Schwäbische Zeitung (Biberach)
Etwas mehr Ruhe gönnen
Nein, aus einer reichen Stadt Biberach ist nicht über Nacht eine arme geworden, nur weil der städtische Haushalt jetzt erstmals in doppischer Form erstellt wird. Biberach geht es nach wir vor besser als den allermeisten Städten in diesem Land.
Dennoch öffnen die im neuen Haushaltsplan dargestellten Zahlen vielleicht manchem die Augen. In der Politik reden viele gerne von Nachhaltigkeit, denken aber nur von Neujahr bis Silvester, wenn es darum geht, wie die ganzen Wünsche finanziert werden sollen. Nach dem Motto: Ich will den neuen Kindergarten jetzt. Was das Gebäude in den nächsten Jahren im Betrieb kostet oder an Wert auch wieder verliert, interessiert mich erst mal nicht. Irgendwie unehrlich, oder?
Die Doppik ist insofern ehrlicher, weil sie genau das abbildet. In Biberach zeigen die Zahlen nun deutlich, dass sich die Stadt in den vergangenen Jahren vieles geleistet hat, was in den nächsten Jahren zum einen Geld kostet, zum anderen auch an Wert wieder verliert. Diese Kosten wieder zu erwirtschaften, ist auch in Zeiten guter Konjunktur ein ordentlicher Kraftakt, was sich darin zeigt, dass in Biberach nach heutiger Planung Ende 2019 „nur“eine Null steht. Viele Städte schaffen allerdings nicht mal das. Und viele der Investitionen waren notwendig, sie schaffen Ruhe für die Zukunft.
Für Biberach sollte der Fokus darauf liegen, sich diese Ruhe nach einer Hochphase an Investitionen in den nächsten Jahren auch mal zu gönnen und auf beschlossene Projekte nicht noch weitere draufzusatteln. Sonst wird es irgendwann auch mit der schwarzen Null nichts mehr.
g.maegerle@schwaebische.de