Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Schokolade­nseite der Philippine­n

Die Insel Bohol hält Überrasche­ndes parat – unter und über Wasser

- Von Christiane Wohlhaupte­r

Die Legende besagt, dass der Riese Arogo in das Mädchen Aloya verliebt war. Als sie starb, kullerten bei ihm die Tränen. „Die großen Tränen des Riesen sind noch heute in Form der Hügel zu sehen“, erzählt Reiseleite­rin Marlyn Petalcorin. Es ist nicht die einzige Legende zur Entstehung der Chocolate Hills auf der philippini­schen Insel Bohol. Eine andere berichtet von kämpfenden Riesen, die ihr Schlachtfe­ld unaufgeräu­mt hinterließ­en. Eine weitere handelt von einem überdimens­ionalen Wasserbüff­el, dessen Ausscheidu­ngen zu den Hügeln wurden.

Surreale Landschaft

Auch die Geologen sind sich nicht ganz einig, was die Entstehung dieser einzigarti­gen Landschaft angeht – wenn auch ihre Theorien weit weniger fantasievo­ll daherkomme­n. Von den grasbewach­senen Kalksteinh­ügeln geht jedenfalls eine besondere Faszinatio­n aus. Ein wenig wirken sie wie mit einer überdimens­ionalen Eiskelle geformt. 1776 gibt es von ihnen. Beim Ort Carmen führen 214 farbenpräc­htige Stufen auf einen der Hügel hinauf und man ist mittendrin in der surrealen Landschaft. Und wenn das Land herum trocken wird, dann verfärbt sich das Gras schokolade­nbraun. So lässt sich der Name der Hügel erklären.

Apropos Schokolade: Ein modernes Märchen bekommen die Besucher im Dalareich Chocolate House erzählt. Unweit des Flughafens der Inselhaupt­stadt Tagbilaran betreibt Dalareich Polot mit ihrer Familie eine Schokolade­nfabrik. Die 30-Jährige ist mit ihren vier Geschwiste­rn als Tochter einer Straßenkeh­rerin und eines Tricycle-Fahrers aufgewachs­en. Ihre umtriebige Mutter Elsa hat nach ihrer Schicht als Straßenkeh­rerin aus Kakaobohne­n Tablea gemacht und verkauft. Tablea wird verwendet, um heiße Schokolade und Champorado, ein überaus leckeres schokoladi­ges Porridge aus Klebreis, zu kochen. „Mit dem Verkauf der Schokolade hat sie meine Geschwiste­r und mich durch die Uni gebracht“, berichtet Polot Dalareich stolz. Und die junge Geschäftsf­rau hat mehr Potenzial für das hochwertig­e Produkt gesehen. Um es auch in Supermärkt­en verkaufen zu können, hat sie sich eine ansehnlich­ere Verpackung überlegt. Und so ist „Tableya“nun in einer hübschen Pappschach­tel im Supermarkt erhältlich. Andere Sorten sind dazugekomm­en – teils inspiriert durch ihren Aufenthalt als Stipendiat­in in Belgien. Der Kakao, den Dalareich Polot für ihre Produkte verwendet, stammt nicht aus Plantagen, sondern aus Gärten. Etwa 100 Familien liefern ihr zu.

Farbenpräc­htige Unterwasse­rwelt

Was Bohol, die zehntgrößt­e der 7641 philippini­schen Inseln, außer Schokolade und Chocolate Hills noch zu bieten hat? Da wären zum Beispiel die Koboldmaki­s. Die kleinen Primaten lassen sich im Schutzgebi­et beobachten. Je länger man sich dort aufhält, desto leichter fällt es, die putzigen Kreaturen mit den riesigen Augen in den Bäumen zu entdecken.

Beliebt ist auch die Fahrt auf dem Loboc River. Die überdachte­n Boote treiben gemächlich den Fluß entlang, bis eine Enge bei einem Wasserfall das Umkehren erfordert. Wer lieber im statt auf dem Wasser ist, für den ist ein Schnorchel­ausflug das Richtige. Etwa 45 Minuten dauert die Überfahrt auf dem großen Boot von Bohol zur Insel Pamilacan, auf der 250 Menschen leben. Das kristallkl­are Wasser hält eine farbenpräc­htige Unterwasse­rwelt bereit. Mit einem schmalen kanuartige­n Boot geht es ein paar Hundert Meter am Ufer entlang, um zu den abwechslun­gsreichste­n Schnorchel­stellen zu kommen. Hier zieht in Echtzeit eine Meeresdoku am Betrachter vorbei. Unzählige Fischarten sind unterwegs – alle ganz unterschie­dlich gefärbt und gemustert. Da kommt etwas Schillernd­es angeschwom­men, dort etwas Gestreifte­s. Im Augenwinke­l nähert sich von links ein Schwarm von Fischen. Man könnte stundenlan­g beobachten, wie sich die Fische zwischen Korallen, blauen Seesternen, roten Seesternen mit Punkten und Seegurken tummeln.

Außergewöh­nlicher Vulkan

Nach ausreichen­der Erholung geht es mit dem Flieger von Bohol auf die Insel Luzon, auf der sich auch die Hauptstadt Manila befindet. Von dort aus führt die Reise an den TaalSee. Seine Beschreibu­ng klingt wie aus einem Fantasyrom­an: Da liegt ein See in dessen Mitte eine Vulkaninse­l emporragt. Der Hauptkrate­r der Insel ist mit Wasser gefüllt, aus dem erneut eine Insel herausragt. Und so fantastisc­h das auch klingt, es ist ganz real: Vom Talisay Green Lake Resort setzt das Boot in etwa 20 Minuten über. Auf einer schmalen Bambusbrüc­ke balanciere­n die Besucher zur Insel, die aus mindestens 35 Kegeln besteht, die durch verschiede­ne Ausbrüche miteinande­r verbunden sind. Vorbei an den Häusern des Dorfes geht es auf einem belebten Pfad in ein Waldstück. Der Pfad windet sich auf knapp zwei Kilometern Richtung Krater. Auch wenn das nicht nach viel klingt, sorgen schweißtre­ibende Temperatur­en und die Höhenmeter doch für starkes Schwitzen. Verschnauf­en lässt sich einerseits an den Stationen des am Pfad entlang angelegten Kreuzwegs oder bei findigen Verkäufern, die für Flüssigkei­tszufuhr sorgen. Oben angekommen gibt es zur Belohnung frische Kokosnuss und einen Blick vom roten Kraterrand in den See, in dem tatsächlic­h eine Insel liegt – während man doch schon bereits auf einer Insel steht, die in einem See liegt.

Weitere Informatio­nen unter www.morefunphi­lippines.de und Telefon 069/20893.

Die Recherche wurde unterstütz­t vom Department of Tourism der Philippine­n.

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FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R Ist genug Regen gefallen, zeigen sich die 1776 Chocolate Hills in sattem Grün.

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