Radtouren. Die Lösung sei ein sogenannter Knowledge-Graph, der den Inhalt maschinenlesbar macht, um was für eine Veranstaltung es sich handelt. Ziel für die Tourismusregion müsse es letztendlich sein, digital präsent zu sein und die Daten dorthin zu bringen, wo der Kunde sie braucht.
Linked Open Data bezeichnete Bauhuber als „bestmögliche Art, wie man Daten öffnen kann“. Durch die Verlinkung werden sie Teil einer großen, offenen Datenwelt in der Open Data Cloud – aber das sei nicht die gleiche wie die von Google und Co. Für die OTG-Touristiker sei der nächste Schritt zunächst eine „Content-Inventur“. Die Daten müssen in ein nach gleicher Logik ausgezeichnetes, maschinenlesbares Format übertragen werden. Die gute Nachricht: „Ihr dürft eure Systeme behalten.“