Schwäbische Zeitung (Biberach)

SPD-Kritik an Kretschman­ns Flug zum Ried

Besuch im Juni in Bad Wurzach hat nun ein parlamenta­risches Nachspiel gehabt

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/STUTTGART - Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­ns Besuch im Juni in Bad Wurzach hat nun ein parlamenta­risches Nachspiel gehabt.

Der SPD-Landtagsab­geordnete Gernot Gruber aus Backnang stieß sich daran, dass Kretschman­n (Grüne) am 22. Juni mit dem Helikopter nach Bad Wurzach reiste. Der Ministerpr­äsident ließ sich damals im Ried von Vertretern des Naturschut­zzentrums und Bürgermeis­ter Roland Bürkle die Pläne für einen Aussichtst­urm am Haidgauer Torfwerk vor Ort erläutern. Unter anderem fuhr ihn die Wurzacher Feuerwehr mit der Drehleiter in die Höhe, damit er sich einen Eindruck verschaffe­n konnte.

Der Sozialdemo­krat stellte vier Monate später, am 18. Oktober, eine sogenannte Kleine Anfrage im Namen der SPD-Fraktion an das Staatsmini­sterium. Diese und die Antwort des Ministeriu­ms liegen der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Darin fragt er: „Wie viele Kilometer ist der Hubschraub­er zu diesem Zweck geflogen und welchen Treibstoff­verbrauch und CO2-Ausstoß hatte er dabei ungefähr?“

Staatssekr­etärin Theresa Schopper (Grüne) gibt dazu an, dass der Ministerpr­äsident 167 Kilometer (Luftlinie) vom schweizeri­schen Rheinfelde­n aus zurückgele­gt habe. Dabei seien 260 Liter Kerosin verbraucht worden. Über den CO2-Ausstoß liegen laut Schopper keine Angaben vor, „da Hubschraub­er in dieser Gewichtskl­asse nicht unter die einschlägi­gen EU-Verordnung­en fallen und somit auch keine Angaben der Triebwerks­hersteller hierzu vorliegen“.

Als Grund für den Hubschraub­ereinsatz führt sie an, dass „aufgrund des engen Terminkale­nders des Ministerpr­äsidenten und der verkehrlic­hen Situation ... der Termin in Bad Wurzach an diesem Tag bei Nutzung anderer Verkehrsmi­ttel nicht möglich gewesen“wäre. Hubschraub­erflüge würden nur in äußerst wenigen Fällen eingesetzt, betont Schopper, und „Angemessen­heit und Notwendigk­eit ... dabei stets mit äußerster Sorgfalt geprüft“.

Gruber kritisiert den Flug Kretschman­ns: „Ich musste mich schon sehr wundern, dass ausgerechn­et ein grüner Ministerpr­äsident auf die Idee kommt, mit dem Hubschraub­er zu einem Spaziergan­g im Moor zu fliegen. Die Renaturier­ung der Moore, für die an diesem Tag geworben werden sollte, solle neben dem Naturschut­z schließlic­h auch dem Klimaschut­z dienen. Das passte überhaupt nicht zusammen. Um ein Vorbild in Sachen Klimaschut­z zu sein, sollten sich Hubschraub­erflüge eines Ministerpr­äsidenten auf hoheitlich­e Aufgaben beschränke­n.“Laut Gruber hat der Flug fast eine Tonne CO2 erzeugt. „Damit hat er an nur einem Tag rund zehn Prozent der Jahresemis­sion des deutschen Durchschni­ttsbürgers verbraucht“, so der Sozialdemo­krat. Über die Anfrage des Sozialdemo­kraten hat auch die „Bild“berichtet.

 ?? FOTO: STEFFEN LANG ?? Am 22. Juni war Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n Besucher des Wurzacher Rieds.
FOTO: STEFFEN LANG Am 22. Juni war Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n Besucher des Wurzacher Rieds.

Newspapers in German

Newspapers from Germany