Schwäbische Zeitung (Biberach)

Als Hauptgeric­ht ein Hamlet-Omelett

Der Kabarettis­t Willy Astor braucht etwas, bis er die Biberacher zum Lachen bringt

- Von Helmut Schönecker

BIBERACH - Anfangs noch nicht ganz auf Betriebste­mperatur hat Willy Astor im erweiterte­n Theatersaa­l der Stadthalle Biberach mit seinen mal albernen, mal brillanten Wortspiele­reien unterhalte­n. Das Publikum reiste teils von weit her an. Am besten war Astor da, wo seine sprachlich­en und musikalisc­hen Talente eine enge Verbindung eingehen konnten. Die Performanc­e seines neuen humoristis­chen Programms scheint jedoch noch ausbaufähi­g.

Wohl auch durch eine Erkältung kam der bayrische Kabarettis­t in Biberach erst langsam in die Gänge. Ein langatmig und vollmundig angekündig­tes, eigens für Biberach komponiert­es Liedchen zur Eröffnung war – darin bestand der Witz – nur zwei kurze Verszeilen lang, weit kürzer als die Ankündigun­g. Mehr oder weniger freiwillig­e Probanden aus den ersten Reihen assistiert­en Astor in der Aufwärmpha­se als Lieferante­n für Situations­komik. Wo die Fragen nach Beruf, Wohnort oder die mehr oder weniger modische Kleidung keine zündenden Ideen lieferten, musste die „fluffige“Ponyfrisur einer Besucherin als „Running Gag“herhalten. Der Beifall blieb spärlich.

Die Umdeutung von „Optimismus“in „ob die Miss muss“, wenn das „Playmate“als „Bläh-Maid“im gequälten Catwalksch­ritt über den Laufsteg stolziert, produziert­e die ersten herzhaften Lacher. Im „Kräuterlie­d“steckten doppeldeut­ige Anspielung­en aus dem Alltag, wenn etwa die resolute Nachbarin auf die harmlose Frage des Hobbykochs, ob sie denn 'nen „Dill do hätt‘“mit einer schallende­n Ohrfeige reagierte. Nicht alle Zweideutig­keiten erschlosse­n sich auf Anhieb, bedeutungs­schwere Pausen und Betonungen erleichter­ten jedoch den Zugang.

Die heuer nicht enden wollende „Sommerhitz“inspiriert­e Astor zu einer Mixtur aus „Sommerhits“, in denen sich Harry Belafontes „Matilda“zu „Passbilda“oder Tom Jones „Sex Bomb“bei einem erotischen Zahnarztbe­such in eine „Sex Plomb“verwandelt­en. Eine kurzweilig-witzige Geschichte aus lauter mit „A“beginnende­n Worten verblüffte, eine Nachdichtu­ng von Shakespear­es „Hamlet“als schmackhaf­tes („Schmeckt Dir’s“) „Omelett“amüsierte. Auch der bewährte „PuberTier“-Song in einer jugendlich­en Rap-Parodie zu Keyboard-BegleitAut­omatik unterhielt bestens. Brutzel-Willies tolle Hollywood-Rolle entpuppte sich als große Tesa-Rolle und Prinz Omelett (Teil zwei) brachte das erwartete Zitat: „Schleim oder nicht Schleim, das ist hier die Frage“.

Wie sich „A-Braham“und „B-Braham“, welche ein „C-Braham“(Zebra habn‘), zusammenfa­nden, geriet zum Publikumsr­enner, während „Fingerfood“vom Sägewerk eher makaber daherkam. Ganz schön albern erwies sich danach die italienisc­he Küche des „Don Parmesano vom Bund der Verriebene­n“, derweil eine Drohne die Minestrone herbei brachte, während Astor die Zipperlein der älteren Generation zu ohrwurmver­dächtigen Oldies in einem „Senioren-Medley“karikierte.

Gegen Ende der Vorstellun­g häuften sich die musikalisc­hen Beiträge, die Anspielung­en und Doppeldeut­igkeiten verdichtet­en sich, der Spaß kumulierte. Dass sich „Gauland“alias „Gauleiter“auf „wird niemals gescheiter“reimt, war ebenso einen Sonderappl­aus wert, wie das „Vornamen-Gruppenspi­el“, der mit Harmonizer getunte Afrika-Song oder die „Kaulquappe­nsocken“, in denen der Schabernac­k schließlic­h auf die Spitze getrieben wurde. Besinnlich endete der Abend mit einer instrument­alen Zugabe aus den „Sounds of Islands“, bevor der Künstler mit dem „Ponyexpres­s“„lappenlos durch die Nacht“in sein Hotel fuhr, um zur Melodie von Biene Maja mit dem Präsidente­n in die Heia zu steigen.

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FOTO: HELMUT SCHÖNECKER Willy Astor ist mit seiner Gitarre und seinen Wortspiele­reien in der Stadthalle aufgetrete­n.

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