Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nur der Krieg hielt die Blutreiter vom Mitreiten ab
Blutreitergruppe Ellwangen feiert 90-jähriges Bestehen und erinnert an die Anfänge im Jahr 1928
ELLWANGEN (sz) - 90 Jahre ist es her, dass in Ellwangen eine Handvoll engagierte Männer die örtliche Blutreitergruppe gründete. Bis heute wird die Tradition in dem Roter Teilort in Ehren hochgehalten. Am vergangenen Wochenende feierten die Mitglieder das 90-jährige Bestehen mit einem Festgottesdienst.
Es war das Jahr 1928, als einige Ellwanger beschlossen, künftig als Blutreiter aufzutreten. Seither nehmen sie zusammen mit der Musikkapelle Ellwangen fast ununterbrochen am Blutritt in Bad Wurzach teil. Einzige Ausnahme waren die Kriegsjahre. Beide Gruppierungen, Musiker und Reiter, blicken nun im Jubiläumsjahr mit Stolz auf fast ein Jahrhundert Heilig-Blut-Verehrung zurück. Höhen und Tiefen haben diese lange Zeit mitgeprägt. War es 1928 die Agrar- und Weltwirtschaftskrise, so bedeutete der Beginn des Zweiten Weltkriegs zunächst das „Aus“für Blutritte in Oberschwaben. Erst nach sechs Jahren wurde 1946 wieder ein Blutritt durchgeführt. Viele Blutreiter mussten im Krieg ihr Leben lassen und unzählige Pferde wurden Opfer dieses grausamen Ereignisses.
Einen weiteren Rückschlag erhielten die Blutreitergruppen durch das Aufkommen der Traktoren. Die Pferde wurden aus ihren traditionellen Rollen immer mehr verdrängt, was für zahlreiche Blutreitergruppen das Ende bedeutete. Bei der Jubiläumsfeier wurde allen gedankt, ohne deren selbstlosen Einsatz man heute nicht mehr existieren würde. In die Zukunft schauend, versuchen die Blutreiter, gemäß dem Auftrag ihrer Gründer, in Verehrung des Heiligen Blutes Christi, die Pfarrgemeinde Ellwangen weiter würdig zu vertreten.
Beim abendlichen Festgottesdienst zogen die Mitglieder feierlich in die festlich geschmückte Pfarrkirche St. Kilian mit einer Fahnenabordnung des Musikvereins ein, gefolgt von einer großen Ministrantenschar und den beiden Zelebranten Dekan Ekkehard Schmid aus Weingarten und Pater Eugen Kloos vom Gottesberg. In seiner tiefgründigen und nachdenklichen Predigt griff Dekan Ekkehard Schmid den Roman „Fundbüro“von Siegfried Lenz auf, bei dem es um das Thema „was Menschen nicht alles verlieren“geht. Nach dem Gottesdienst war die ganze Ortschaft zu einem Stehempfang beim Sportheim eingeladen, bei dem die Musikkapelle Ellwangen aufspielte. In ihren Grußworten beglückwünschten Ortsvorsteherin Katja Frei und die stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats Ellwangen, Monika Trautmann, die Blutreitergruppe zu ihrem Jubiläum. Katja Frey überreichte in Vertretung von Bürgermeisterin Irene Brauchle ein Präsent und ein Bündel Möhren für die vierbeinigen Begleiter.