Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wie ein Biber zum Filmstar wird
Monika und Martina Plura haben die witzigen Trailer für die Filmfestspiele gedreht
BIBERACH - Was haben Filme wie „Psycho“, „E.T.“, „Der Pate“oder „Taxi Driver“mit einem Biber, Biberach und den Filmfestspielen zu tun? Die Antwort erfahren noch bis Sonntag die rund 15 000 Besucher der Biberacher Filmfestspiele. Vor jedem Film, der dort gezeigt wird, läuft ein sogenannter Trailer, der auf witzige Weise für das Festival wirbt. Die insgesamt vier kleinen Filmchen sorgen für viel Gelächter in den Kinosälen und sind schon jetzt die heimlichen Gewinner des Festivals, auch wenn sie natürlich keinen Preis bekommen. Gedreht haben sie die Zwillingsschwestern Monika (Regie) und Martina Plura (Kamera) aus Hamburg.
Die Plura-Zwillinge haben 2015 mit ihrem TV-Film „Vorstadtrocker“den Fernsehbiber der Biberacher Filmfestspiele gewonnen und waren seither immer wieder mit Filmen hier vertreten. „Wir haben Biberach und dem Festival wirklich sehr viel zu verdanken“, sagt Monika Plura. Für sie und ihre Schwester war es deshalb keine Frage, Ja zu sagen, als der Biberacher Filmfestverein Anfang des Jahres fragte, ob sie Lust hätten, die Trailer für das 40. Festival zu drehen.
„Der Verein wünschte sich, dass es zum Jubiläum ein besonderes Geschenk an Adrian Kutter wird, deshalb haben wir versucht, Schauspieler dafür zu gewinnen, die ihn gut kennen und schon in Biberach zu Gast waren“, sagt Monika Plura. Kutters Frau Helga ließ den beiden Filmemacherinnen eine Liste mit rund 30 Namen zukommen.
Allerdings sei danach viel Zeit ins
Land gegangen, bis etwas geschah. „Meine Schwester hat in Köln gedreht, ich in Berlin und im Frühjahr haben wir gedacht: Oh Gott, warum haben wir den Biberachern nur zugesagt“, sagt Monika Plura.
Im Sommer fiel dann die Entscheidung , dass die Trailer berühmte Filmszenen zitieren sollten, die dann jeweils mit einem Biber aufgelöst werden. So kam beispielsweise die berühmte Duschszene aus „Psycho“oder auch der liebenswerte Außerirdische „E.T.“in die engere Auswahl.
Nun wartete aber bereits das nächste Problem auf die filmenden Zwillinge. „Wir hatten eigentlich vor, dass wir mit einem echten Biber drehen, bis uns Tiertrainer sagten, dass die nicht zu dressieren sind“, erzählt Martina Plura. Auch die Pläne, mit einer Nutria (Biberratte) zu drehen, ließen sich nicht umsetzen.
Stattdessen erinnernten sich die Plura-Schwestern an den Puppenspieler Bruno Belil, mit dem sie bereits zusammengearbeitet hatten. „Der war sofort begeistert, als wir ihn fragten, ob er nicht eine Biberpuppe für uns bauen könnte“, sagt Monika Plura. „Der hat sich daraufhin ein ganzes Wochenende Biber-Dokus angeguckt, um die Tiere zu studieren.“
Weil zu berühmten Filmszenen auch Filmmusik gehört, mussten die
Pluras auch hier einige Hürden überwinden. „Für die Originalmusiken hatten wir die Rechte nicht“, so Monika Plura. Sie beauftragten deshalb den Komponisten Daniel Hoffknecht, Musik zu schreiben, die so ähnlich klingt wie die originale. Eingespielt wurde diese dann im Oktober vom 80-köpfigen Sinfonieorchester Budapest Scoring in Ungarn, bei dem man bestimmte Zeiten zum Einspielen eigener Filmmusiken buchen kann. „Per Internet waren wir live zugeschaltet, um noch Dinge korrigieren zu können“, sagt Martina Plura.
Abenteuerlicher Dreh
Abenteuerlich war auch der eigentliche Dreh der Trailer am 20./21. Oktober in Hamburg – also nur neun Tage vor der Filmfesteröffnung. Über Bekannte gelang es den beiden Schwestern bei der Produktionsfirma Studio Hamburg ein riesiges Studio für ein Wochenende anzumieten. „Da werden sonst große Quizshows aufgezeichnet und nun kamen wir mit unseren kleinen Kulissen-Stellwänden“, sagt Monika Plura.
Zugesagt hatten unter anderem auch die Schauspieler Kim Riedle, Fabian Busch, Jochen Nickel, Johannes Klaußner, Till Butterbach und Lotta Doll. „Es hätten gerne noch viel mehr mitgemacht, aber die hatten an dem
Wochenende keine Zeit“, so Martina Plura. Nur für die „E.T.“-Szene wurden keine Promis engagiert: Die beiden Kinder sind Cousin und Cousine der Plura-Schwestern. „Unsere Eltern haben sie extra aus Rheinland-Pfalz nach Hamburg gefahren und sie übers Wochenende betreut“, sagt Monika Plura.
Damit die Trailer auch möglichst exakt aussehen wie die Filmklassiker, lief während des Drehs auf einem Monitor immer die Originalszene mit, um Details in Kostümen, Requisiten und Einstellungen abgleichen zu können.
Herausgekommen sind vier Szenen, die den Vergleich mit den großen Originalen nicht scheuen müssen; vor allem dann nicht, wenn man die Kürze der Zeit betrachtet, in der sie entstanden sind. Monika und Martina Plura würden gerne noch weitere Trailer drehen. „Wir hätten für nächstes Jahr noch viele weitere Ideen. Wenn’s klappt, kommen wir nächstes Jahr wieder nach Biberach und bringen auch unsere Biberpuppe mit“, sagt Monika Plura.
Zu sehen gibt es alle Trailer und eine Bildergalerie von den Dreharbeiten
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