Schwäbische Zeitung (Biberach)
Pflanzen, die an Wänden wachsen
Gut fürs Klima und die Seele – So klappt die vertikale Innenraumbegrünung
BONN (dpa) - Pflanzen verbessern das Raumklima, doch der Platz für sie ist manchmal knapp. Dann können etwa Wände oder Raumteiler begrünt werden. „Innenraumbegrünung hat viele positive Eigenschaften“, sagt Gunter Mann, Präsident vom Bundesverband GebäudeGrün. Neben der wohltuenden Wirkung, die Pflanzen auf Menschen haben, verbessert die erhöhte Luftfeuchtigkeit das Raumklima. Außerdem können Pflanzen Staub und Schadstoffe binden sowie Lärm schlucken.
Die vertikale Raumbegrünung lässt sich auf vielfältige Weise realisieren, sagt Folko Kullmann, der zu dem Thema ein Buch geschrieben hat. Blumenampeln kann man an der Decke anbringen. In Kletterspaliere und Gitter lassen sich Töpfe hängen. Magnetische Blumentöpfe haften am Kühlschrank oder an einer Pinnwand. Auch Bilderrahmen lassen sich bepflanzen. Wichtig sei hier eine sichere Verankerung an der Wand, erklärt Kullmann, „denn mit Pflanzen, Töpfen und Erde kommt einiges an Gewicht zusammen“. Man sollte auf eine sichere Abdichtung zur Wand und nach unten achten, um Schimmelbildung zu verhindern.
Mit Zusatzbeleuchtung und Nährlösung zu üppigem Grün
Gut klappt die Raumbegrünung mit Pflanzen, die mit geringerer Helligkeit leben können – etwa Farne, Blattpflanzen, Bromelien. Bei der Platzierung müsse beachtet werden, dass die verfügbare Lichtmenge schnell abnimmt, je weiter die Pflanze vom Fenster entfernt ist, sagt Kullmann. Planung ist also wichtig.
Dem Experten zufolge bleiben von 20 000 Lux Beleuchtungsstärke an einem hellen Südfenster in einem Meter Entfernung im Raum noch 2500, in zwei Meter Entfernung 1200
und in drei Meter Entfernung 750 Lux. „Ohne Zusatzbeleuchtung kommt man da nicht aus.“
Grundsätzlich seien alle rankenden Pflanzen geeignet, sagt Jürgen Herrmannsdörfer vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur. Vorzugsweise sollten Arten mit flachen Wurzeln verwendet werden. Wegen der relativ konstanten Temperatur in Wohn- und Arbeitsräumen eignen sich vor allem tropische bis subtropische Pflanzen. Bei der Auswahl können Online-Datenbanken helfen, die Auskunft über Lichtund Temperaturanforderungen geben. Optimal wäre eine Zimmertemperatur von 18 bis 22 Grad.
Die Temperatur der Nährlösung für die Pflanzen sollte nicht unter 16 Grad liegen – die Wasser- und Nährstoffaufnahme werde sonst gehemmt. Bei der Pflege noch zu beachten: Nach dem Einwachsen muss fortlaufend zurückgeschnitten werden. Deshalb sollte man schon bei der Pflanzenauswahl auf gute Schnittverträglichkeit Wert legen.
Bei fest installierten Pflanzenwänden sind Statik und Tragfähigkeit von Wand und Boden zu beachten, wie Mann erklärt. Dazu kommen Zu- und Ableitungen für die Wasserversorgung, Stromanschluss und eventuell ein Technikschrank zur Schaltung einer automatischen Bewässerung sowie der Beleuchtung.
Nach Erfahrungen von Herrmannsdörfer wird bei 75 Prozent der Standorte der Lichtkompensationspunkt unterschritten, zum Teil sogar bei schattenverträglichen Pflanzen wie der Efeutute. Gemeint ist der Punkt, bei dem die Beleuchtungsstärke so hoch ist, dass eine Pflanze die gleiche Menge Sauerstoff durch Photosynthese produziert, wie sie durch ihre Atmung verbraucht.
Durch LED-Pflanzenlichter wird die Vertikalbegrünung auch optisch aufgewertet. Beim Kauf der Leuchten sollte man auf die Farbtemperatur achten, erklärt Herrmannsdörfer. Erst ab 5000 Kelvin, besser 5500, werde die Zusammensetzung von Tageslicht erreicht.