Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Schokoladenseite der Philippinen
Die Insel Bohol hält Überraschendes parat – unter und über Wasser
Die Legende besagt, dass der Riese Arogo in das Mädchen Aloya verliebt war. Als sie starb, kullerten bei ihm die Tränen. „Die großen Tränen des Riesen sind noch heute in Form der Hügel zu sehen“, erzählt Reiseleiterin Marlyn Petalcorin. Es ist nicht die einzige Legende zur Entstehung der Chocolate Hills auf der philippinischen Insel Bohol. Eine andere berichtet von kämpfenden Riesen, die ihr Schlachtfeld unaufgeräumt hinterließen. Eine weitere handelt von einem überdimensionalen Wasserbüffel, dessen Ausscheidungen zu den Hügeln wurden.
Surreale Landschaft
Auch die Geologen sind sich nicht ganz einig, was die Entstehung dieser einzigartigen Landschaft angeht – wenn auch ihre Theorien weit weniger fantasievoll daherkommen. Von den grasbewachsenen Kalksteinhügeln geht jedenfalls eine besondere Faszination aus. Ein wenig wirken sie wie mit einer überdimensionalen Eiskelle geformt. 1776 gibt es von ihnen. Beim Ort Carmen führen 214 farbenprächtige Stufen auf einen der Hügel hinauf und man ist mittendrin in der surrealen Landschaft. Und wenn das Land herum trocken wird, dann verfärbt sich das Gras schokoladenbraun. So lässt sich der Name der Hügel erklären.
Apropos Schokolade: Ein modernes Märchen bekommen die Besucher im Dalareich Chocolate House erzählt. Unweit des Flughafens der Inselhauptstadt Tagbilaran betreibt Dalareich Polot mit ihrer Familie eine Schokoladenfabrik. Die 30-Jährige ist mit ihren vier Geschwistern als Tochter einer Straßenkehrerin und eines Tricycle-Fahrers aufgewachsen. Ihre umtriebige Mutter Elsa hat nach ihrer Schicht als Straßenkehrerin aus Kakaobohnen Tablea gemacht und verkauft. Tablea wird verwendet, um heiße Schokolade und Champorado, ein überaus leckeres schokoladiges Porridge aus Klebreis, zu kochen. „Mit dem Verkauf der Schokolade hat sie meine Geschwister und mich durch die Uni gebracht“, berichtet Polot Dalareich stolz. Und die junge Geschäftsfrau hat mehr Potenzial für das hochwertige Produkt gesehen. Um es auch in Supermärkten verkaufen zu können, hat sie sich eine ansehnlichere Verpackung überlegt. Und so ist „Tableya“nun in einer hübschen Pappschachtel im Supermarkt erhältlich. Andere Sorten sind dazugekommen – teils inspiriert durch ihren Aufenthalt als Stipendiatin in Belgien. Der Kakao, den Dalareich Polot für ihre Produkte verwendet, stammt nicht aus Plantagen, sondern aus Gärten. Etwa 100 Familien liefern ihr zu.
Farbenprächtige Unterwasserwelt
Was Bohol, die zehntgrößte der 7641 philippinischen Inseln, außer Schokolade und Chocolate Hills noch zu bieten hat? Da wären zum Beispiel die Koboldmakis. Die kleinen Primaten lassen sich im Schutzgebiet beobachten. Je länger man sich dort aufhält, desto leichter fällt es, die putzigen Kreaturen mit den riesigen Augen in den Bäumen zu entdecken.
Beliebt ist auch die Fahrt auf dem Loboc River. Die überdachten Boote treiben gemächlich den Fluß entlang, bis eine Enge bei einem Wasserfall das Umkehren erfordert. Wer lieber im statt auf dem Wasser ist, für den ist ein Schnorchelausflug das Richtige. Etwa 45 Minuten dauert die Überfahrt auf dem großen Boot von Bohol zur Insel Pamilacan, auf der 250 Menschen leben. Das kristallklare Wasser hält eine farbenprächtige Unterwasserwelt bereit. Mit einem schmalen kanuartigen Boot geht es ein paar Hundert Meter am Ufer entlang, um zu den abwechslungsreichsten Schnorchelstellen zu kommen. Hier zieht in Echtzeit eine Meeresdoku am Betrachter vorbei. Unzählige Fischarten sind unterwegs – alle ganz unterschiedlich gefärbt und gemustert. Da kommt etwas Schillerndes angeschwommen, dort etwas Gestreiftes. Im Augenwinkel nähert sich von links ein Schwarm von Fischen. Man könnte stundenlang beobachten, wie sich die Fische zwischen Korallen, blauen Seesternen, roten Seesternen mit Punkten und Seegurken tummeln.
Außergewöhnlicher Vulkan
Nach ausreichender Erholung geht es mit dem Flieger von Bohol auf die Insel Luzon, auf der sich auch die Hauptstadt Manila befindet. Von dort aus führt die Reise an den TaalSee. Seine Beschreibung klingt wie aus einem Fantasyroman: Da liegt ein See in dessen Mitte eine Vulkaninsel emporragt. Der Hauptkrater der Insel ist mit Wasser gefüllt, aus dem erneut eine Insel herausragt. Und so fantastisch das auch klingt, es ist ganz real: Vom Talisay Green Lake Resort setzt das Boot in etwa 20 Minuten über. Auf einer schmalen Bambusbrücke balancieren die Besucher zur Insel, die aus mindestens 35 Kegeln besteht, die durch verschiedene Ausbrüche miteinander verbunden sind. Vorbei an den Häusern des Dorfes geht es auf einem belebten Pfad in ein Waldstück. Der Pfad windet sich auf knapp zwei Kilometern Richtung Krater. Auch wenn das nicht nach viel klingt, sorgen schweißtreibende Temperaturen und die Höhenmeter doch für starkes Schwitzen. Verschnaufen lässt sich einerseits an den Stationen des am Pfad entlang angelegten Kreuzwegs oder bei findigen Verkäufern, die für Flüssigkeitszufuhr sorgen. Oben angekommen gibt es zur Belohnung frische Kokosnuss und einen Blick vom roten Kraterrand in den See, in dem tatsächlich eine Insel liegt – während man doch schon bereits auf einer Insel steht, die in einem See liegt.
Weitere Informationen unter www.morefunphilippines.de und Telefon 069/20893.
Die Recherche wurde unterstützt vom Department of Tourism der Philippinen.