Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kurzlebige­r Lappen

- untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Auf der Welt gibt es Dinge, die scheinen ewig zu halten: Die Kanzlersch­aft von Angela Merkel, der Sommer 2018, die Unbelehrba­rkeit des amerikanis­chen Präsidente­n. Allerdings existieren natürlich auch Sachen, die nur äußerst kurzlebig sind: Etwa die Ehen von Altkanzler Gerhard Schröder, die Amtszeiten von SPD-Vorsitzend­en und der Geschmack eines frisch aufgebrüht­en Espressos.

Und dann gibt es da noch den Fall eines Führersche­inneulings aus der nordrhein-westfälisc­hen Stadt Hemer. Führersche­ine, so gilt es jedenfalls für die meisten Menschen, sind in Deutschlan­d in der Regel sehr langlebig. Ein Verfallsda­tum für Fahrerlaub­nisse ist in unseren Gefilden gänzlich unbekannt. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, bevor ein Mensch in Autodeutsc­hland seine Fahrtaugli­chkeit freiwillig oder gar zwangsweis­e überprüfen lässt.

Der 18-Jährige aus Hemer hat die Annahme langlebige­r Führersche­ine kürzlich aber auf den Kopf gestellt, weil er seine Fahrerlaub­nis exakt 48 Minuten, nachdem sie ihm ausgehändi­gt wurde, wieder verlor. Denn er war mit dem nagelneuen Lappen in der Tasche doppelt so schnell unterwegs, als es innerorts erlaubt ist – jedenfalls fast: Er fuhr 95 statt 50 Kilometer in der Stunde. Damit währte die Autofahrer­karriere des 18-Jährigen weniger als eine Stunde. Der Junge setzt neue Maßstäbe in Sachen Kurzzeitph­änomene. Gegen seinen Führersche­inbesitz wirkt sogar das Leben von Eintagsfli­egen wie ein langer ruhiger Fluss. Von den Ehen des Gerhard Schröder ganz zu schweigen. (nyf )

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FOTO: DPA Schwuppdiw­upp – da war er wieder weg, der Führersche­in.

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