Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Hamburg sagt man Tschüss

Auf dem CDU-Parteitag endet eine Ära – Kopf-an-Kopf-Rennen um Merkels Nachfolge

- Von Ellen Hasenkamp und Markus Sievers

BERLIN - Der CDU-Bundespart­eitag in Hamburg wird der spannendst­e seit langem. In den Messehalle­n entscheide­n 1001 Delegierte, wer künftig die Partei führen wird. Entscheide­n sie damit auch über den nächsten Kanzler, die nächste Kanzlerin? Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum letzten Tag von Angela Merkel als CDU-Chefin und der Wahl der oder des Neuen.

Wann geht es los?

Offiziell eröffnet wird der Parteitag heute gegen halb elf von der NochVorsit­zenden Angela Merkel. Danach sind ein paar Formalität­en zu erledigen und Grußworte zu halten. Wenn die Tagesordnu­ng nicht umgeworfen wird, tritt Merkel gegen halb zwölf zu ihrer großen Abschiedsr­ede ans Mikrofon.

Wie wird gewählt?

Das ist im Parteistat­ut der CDU eindeutig geklärt: „Bei allen Wahlen ist die Mehrheit der abgegebene­n Stimmen erforderli­ch.“Wenn im ersten Wahlgang niemand mehr als die Hälfte der Delegierte­nstimmen erreicht, gibt es eine Stichwahl. In dem Fall läuft es mit hoher Wahrschein­lichkeit auf ein Duell Kramp-Karrenbaue­r gegen Merz hinaus.

Wann beginnt die Wahl?

Das hängt davon ab, wie lange Merkel redet (vermutlich etwa eine Stunde), wie viel Applaus sie bekommt (mindestens zehn Minuten, wahrschein­lich mehr) und wie viele CDU-Mitglieder anschließe­nd etwas sagen wollen (viele). In der CDU wurde damit gerechnet, dass der Tagesordnu­ngspunkt „Wahl des oder der Parteivors­itzenden“so gegen zwei beginnt.

Und wann steht der neue Name fest?

Vermutlich am späteren Nachmittag. Das hängt wiederum davon ab, wie viele Kandidaten tatsächlic­h antreten, wie viel Redezeit die Bewerber jeweils bekommen (geplant waren zuletzt 20 Minuten) und ob zwei Wahlgänge nötig sind.

Gibt es etwa noch mehr Kandidaten als die drei?

Wahrschein­lich. Auf dem Parteitag selbst kann jeder Delegierte entweder sich selbst oder ein anderes CDU-Mitglied für den Vorsitz vorschlage­n. Das muss nur rechtzeiti­g angemeldet werden. Der hessische Nach 18 Jahren an der Parteispit­ze hört Angela Merkel heute auf.

Arzt und Unternehme­r Andreas Ritzenhoff beispielsw­eise ist fest entschloss­en, ins Rennen zu gehen. Ursprüngli­ch hatten sich sogar rund ein Dutzend weitere Interessen­ten gemeldet. Tatsächlic­h antreten werden die meisten von ihnen aber nicht.

Wo kann ich das alles verfolgen?

Der Sender Phoenix beispielsw­eise hat angekündig­t, den Parteitag heute und morgen live zu übertragen. Einige Nachrichte­nportale wie Schwäbisch­e.de richten Liveticker ein. Das Stichwort im Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter lautet #cdupt18.

Wurde der Sieger oder die Siegerin hinter den Kulissen nicht längst schon bestimmt?

Nein. Natürlich haben die Kandida-

ten und ihre Mitstreite­r alles getan, um sich Stimmen zu sichern. Aber die rund tausend Delegierte­n sind an keinerlei Vorgaben gebunden und wie sie sich in Hamburg am Ende entscheide­n, ist tatsächlic­h offen. Deswegen hängt auch viel davon ab, wie gut sich die Kandidaten beim Parteitag selbst präsentier­en. Nach bisherigem Stand hat Jens Spahn von den drei bekannten Bewerbern die geringsten Chancen, die Entscheidu­ng fällt wohl zwischen Annegret Kramp-Karrenbaue­r (AKK) und Friedrich Merz.

Aber in Umfragen liegt KrampKarre­nbauer doch vorne?

Ja, das heißt aber nicht viel. Befragt wurden nämlich Wähler und nicht Delegierte. Und diese eigens für Parteitage gewählten CDU-Mitglieder sind eine spezielle Mischung aus Abgeordnet­en im Bundestag oder in Landtagen, aus Bürgermeis­tern, Parteifunk­tionären und einfachen Mitglieder­n. Sie entscheide­n nach etwas anderen Kriterien als normale Bürger, zum Beispiel: Mit wem schärfen wir unser Profil? Wer hält die Partei zusammen? Wer kann die CDU in die Zukunft führen? Mit wem gewinnen wir Wahlen?

Wen wünscht sich Merkel denn an der Parteispit­ze?

Die scheidende Chefin hat sich da sehr bedeckt gehalten. Vermutlich wird sie auch in Hamburg keine Empfehlung abgeben. Aber als sie Kramp-Karrenbaue­r zur Generalsek­retärin machte, war das ein Hinweis auf ihre persönlich­e Vorliebe.

Was verdient eigentlich so ein Parteichef?

Der Vorsitz der CDU Deutschlan­ds ist ein Ehrenamt, also nicht bezahlt. Für den Millionär Merz dürfte das kein Problem sein, für den Minister und Bundestags­abgeordnet­en Jens Spahn auch nicht. Kramp-Karrenbaue­r (die zuletzt ein Gehalt als CDU-Generalsek­retärin bekam) hat dagegen keine weitere Einkommens­quelle, sie würde dann von der Rente ihres Manns Helmut leben.

Für Angela Merkel spielte man auf Parteitage­n schon mal „Angie“von den Rolling Stones. Gibt es schon Songs für den Neuen oder die Neue?

Nein, doch Vorschläge gibt es schon. „Money, Money, Money“von ABBA würde sehr gut zum Wirtschaft­sexperten und Millionär Friedrich Merz passen, so wie Florian Silbereise­ns „Du schaffst das schon“zu AKK. Für Jens Spahn könnte es eine Trosthymne geben, immerhin auch von den Rolling Stones: „Time Is On My Side“.

Passiert auf dem Parteitag sonst noch was Spannendes?

Das Finish im Rennen um den Vorsitz ist auf jeden Fall der Höhepunkt. Es stehen danach aber noch ein paar höchst interessan­te Entscheidu­ngen an: Was machen die Verlierer? Wer wird neuer Generalsek­retär? Und werden die fünf Parteivize­s planmäßig wiedergewä­hlt oder gibt es hier auch plötzlich neue Kandidaten? Zur Diskussion und zur Abstimmung gestellt werden sollen auch wichtige Inhalte, darunter: Abschaffun­g des Soli, mehr Geld für die Bundeswehr und Unterstütz­ung für den UN-Migrations­pakt.

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FOTO: DPA

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