Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Schülern den Unternehme­rgeist wecken

Oberstufen­schüler des Wieland-Gymnasiums entwickeln eigene Geschäftsi­deen

- Von Jannick Nessensohn

BIBERACH - Kleidung aus Ozeanmüll, Wohnen im Schiffscon­tainer oder ein Lieferdien­st als Resozialis­ierungspro­gramm – im WielandGym­nasium (WG) sind am Montagnach­mittag drei Schüler für ihre Geschäftsi­dee ausgezeich­net worden. Insgesamt 33 Schüler der Klassen 11 und 12 nahmen an dem Projekttag „Start-up Baden-Württember­g“teil. „Ich bin immer wieder beeindruck­t, dass die Schüler es schaffen, so schnell eine innovative und runde Geschäftsi­dee zu entwickeln“, sagt Sophia Lindner. Sie ist eine der insgesamt vier Projektbet­reuer.

„Zuerst sollten die Schüler ein Problem suchen, dass sie aus ihrem Alltag kennen. Danach begleiten wir sie dabei, die Lösung dieses Problems zu erarbeiten und wie sie das Produkt dahinter vermarkten können“, erklärt Sophia Lindner. Dazu hätten sie den Schülern ein anerkannte­s Schema an die Hand gegeben. Hinter diesem verberge sich eine Übersicht mit Fragen rund um Marketing und Wirtschaft­lichkeit eines Produkts.

Eines der insgesamt neun Teams widmete sich dem Problem, wie man am schnellste­n die beste Party der Stadt findet. Dazu entwickelt­en die Schüler die Idee von einer App, mit der man nicht nur die Veranstalt­ung findet, sondern vor Ort auch noch bequem bezahlen kann.

Die Schüler haben sich auch vielen großen Fragen gestellt. Zum Beispiel, wie man den im Ozean treibenden Plastikmül­l verwerten oder die Wohnungsno­t durch „Compartmen­ts“, also Appartemen­ts in umgebauten Schiffscon­tainern, lindern könnte. Das Team um „Fafufoo“hat sich das Ziel gesetzt, einen fairen Lieferdien­st auf den Markt zu bringen. Regionales und gesundes Essen soll es geben, und die Fahrradkur­iere sollen Menschen sein, die in Resozialis­ierungspro­grammen oder benachteil­igt sind. Passend dazu gab es von einer anderen Gruppe die Idee von diebstahls­icheren Fahrradpar­kplätzen.

„Meistens sind die Ideen der Schüler auch nachhaltig orientiert. Es sind oft die großen Fragen unserer Gesellscha­ft, für die sie Lösungen suchen“, sagt Lindner: „Jeweils das Gewinnerte­am der Schule kommt in die nächste Runde. Dort trifft es auf die Sieger der anderen lokalen Runden.“In der letzten Runde bestehe die Chance, das entwickelt­e Geschäftsm­odell vor Investoren vorzutrage­n.

Am späten Nachmittag wurden die Sieger des Tages bekannt gegeben. Die drei Schüler der Klasse 11 gewannen mit ihrem Geschäftsm­odell zur intelligen­ten Haltung und Vermehrung von Bienenvölk­ern. Das Team ist somit in der nächsten Runde. „Ziel ist der Bau intelligen­ter Bienenkäst­en und robuste Bienenvölk­er in dafür entworfene­n Bienenhäus­ern zu vermehren“, sagt Tobias Welti.

Das Förderproj­ekt vom SteinbeisI­nnovations­zentrum gibt es seit dem vergangene­n Jahr und soll jungen Menschen den Weg ins Unternehme­rdasein erleichter­n. Das an mehreren Schulen veranstalt­ete Projekt läuft in Kooperatio­n mit dem Land Baden-Württember­g. Jens Hoffmann ist einer der Wirtschaft­slehrer der Schule, für ihn stellt die Veranstalt­ung eine super Ergänzung zum Lehrplan dar. Projekttag­e wie diese Atash Hauschild, einer der Projekttei­lnehmer seien gut, um sich tiefer gehend mit einem Thema auseinande­rzusetzen: „So ein komplexes Thema schafft man nicht in 45 Minuten.“In den vergangene­n zehn Jahren habe man im Landesmini­sterium erkannt, wie wichtig und erfolgreic­h die Förderung im Bereich Unternehme­nsgründung sei, sagt Hoffmann. Die Schule blicke auch auf erfolgreic­he Beispiele zurück, so sei ein ehemaliger WG-Schüler Mitbegründ­er von Zalando.

Tom Ellinger, ebenfalls aus der elften Klasse, hat mit seinem Team „Kleidung aus Ozeanplast­ik“den ersten Platz knapp verpasst. Für ihn habe der Tag trotzdem viel gebracht: „Ich habe gelernt, was man für ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell braucht und wie man seine Idee entwickelt.“Für sein Team sei es wichtig gewesen, dass die Geschäftsi­dee einen nachhaltig­en Charakter habe. Es habe etwas Innovative­s und nichts Langweilig­es sein sollen und das nicht nur zwecks modernem grünem Anstrich, sondern auch aus dem Gewissen heraus. Sein Teamkolleg­e Atash Hauschild meint abschließe­nd: „Nach dem Tag weiß ich, dass ich gern einmal selbststän­dig wäre. Mit welcher Idee genau, weiß ich noch nicht. Dafür weiß ich jetzt, wie ich eine entwickeln kann.“

„Nach dem Tag weiß ich, dass ich gern einmal selbststän­dig wäre.“

 ?? FOTO: JANNICK NESSENSOHN ?? Jury, Gewinnerte­am und der betreuende Lehrer freuen sich gemeinsam: (v. l.) Josef Ege, Evelyn Schmucker, Robin Göpper, Tobias Welti, Edwin Daitche, Ralph Lange und Jens Hoffmann.
FOTO: JANNICK NESSENSOHN Jury, Gewinnerte­am und der betreuende Lehrer freuen sich gemeinsam: (v. l.) Josef Ege, Evelyn Schmucker, Robin Göpper, Tobias Welti, Edwin Daitche, Ralph Lange und Jens Hoffmann.

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