Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schüler gedenken der Opfer von Kriegen

Vertreter des ZfP Südwürttem­berg und der Stadt Bad Schussenri­ed begehen gemeinsam den Volkstraue­rtag

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BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Mit nachdenkli­chen Reden haben Vertreter des ZfP Südwürttem­berg und der Stadt Bad Schussenri­ed am Volkstraue­rtag gemeinsam am Mahnmal „Das offene Haus“an die Opfer von Kriegen und Gewaltherr­schaften erinnert.

Helmtraud Kantor, Regionaldi­rektorin Donau-Riß des ZfP Südwürttem­berg, beschrieb die Erinnerung an die Reichspogr­omnacht als „schmerzlic­h“, die sich vor wenigen Tagen zum 80. Mal jährte. Diese sei der Auftakt dafür gewesen, dass fortan offene Gewalt und Radikalisi­erung zum Handlungsr­epertoire des deutschen Staates gehörten. Tausende Juden wurden zur NS-Zeit verhaftet und getötet, aber auch andere Personengr­uppen wie Sinti, Roma, Homosexuel­le, geistig Behinderte oder psychisch Kranke.

In den vergangene­n Monaten stoße man immer wieder auf populistis­che Begriffe in den Medien, die irritieren, reflektier­te Kantor. Die Regionaldi­rektorin betonte aber auch die positiven Seiten der heutigen Zeit: „Was wir auch haben, ist eine Gesellscha­ft, die basierend auf unseren sozialen und demokratis­chen Werten, vielfältig, kreativ und lösungsfäh­ig ist.“Insbesonde­re im Hinblick auf unsere Geschichte seien wir doppelt dazu aufgerufen, wachsam und bedacht zu sein und nicht einfachen, schnellen Erklärunge­n nachzulauf­en.

„Hallo, mein Name ist Niklas. Ich bin 21. [...] Mir geht es gut. [...] Manchmal habe ich das Gefühl, vor Glück zu sterben. Zu sterben. Das muss das Stichwort sein.“Mit diesen Worten umrahmten die Schüler der Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeschule des ZfP ihren Beitrag. Das Gefühl, sterben zu müssen, mussten sicherlich einige der Menschen durchleben, von denen die Schüler berichtete­n – jedoch niemals vor Glück. Ob Betroffene von Anschlägen auf Weihnachts­märkten und Großverans­taltungen, die junge Frau namens Doaa, die erst von Syrien nach Ägypten und schließlic­h nach Deutschlan­d geflohen ist oder der kleine Joseph aus Westafrika, der wie viele andere psychisch Kranke in Ketten gelegt wurde.

Am Volkstraue­rtag solle auch an die psychisch kranken Menschen gedacht werden, die in der NS-Diktatur wegen ihrer Andersarti­gkeit in der Vergangenh­eit gefoltert und getötet wurden. Ein Schüler machte deutlich: „Das alles fühlt sich meist so weit von uns entfernt an. Heute wollen wir darauf aufmerksam machen, dass all dies näher ist als gedacht.“

Bürgermeis­ter Achim Deinet ging ebenfalls auf die deutsche Geschichte ein. „Heute können wir uns freuen, dass wir seit 70 Jahren in Frieden leben dürfen.“Man dürfe nicht nur zurückscha­uen, sondern müsse sich auch mit der Zukunft und deren Gestaltung beschäftig­en, appelliert­e er. Auch Klinikseel­sorgerin Elke Maisch verdeutlic­hte: „Heute ist ein Tag gegen das Vergessen.“Gott trage das Schicksal jedes einzelnen Opfers in seinem Herzen.

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FOTO: ZFP Die Schüler der Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeschule trugen einen berührende­n Beitrag vor.

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