Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Ein Cowboy kann sich herausnehmen, was er will“
The BossHoss über ihre ungebrochene Faszination für den Wilden Westen und Countrymusic
Mit bekannten Songs wie „Hey Ya!“und „ Say A Little Prayer“im Country-Gewand sind Alec Völkel und Sascha Vollmer vor mehr als zehn Jahren auf der Bildfläche erschienen. Am Freitag, 26. Oktober, erscheint ihr neues Album „Black Is Beautiful“. Eva-Maria Peter hat mit den Musikern über Cowboys, Cover und Castingshows gesprochen.
Viele verbinden The BossHoss noch heute mit weißen Feinrippunterhemden, Cowboyhüten, Sonnenbrillen und Countrysongs. Seid ihr manchmal selbst genervt vom Cowboy-Image?
Alec: Ein Cowboy zu sein, ist was Gutes. Wir haben es hinbekommen, dass uns alle damit verbinden. Das Image trägt uns. Wenn BossHoss in town ist, wissen die Leute, die Cowboys sind da.
Sascha: Wir finden es cool, Cowboys zu sein. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wenn wir nur Cowboy-Musik machen würden, wäre das einschränkend. Wir spielen mit Country-Einflüssen, machen aber genauso Rock und Pop.
Wenn ihr 2018 starten würdet, würdet ihr euch dann wieder für diesen Weg entscheiden?
Alec: Die größte Stärke des Cowboys ist, dass er immer die Freiheit hat, sich herauszunehmen, was er will.
Lucky Luke, Terence Hill oder die Dalton Brüder? Welcher der bekannten Cowboys passt am besten zu euch?
Alec: Keiner! Ich denke „Django Unchained“passt am ehesten. Sascha: Oder „Die glorreichen Sieben“. Das passt gut zu unserer siebenköpfigen Band.
Am 26. Oktober erscheint euer achtes Album „Black Is Beautiful“, an dem ihr 20 Monate gearbeitet habt. Was dürfen eure Fans erwarten?
Alec: Das Album ist unser größter Wurf. Es ist facettenreich und vereint viele Genres.
Sascha: Die kreative Pause hat uns gutgetan und unseren musikalischen Horizont erweitert.
Also sind Country und Rockabilly nicht mehr euer Steckenpferd?
Alec: Country und Rockabilly sind unsere Wurzeln, Rock´n´Roll und Blues ganz wichtig fürs Fundament. Sasha: Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen. Jeder Musiker, der etwas anderes sagt, lügt. Es gibt
so viele interessante Musikrichtungen, mit denen wir spielen wollen. Im Teenageralter angefangen, entfaltet sich der Musikgeschmack immer mehr. Heute haben wir die Möglichkeit, alle Einflüsse in unsere Musik einfließen zu lassen.
Was wollt ihr mit dem Albumtitel „Black Is Beautiful“ausdrücken? Schwarz ist ja eine polarisierende Farbe: schwarzer Kaffee, Schwarzer Peter, das kleine Schwarze, schwarzer Humor. Was ist schwarz und schön für euch?
Alec: Schwarz ist die Farbe des Rock ´n´ Roll. Die Dunkelheit der Nacht gibt den Mantel für unser Album. Wir sind nachts unterwegs, nachts auf der Bühne, im Tourbus, nachts aktiv, nachts kreativ. Wir lieben die Nacht.
Was reizt euch an Covern? Oder reizen euch Cover überhaupt noch?
Alec: Es war damals eine Schnapsidee beim Bierchen in der Bar, Songs die wir kennen in den Country-Style zu packen. Wir machen das immer
noch gerne und haben live auch viele Cover im Programm. Das neue Album sollte aber autark sein. Sascha: Sag niemals nie. Covern ist nichts Schlechtes. Bei der TV-Show „Sing meinen Song“haben wir da ja auch noch mal Cover-Erfahrungen gesammelt. Wichtig ist uns nur: Wir wollen nicht mehr auf Cover reduziert werden.
Warum singt ihr eigentlich nicht auf Deutsch?
Alec: Bei „Sing meinen Song“haben wir das versucht. Wir haben schnell
gemerkt: Für uns als Band ist Deutsch keine Option. Sascha: Zumindest nicht nur. Es wird niemals ein deutsches Album geben.
Inwiefern hat sich das Musikbusiness aus eurer Sicht in den vergangenen 13 Jahren verändert?
Alec: Der Tonträgermarkt an sich hat sich extrem gewandelt. Als wir anfingen, gab es Maxi-CDs. Der illegale Download war ein Problem. Heute gibt es frei zugängliche Streaming-Möglichkeiten. Das ist krass und in der Wertschöpfungskette nicht ideal. Es zeigt wenig Respekt gegenüber den Künstlern. Wir müssen anders unser tägliches Brot verdienen.
Sascha: Vielleicht wieder mit Vinyl? Skurrilerweise war bei unseren Anfängen Vinyl am Aussterben, und jetzt sage ich: Die Vinyl wird die CD überleben. Die CD wird’s irgendwann nicht mehr geben.
Alec hat gesagt: „Castingshows sind der Antichrist!“Glaubt ihr trotz eurer Jury-Teilnahme bei „The Voice“an Casting Formate?
Alec: Das Zitat war lange Zeit vor „The Voice“. Und das war auch eher an „DSDS“gerichtet. Da geht es nämlich gar nicht um die Musik. Der Sender will Geld verdienen, indem er Menschen zum Heinz macht. Aber klar, Castingshows können ein Sprungbrett sein.
Sascha: Es gehört viel Glück und Durchhaltevermögen dazu. Ich würde niemandem sagen: Wenn du es schaffen willst, geh in eine Castingshow. Die beste Waffe ist viel Proben, gute Songs machen, rausgehen und viel spielen.
Und was vermisst du, Sascha, als gebürtiger Schwabe neben Familie und Freunde am meisten in Berlin?
Sascha: Ich lebe seit 20 Jahren in Berlin und habe zwei Heimaten: Ländle und Städtle. Maultaschen und Kässpätzle fehlen mir in Berlin. An die schwäbische Küche kommt kein Land heran.
Live 2019: 23.3. Stuttgart, Schleyerhalle; 28.3. München, Zenith; 30.3. CH-Zürich, Samsung Hall.