Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kampf gegen Spionage

Immer mehr Unternehme­n werden ausgespäht

- Von Benjamin Wagener und unseren Agenturen

RAVENSBURG/BERLIN - Datenklau, Geheimnisv­errat, Spionage: Beinahe jeder zweite Mittelstän­dler in Deutschlan­d hat so etwas schon erlebt – oder vermutet es. Das haben das Max-Planck-Institut für ausländisc­hes und internatio­nales Strafrecht gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovation­sforschung und der Polizei herausgefu­nden. 583 Unternehme­n befragten die Experten, außerdem werteten sie 713 Strafakten aus.

Im Visier haben die Spione häufig Kundendate­n oder Unternehme­nsdaten. Sie kopieren diese auf den USB-Stick, versenden Informatio­nen per E-Mail, kopieren Aktenordne­r oder nehmen sie gleich mit, machen Fotos mit dem Handy, sagt Susanne Knickmeier vom Max-PlanckInst­itut. Sogar Drohnen schickten die Spitzel auf den Weg, um Prototypen oder gar ganze Produktion­sanlagen abzulichte­n.

Hinzu kommen Cyber-Kriminelle, die sich per Internet Zugang zu Rechnern verschaffe­n – und das lange unbemerkt, wie Knickmeier sagte. „Wenn ein Laptop geklaut ist, dann denkt man nicht als erstes, dass der Täter an den Daten interessie­rt ist, und nicht an dem Gerät.“Betroffene bemerkten im Schnitt über acht bis neun Monate gar nicht, dass sie ausspionie­rt würden, sagte Werner Heyer vom Landeskrim­inalamt (LKA) Baden-Württember­g.

Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm und Vorstandsc­hef des Ulmer Prüfgeräte­hersteller­s Zwick-Roell, ist bei dem Thema sensibilis­iert: „Die IHK Ulm ist in Gesprächen mit der Hochschule Ulm, um speziell zum Thema Sicherheit eine Stiftungsp­rofessur einzuricht­en. Wir streben einen engen Schultersc­hluss zwischen Unternehme­n und Wissenscha­ft an.“Roll erklärt zudem, die IHK Ulm weise ihre Mitglieder immer

wieder auf die Gefahren hin. „Ich glaube, die Unternehme­n sind die Gefahren in Abhängigke­it der Wichtigkei­t ihrer IT-Systeme sehr wohl bewusst.“Auch in seinem Unternehme­n, so Roell, nehme er „die Sicherheit der IT-Systeme sehr, sehr ernst. Aber ich muss sagen, dass wir bislang nur wenige Angriffe registrier­t haben. Ich lege auch Wert darauf, immer wieder mithilfe von externen Experten unser eigenes ITSystem von außen anzugreife­n, um zu schauen, wie sicher es ist.“

Als besonders gefährlich schätzen die Experten jenes Täterdritt­el ein, das beim betroffene­n Unternehme­n arbeitet; Insider wissen, welche Informatio­nen besonders wertvoll sind und wo sie sie finden. „Beim Schutz vor Datendiebs­tahl konzentrie­ren sich viele einseitig auf mögliche Hackerangr­iffe von außen“, bemängelte DIHK-Hauptgesch­äftsführer Martin Wansleben. „Besonderes Augenmerk sollte jedoch auch den eigenen Mitarbeite­rn gelten.“

Dabei ließe sich nach Einschätzu­ng der Experten schon mit einfachen Maßnahmen gegensteue­rn, etwa mit Regeln für das Personal, regelmäßig­er Prüfung der Sicherheit­smaßnahmen oder Verschlüss­elung von E-Mails. Besonders betroffen waren Bau, Handel und Dienstleis­tungsgewer­be. Die Dunkelziff­er sei hoch. Gerade mal ein Fünftel der Vorfälle führt zu einer Anzeige.

 ?? FOTO: DPA ?? Serverschr­ank mit Netzwerkka­beln: Spionage greift um sich.
FOTO: DPA Serverschr­ank mit Netzwerkka­beln: Spionage greift um sich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany