Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wie ein Studium nach der Ausbildung
Experten beantworten Fragen der SZ-Leser rund um das Thema Weiterbildung
BIBERACH - Experten haben Leser der „Schwäbischen Zeitung“Tipps gegeben, welche Möglichkeiten der Weiterbildung es gibt. Bei der Telefonaktion mit der Arbeitsgemeinschaft für berufliche Fortbildung meldeten sich einige Menschen, die sich unter anderem über ein berufsbegleitendes Studium oder eine berufliche Neuorientierung informierten.
So suchte zum Beispiel bei Sirko Nell, Leiter der Abteilung Weiterbildung bei der IHK Ulm, ein Vater Hilfe, dessen 17 Jahre alter Sohn Ingenieur werden möchte. Mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche entschied sich der junge Mann zunächst für eine Ausbildung im Bereich Sanitär/Heizung/Klima. „Wie mir der Vater schilderte, entwickelt sich der Sohn richtig gut“, sagt Nell. Nach der Lehre soll sich deshalb ein Studium anschließen, was auch mit einem Hauptschulabschluss möglich ist. „Das funktioniert dann, sobald er einen Meistertitel hat“, erläutert Nell. Auch könnte der Auszubildende das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholen, um so die Hochschulreife zu erwerben.
Einen Schritt weiter ist da ein Anrufer, der sich an Johann Ceh, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft berufliche Fortbildung, wandte. Der 35-Jährige hat bereits seinen Meister in Elektrotechnik absolviert. Jetzt möchte er ein Studium draufsetzen, weil dies schon immer sein Traum gewesen ist. Grundsätzlich sei das möglich, so Ceh. Aber eben auch mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. „Die ersten drei Semester sind für Meister besonders hart, weil die Inhalte sehr theoretisch sind“, erläutert der Vorsitzende. Ein Abiturient würde sich hierbei leichter tun: „Danach können Meister ihr praktisches Wissen einbringen und haben es leichter.“
Fragen zu diesem Komplex beantwortete auch Sonja Sälzle vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der Hochschule Biberach. Es gibt eine Reihe an berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen. „Jedoch sollten sich Interessierte im Vorfeld auch über die Zulassungsvoraussetzungen informieren“, empfiehlt Sälzle. Diese seien von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Manche führten Auswahlgespräche, andere forderten einen Eignungstest.
Martina Christ, Teamleiterin der Arbeitsvermittlung bei der Agentur für Arbeit, hatte eine Frau in der Leitung, die demnächst ihre Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt abschließt. Danach plant sie, den Betriebswirt zu machen. Dafür muss sie aber ihren Job kündigen, weil ihr Arbeitgeber sie nicht noch einmal freistellen möchte. „Sie wollte wissen, ob sie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I hat“, sagt Christ. Diesen hat die Betroffene, wenn sie ausreichend Versicherungsjahre zusammenbringt und keine Fristen versäumt: „Wichtig ist, sich rechtzeitig mit uns in Verbindung zu setzen.“
Eine berufliche Neuorientierung strebt eine Zahnarzthelferin an. Im Gespräch mit Gerhard Mehrke, Leiter des Büros für berufliche Fortbildung, lotete sie ihre Möglichkeiten aus. Denn nach ein paar Jahren im Beruf sehnt sie sich nach einer neuen Aufgabe: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Fachwirt im Gesundheitsbereich oder medizinische Dokumentarin für sie eine Option sein könnte.“Wie der Weg dorthin genau aussieht, wollen sie in einem persönlichen Gespräch erörtern.