Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kreisel soll gefährliche Kreuzung entschärfen
Eigentlich sind die Sichtverhältnisse an der Einmündung bei Sinningen gut – und doch kracht es immer wieder
KIRCHBERG - Wenn der Feuerwehralarm wegen eines Unfalls an der berüchtigten Kreuzung bei Sinningen heruntergeht, ist bei vielen die Anspannung groß: Wie heftig hat es diesmal gekracht? Teils schwere Unfälle haben sich in der Vergangenheit an der Stelle ereignet, wo die Kreisstraße 7594 aus dem bayerischen Altenstadt und die Landesstraße 260 aufeinandertreffen. Kirchbergs Verwaltung und Gemeinderat fordern nun, dass das Land Baden-Württemberg dort einen Kreisverkehr baut.
Ein junger Autofahrer ist auf der L 260 von Kirchberg kommend in Richtung Balzheim unterwegs, als ihm ein 71-Jähriger an der Kreuzung die Vorfahrt nimmt. Beide Autos kollidieren im Frühjahr dieses Jahres miteinander, ein damals 23-Jähriger zieht sich schwere Verletzungen zu. Ende September kommt an dieser Stelle nach einem Zusammenstoß ein Fahrzeug
„Bei einigen Unfällen war großes Glück dabei, dass es keinen Toten gab.“Bürgermeister Jochen Stuber
von der Straße ab und überschlägt sich in einem Feld. Ein Rettungshubschrauber fliegt den 51-jährigen Fahrer in ein Traumazentrum. Die Liste von Unfällen an dieser Kreuzung ließe sich um weitere Beispiele ergänzen. „Bei einigen Unfällen war großes Glück dabei, dass es keinen Toten gab“, erläutert Bürgermeister Jochen Stuber. Auch er habe schon in die Bremsen treten müssen, weil ihm die Vorfahrt genommen wurde.
Dubios beziehungsweise beängstigend sei, warum es dort immer wieder krache, erläutert Stuber. Die Äste der Kreuzung seien nicht rechtwinklig zueinander, die Sonne steht in den Abendstunden zu tief oder die Verkehrsteilnehmer seien zu schnell unterwegs – diese Punkte nennt der Bürgermeister als mögliche Gründe, warum es dort so gefährlich sei. Aber die eine Ursache gebe es nicht, bekräftigt der Rathauschef.
Das zeigt auch eine Verkehrsschau, deren Ergebnisse in dieser Woche dem Gemeinderat präsentiert wurden. Die Verwaltung schaute sich mit Polizei und Landratsamt Ende Juli den Kreuzungsbereich näher an. Bei sechs der bis zur Verkehrsschau aufgenommenen Unfälle kollidierten Linksabbieger aus der K 7594 mit von links auf der L 260 herannahenden Fahrzeugen (aus Richtung Sinningen). In zwei anderen Fällen kollidierten die Rechtseinbieger von der K 7594 in die L 260 mit Fahrzeugen auf der L 260 aus Richtung Sinningen. Nicht erklären konnten sich die Teilnehmer der Verkehrsschau drei Unfälle, bei denen Linksabbieger von der L 260 in die K 7594 (aus Richtung Balzheim) in den Gegenverkehr prallten. Zwischen Ende Juli und Anfang Oktober ereigneten sich zwei weitere Unfälle, einer davon forderte Schwerverletzte.
Die Sichtverhältnisse an der Kreuzung werden laut dem Protokoll der Verkehrsschau als „sehr gut“bewertet. Aber: Baulich sei die Kreuzung unübersichtlich, Verkehrsteilnehmer könnten die Situation nicht schnell genug erfassen. Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Tübingen und dem Straßenamt des Landkreises Biberach soll nun geprüft werden, ob ein Umbau möglich ist. Für Stuber und den Gemeinderat gibt es nur eine Option: einen Kreisverkehr. Die Kreuzung befinde sich auf der Gemarkung Kirchberg, dafür notwendige Grundstücke gehörten der Gemeinde, dem Kreis und dem Land Baden-Württemberg, so Stuber. „Am Platzbedarf für einen Kreisel sollte es also nicht scheitern.“
Es war nicht die erste Verkehrsschau, welche die Gemeinde Kirchberg beantragt hatte. Bei einem Termin vor einigen Jahren hieß es noch: Es bestehe kein Handlungsbedarf. Warum die Akteure jetzt zu einer anderen Einschätzung gelangten, kann sich Stuber nicht im Detail erklären: „Seit Jahren passieren dort regelmäßig Unfälle.“Eine Einschätzung, die nicht nur er teilt. In Balzheim, der Nachbargemeinde im Alb-DonauKreis, wächst der Druck ebenfalls auf die Verantwortlichen. Auch mit dem Markt Altenstadt befindet sich die Kirchberger Verwaltung in Gesprächen. „Es wäre toll, wenn alle drei Kommunen bei einer gemeinsamen Erklärung im Boot wären“, hofft Stuber. Damit könnte die regionale Bedeutung und Dringlichkeit eines Kreisverkehr untermauert werden.
Ob und wann dort ein Kreisel entstehen könnte, ist aber völlig unklar. „Ich habe keine Erfahrung, wie lange so ein Prozess dauert“, so Stuber. Daher soll nun als vorübergehende Lösung geprüft werden, ob eine Stopstelle mit Hinweisschilder, die eine erhöhte Unfallgefahr anzeigen, eingerichtet werden kann. Darüber hinaus sollen Zählungen und Geschwindigkeitsmessungen stattfinden. Ebenfalls soll es Tempo-Kontrollen etwas weiter östlich auf der K 7594 geben. Unter anderem ist auf Höhe der Altenstadter Straße ein Fahrradfahrer beim Queren der Kreisstraße tödlich verunglückt.