Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nichts als Komplimente
Dortmund reist selbstbewusst zu Atletico Madrid – und verdrängt die Bayern-Gedanken
DORTMUND (SID/dpa) - Borussia Dortmund hat Atletico Madrid gedemütigt, jetzt droht dem BundesligaSpitzenreiter die Rache der stolzen Spanier. „Der Stachel sitzt tief“, sagte Sportdirektor Michael Zorc angesichts des beeindruckenden 4:0-Hinspielsieges und erwartet am heutigen Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) in der Champions League „wütende Madrilenen“.
Nach der erteilten Lehrstunde für die Defensivkünstler des Europa-League-Siegers rechnet auch Sebastian Kehl damit, dass „Atletico sehr motiviert sein wird und mit großer Kampfeslust in das Spiel geht“. Atletico werde alles versuchen, „dieses Ergebnis zu revidieren“, so der Leiter der Lizenzspielerabteilung.
Doch die in dieser Saison in 15 Pflichtspielen immer noch unbesiegten Dortmunder – Trainer Lucien Favre übertrumpfte mit dem 1:0-Sieg in Wolfsburg den Dortmunder Startrekord von Ex-Coach Thomas Tuchel – gehen mit breiter Brust in das Duell im Stadion Wanda Metropolitano, wo am 1. Juni 2019 auch das Endspiel der Königsklasse stattfindet.
So weit denkt beim achtmaligen deutschen Meister natürlich noch niemand, doch nach dem peinlichen Vorrunden-Aus in der Vorsaison winkt in der spanischen Hauptstadt der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse. „Wir sind entschlossen den Lauf fortzusetzen“, sagte der belgische Nationalspieler Axel Witsel.
Sollten Monaco und Brügge im frühen Spiel heute wie im ersten Duell remis spielen, stünde der BVB schon vor dem Anpfiff in der K.o.-Phase. Doch die mit enormem Selbstvertrauen ausgestatteten Westfalen wollen sich nicht auf Schützenhilfe verlassen. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen“, sagte Thomas Delaney. Auch ein Schreckmoment beim Landeanflug am Montag, als der BVB-Flieger durchstarten musste und deshalb mit über einer halben Stunde Verspätung ankam, konnte die Vorfreude nicht trüben.
Nur Diallo fällt aus
Zum Start der Hammer-Woche mit den Spielen in Madrid und gegen Bayern München erklärte der BVB das Bundesliga-Topspiel gegen den deutschen Rekordmeister am Samstag derweil zum Tabuthema. „Wir tun gut daran“, mahnte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, „uns komplett auf Atletico zu fokussieren.“Mit einem Erfolg beim spanischen Vizemeister, der am Samstag in Leganes 1:1 spielte und derzeit Ligadritter vier Punkte hinter Barca ist, hätte sich der BVB vorzeitig den Gruppensieg gesichert und den Vereinsstartrekord von vier Siegen in der Königsklasse von 2014/15 eingestellt. Innenverteidiger Manuel Akanji rechnet allerdings mit einem „harten Spiel“und ist sich sicher, dass Atletico „eine Reaktion zeigen will“.
Doch dafür ist der BVB gerüstet – auch personell. Favre, der seinen Kollegen Diego Simeone „einen der besten Trainer der Welt“nannte, kann wieder auf Mario Götze und Lukasz Piszczek zurückgreifen, nur Verteidiger Abdou Diallo (Adduktorenzerrung) fehlt weiter. Simeone gab das Kompliment an Favre zurück: „Dortmund ist eines der besten Teams in Europa. Sie spielen einen spektakulären Fußball. Setzten sie das fort, haben sie hervorragende Chancen, die Bundesliga zu gewinnen.“Weltmeister Antoine Griezmann sagte derweil: „Wir sollten Dortmund schlagen. Wir wollen die kleinen Schwachstellen hinten, wo sie verwundbar sind, ausnutzen. Wir wollen geschlossen verteidigen und angreifen, wenn sich die Chance dazu bietet.“Dass es diese Schwächen gibt, zeigte Dortmund in Wolfsburg, als Dan-Axel Zagadou, zuweilen in der Innenverteidigung noch Bruder Leichtfuß, gegen Marcel Tisserand kurz vor Abpfiff ein Trikotzupfer unterlief, der einen Elfmeter gerechtfertigt hätte. So vergrößerte der BVB den Abstand auf Bayern auf vier Punkte – am Samstag könnten bereits sieben daraus werden.