Schwäbische Zeitung (Biberach)
Als Hauptgericht ein Hamlet-Omelett
Der Kabarettist Willy Astor braucht etwas, bis er die Biberacher zum Lachen bringt
BIBERACH - Anfangs noch nicht ganz auf Betriebstemperatur hat Willy Astor im erweiterten Theatersaal der Stadthalle Biberach mit seinen mal albernen, mal brillanten Wortspielereien unterhalten. Das Publikum reiste teils von weit her an. Am besten war Astor da, wo seine sprachlichen und musikalischen Talente eine enge Verbindung eingehen konnten. Die Performance seines neuen humoristischen Programms scheint jedoch noch ausbaufähig.
Wohl auch durch eine Erkältung kam der bayrische Kabarettist in Biberach erst langsam in die Gänge. Ein langatmig und vollmundig angekündigtes, eigens für Biberach komponiertes Liedchen zur Eröffnung war – darin bestand der Witz – nur zwei kurze Verszeilen lang, weit kürzer als die Ankündigung. Mehr oder weniger freiwillige Probanden aus den ersten Reihen assistierten Astor in der Aufwärmphase als Lieferanten für Situationskomik. Wo die Fragen nach Beruf, Wohnort oder die mehr oder weniger modische Kleidung keine zündenden Ideen lieferten, musste die „fluffige“Ponyfrisur einer Besucherin als „Running Gag“herhalten. Der Beifall blieb spärlich.
Die Umdeutung von „Optimismus“in „ob die Miss muss“, wenn das „Playmate“als „Bläh-Maid“im gequälten Catwalkschritt über den Laufsteg stolziert, produzierte die ersten herzhaften Lacher. Im „Kräuterlied“steckten doppeldeutige Anspielungen aus dem Alltag, wenn etwa die resolute Nachbarin auf die harmlose Frage des Hobbykochs, ob sie denn 'nen „Dill do hätt‘“mit einer schallenden Ohrfeige reagierte. Nicht alle Zweideutigkeiten erschlossen sich auf Anhieb, bedeutungsschwere Pausen und Betonungen erleichterten jedoch den Zugang.
Die heuer nicht enden wollende „Sommerhitz“inspirierte Astor zu einer Mixtur aus „Sommerhits“, in denen sich Harry Belafontes „Matilda“zu „Passbilda“oder Tom Jones „Sex Bomb“bei einem erotischen Zahnarztbesuch in eine „Sex Plomb“verwandelten. Eine kurzweilig-witzige Geschichte aus lauter mit „A“beginnenden Worten verblüffte, eine Nachdichtung von Shakespeares „Hamlet“als schmackhaftes („Schmeckt Dir’s“) „Omelett“amüsierte. Auch der bewährte „PuberTier“-Song in einer jugendlichen Rap-Parodie zu Keyboard-BegleitAutomatik unterhielt bestens. Brutzel-Willies tolle Hollywood-Rolle entpuppte sich als große Tesa-Rolle und Prinz Omelett (Teil zwei) brachte das erwartete Zitat: „Schleim oder nicht Schleim, das ist hier die Frage“.
Wie sich „A-Braham“und „B-Braham“, welche ein „C-Braham“(Zebra habn‘), zusammenfanden, geriet zum Publikumsrenner, während „Fingerfood“vom Sägewerk eher makaber daherkam. Ganz schön albern erwies sich danach die italienische Küche des „Don Parmesano vom Bund der Verriebenen“, derweil eine Drohne die Minestrone herbei brachte, während Astor die Zipperlein der älteren Generation zu ohrwurmverdächtigen Oldies in einem „Senioren-Medley“karikierte.
Gegen Ende der Vorstellung häuften sich die musikalischen Beiträge, die Anspielungen und Doppeldeutigkeiten verdichteten sich, der Spaß kumulierte. Dass sich „Gauland“alias „Gauleiter“auf „wird niemals gescheiter“reimt, war ebenso einen Sonderapplaus wert, wie das „Vornamen-Gruppenspiel“, der mit Harmonizer getunte Afrika-Song oder die „Kaulquappensocken“, in denen der Schabernack schließlich auf die Spitze getrieben wurde. Besinnlich endete der Abend mit einer instrumentalen Zugabe aus den „Sounds of Islands“, bevor der Künstler mit dem „Ponyexpress“„lappenlos durch die Nacht“in sein Hotel fuhr, um zur Melodie von Biene Maja mit dem Präsidenten in die Heia zu steigen.